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Buochs

Politische Gemeinde des Kantons Nidwalden. Ehemaliges Strassendorf entlang des Kirchwegs nach Ennetbürgen, der Landstrasse nach Beckenried und zum Hafen, heute verstädtert. Am Westbecken des mittleren Vierwaldstättersees auf Schwemmland der Engelberger Aa und am Nordfuss des Buochserhorns gelegen. 1124 Boches, 1184 Buoches, 1210 Buches, 1229 Buchs. 1743 um 850 Einwohner; 1850 1284; 1900 1638; 1950 2355; 2000 4856.

Fünf Urnengräber (1968 ausgegraben) aus dem 1./2. Jahrhundert lassen hier eine kleine gallorömische Siedlung vermuten. Diese scheint das Römische Reich überdauert zu haben, ist doch der Ortsname vorgermanischen, vermutlich römischen Ursprungs. Ab dem 7. Jahrhundert Beginn des Landesausbaus in der Form von Streusiedlungen durch einwandernde Alemannen. Älteste Funde eines Gotteshauses am Standort der heutigen Kirche St. Martin (erbaut 1802-1807 nach Plänen von Niklaus Purtschert) reichen ins 10. Jahrhundert zurück. Buochs ist damit der zweitälteste Pfarrsprengel des Kantons. Er umfasste damals das ganze Gebiet «ennet der Aa» (mit Beckenried, Emmetten und Ennetbürgen). In die Patronatsrechte teilten sich im 12. Jahrhundert die beiden Benediktinerklöster Muri und Engelberg. Spätestens im 13. Jahrhundert tritt Engelberg als Alleininhaber auf. 1309 wurde die Kirche dem Kloster inkorporiert. 1454 kauften sich die Buochser Kirchgenossen los und erwarben dabei auch die Patronatsrechte; seither selbstständige Kirchgemeinde.

Die Herren von Altbüron und von Sellenbüren verfügten in Buochs über grossen Güterbesitz. Reiniger von Altbüron schenkte ihn im 11. Jahrhundert dem Kloster Muri, Konrad von Sellenbüren im 12. Jahrhundert der Abtei Engelberg. Das Murenser Eigen ging ebenfalls an Engelberg über, was die Abtei im 13. Jahrhundert veranlasste, ihre Besitzungen hofrechtlich zusammenzufassen. Die Verwaltung übertrug das Kloster Ministerialen (Herren von Buochs, von ihnen stammt das heutige Gemeindewappen), die wohl in den zwei überlieferten mittelalterlichen Wohntürmen lebten. Die dem Hof eigene Gerichtsbarkeit lebte im Buochser Siebnergericht bis 1850 weiter. Neben den feudalen Strukturen wurden auch vom 13. Jahrhundert an in der universitas de Buochs jene der Freien sichtbar, die sich später Dorfleute von Buochs nannten und sich 1399 ein eigenes Dorfrecht gaben (1433 erweitert). Mit den Bergleuten von Ennetbürgen verband sie bis 1910 die Verwaltung des Streulandes in der Ebene (1918-1923 melioriert), während der übrige Gemeinnutzen (Alpen, Wald) von beiden Körperschaften getrennt geregelt wurde (heute Genossenkorporation Buochs). 1463 und 1484 erwarben die Buochser vom Kloster Engelberg die Fahrrechte auf dem See, die sie bis ins 19. Jahrhundert ausübten; desgleichen die Fischenzen. Seit 1580 ist in Buochs eine von den Dorfleuten unterhaltene Deutschschule bezeugt, die 1664 ein erstes Schulhaus erhielt. Es wurde am 7. September 1798 wie der ganze Dorfkern ein Raub der Flammen. Ein neues Schulgebäude wurde erst wieder 1811 erbaut, diesmal von den Kirchgenossen.

Wirtschaftlich war Buochs bis ins 20. Jahrhundert stark von der Milchwirtschaft und Käseherstellung geprägt. Seit 1454 ist ein Jahrmarkt bezeugt. Verdienstmöglichkeiten brachten der Fischfang, die Schifffahrt, Mühlen (1422 erwähnt), Sägereien (1582), Gasthäuser (1638) und das dörfliche Handwerk. Im 18. Jahrhundert fand die textile Heimarbeit Verbreitung. 1838 wurde in Buochs ein Fabrikgebäude erstellt, in dem mit Unterbrüchen bis 1896 die Schappseidenindustrie (Camenzind & Sohn, ab 1884 Cornelius Kaiser) untergebracht war. Um 1900 hielt der Tourismus Einzug (2000 69'732 Logiernächte). 1938 wurde die Druckerei «Das Aufgebot» eingerichtet. Weitere Arbeitsplätze brachte im gleichen Jahr die Eröffnung des Militärflugplatzes. Neben einem vielfältigen Kleingewerbe sind heute grössere Betriebe im Hoch- und Tiefbau, in der Holzverarbeitung, im Transportwesen und im Landmaschinenbau erwähnenswert.

Eine eigene Sust diente als Güterumschlagplatz. Die alte Landstrasse über den Ennerberg nach Engelberg verzweigte sich in Wil nach Stans (neue Strasse zum Hauptort mit jetziger Linienführung ab 1861). Die Postkutschenverbindung mit Stans wurde 1924 durch Postautokurse ersetzt, die 1929 in Hergiswil den Anschluss ans SBB-Netz herstellten. Grössere Auswirkungen auf das Wachstum der Gemeinde hatte 1970 der Anschluss ans Autobahnnetz (A2). Die politische Gemeinde wurde 1850 als Bezirksgemeinde ins Leben gerufen, 1878 entstand die Schulgemeinde als selbstständige Institution. Die Aufgaben der 1877-1980 bestehenden Armengemeinde (1836 Errichtung eines Armen- und Waisenhauses) nimmt heute die politische Gemeinde wahr. 1990 Eröffnung des Alterswohnheims. Die bekannte Theatergesellschaft besitzt ein eigenes, 1878 eingeweihtes Theater mit 400 Sitzplätzen.

Quellen und Literatur

  • H. Achermann et al., Buochs, 1988
  • H. Achermann et al.Buochs in Wort und Bild, 1994
Von der Redaktion ergänzt
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Zitiervorschlag

Hansjakob Achermann: "Buochs", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.02.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000748/2010-02-19/, konsultiert am 18.04.2024.