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Wangen (SZ)

Politische Gemeinde des Kantons Schwyz, Bezirk March. Die aus den Dörfern Wangen, Nuolen und Siebnen bestehende Gemeinde wird vom Buechberg, dem Zürcher Obersee, der Wägitaler Aa und den Gemeinden Schübelbach und Tuggen umschlossen und liegt auf Schwemmland der Aa. 844 Wangas. 1743 469 Einwohnre; 1799 700; 1850 1345; 1900 1527; 1950 2284; 2000 4540.

Die Sand- und Kiesausbeutung bei Wangen-Nuolen in Ufernähe brachte neolithische und bronzezeitliche Einzelfunde ans Licht. Nach der Teilung der Mark Tuggen erscheinen in Urkunden Hof und Kirche Wangen. 844 im Besitz der Abtei Bobbio (Emilia-Romagna), 872 Kirche, Güter, Zinsen in der Hand des Klosters St. Gallen bzw. der Kirchenherren Wolfhart und Reginger, alemannische Edelleute. Wahrscheinlich sind Ansprüche mehrerer Grundherren. Im Hoch- und Spätmittelalter traten die Klöster Einsiedeln, St. Gallen, Rüti, Pfäfers und das Fraumünster Zürich sowie die Herren und Grafen von Rapperswil, Habsburg-Laufenburg und Toggenburg als konkurrierende Grundherren bzw. Lehensträger auf und erhoben Anspruch auf den Kirchensatz. 1477 erhielt das Land Schwyz die Kollatur, 1805 die Kirchgenossen Wangen. Der ursprüngliche Pfarreisprengel entsprach dem heutigen Gemeindebann und dem Genossenkreis. Von der Kirche Wangen spalteten sich im 9. oder 10. Jahrhundert Grundherrschaft und Kirche Nuolen ab. Eine 844 erwähnte Kirche war dem heiligen Kolumban geweiht, ab 1419 bestand ein Jakobs-, seit 1932 wieder ein Kolumbanspatrozinium. Umbauten erfolgten 1613-1614, 1639-1642, 1872-1873 und 1931-1932. Um 1400 bildete sich das Hofrecht von Wangen heraus; dort wird die Allmeind-Genosssame Wangen erwähnt. In der frühen Neuzeit wird zunehmend zwischen Kirch- und Allmeindgenossen unterschieden. In der Helvetik war Wangen eine Agentschaft im Distrikt Schänis, seit 1848 fungiert Wangen auch als politische Gemeinde.

Haupterwerb war in Wangen während Jahrhunderten die Land- und Forstwirtschaft in Ried-, (Alp-)Weide- und Waldgebieten sowie Pflanzländern. Ab 1537 wird ein Wasserleitungssystem der Aabächlein zur Versorgung der Höfe in der Ebene erwähnt. 1800-1918 ist Weinbau, 1830-1858 Schieferkohleabbau nachgewiesen. Am kanalisierten Mühlebach siedelte sich Ende des 17. Jahrhundert das Mühle- und Sägereigewerbe an, im 19. Jahrhundert die Textilindustrie. 1900 entstand die Seidenweberei C. Bachmann & Sohn, 1942 die Firma J. Meier. Wuhrbauten an der Aa verwandelten den Südwesten Wangens in Wiesen und Äcker. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde quer durch die Talsohle die Kantonsstrasse Tuggen-Wangen-Lachen gebaut. Um die Station Siebnen-Wangen der 1875 eröffneten Bahnlinie Zürich-Ziegelbrücke entstanden Gewerbe- und Wohnhäuser. Seit der Eröffnung der A3 1973 befindet sich in der Nähe von Wangen ein Autobahnanschluss. Nach 1920 und vor allem nach 1950 intensivierte sich die Bautätigkeit meist auf dem Land der Genosssame. Wangen wurde zur Dienstleistungs-, Industrie-, Gewerbe- und Wohngemeinde.

Quellen und Literatur

  • Kdm SZ NF 2, 1989, 482-514
  • A. Jörger, Genossame Wangen, 2000

Zitiervorschlag

Ralf Jacober: "Wangen (SZ)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.10.2015. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000724/2015-10-13/, konsultiert am 28.03.2024.