Politische Gemeinde im Kanton Nidwalden. Die im Engelbergertal gelegene Gemeinde umfasst neben dem Dorf Wolfenschiessen die Fraktionen Altzellen und Oberrickenbach, den Weiler Dörfli sowie die Alpen Trüebsee, Arni, Lutersee, Kernalp, Steinalp, Sinsgäu und Bannalp. Wolfenschiessen ist die flächenmässig grösste Gemeinde Nidwaldens und reicht auf der linken Talseite bis hinauf zum Kleintitlis oberhalb von Engelberg. Um 1200 Wolvinscizin. 1850 1301 Einwohner; 1900 1096; 1950 1540; 1980 1524; 2000 1973.
Die grundherrlichen Rechte der Benediktinerabtei Muri in Wolfenschiessen aus dem 12. Jahrhundert gelangten im 13. und 14. Jahrhundert an das Kloster Murbach-Luzern und vor allem an die Abtei Engelberg. Letztere fasste ihren Besitz in Wolfenschiessen organisatorisch zu einem Hof zusammen, der als Verwaltungszentrum diente. Als Ammänner des Klosters amtierten Vertreter der Familie von Wolfenschiessen, die ihren Sitz im Turm des Dörfli hatten. Das Hofgericht von Wolfenschiessen lebte nach der Ablösung der klösterlichen Herrschaftsrechte noch bis 1850 im Siebnergericht weiter.
Im Spätmittelalter entstanden die Ürten Altzellen 1357, Oberrickenbach 1418, Büren ob dem Bach 1438 und Boden 1518. Sie entwickelten sich mit den Kirchgenossenschaften zu den tragenden politischen Institutionen auf kommunaler Ebene, zum Beispiel ab 1740 als Träger der Deutschen Schule, und hatten diese Stellung bis 1850 inne. Danach übernahm die politische Gemeinde einen grossen Teil der Aufgaben der Ürten.
Die erste, ab 1277 bezeugte Kirche in Wolfenschiessen war eine Filiale der Pfarrkirche in Stans. 1438 erhielt Wolfenschiessen einen eigenen Leutpriester und nach weiteren Abkurungsbestrebungen 1465 auch die freie Pfarrwahl. Ab 1469 bildete Wolfenschiessen eine selbstständige Pfarrei. Von ihr löste sich im 16. Jahrhundert die Kapelle Oberrickenbach ab. Zu den verschiedenen Einsiedlern in Wolfenschiessen zählten inbesondere Matthias Hattinger im 15. Jahrhundert sowie Konrad Scheuber im 16. Jahrhundert.
Die weithin sichtbare Kapelle St. Joder auf Altzellen wurde 1482 geweiht und 1692 vergrössert. Die alte mit zwei Seitenaltären versehene Pfarrkirche in Wolfenschiessen ersetzte 1775-1777 ein Neubau von Johann Anton Singer. Der gleiche Architekt erstellte 1786-1787 auch die Kapelle St. Peter und Paul in Oberrickenbach. Die Rundkapelle auf Trübsee wurde 1935 von Arnold Stöckli gebaut. Das von Landammann Melchior Lussi (1529-1606) 1586 errichtete Höchhuis zählt zu den schönsten hochgiebeligen Häusern der Innerschweiz, und das 1601 von Philipp Barmettler erstellte Haus Grosssitz steht exemplarisch für das Nidwaldner Tätschihuis.
Noch im 19. Jahrhundert waren in Wolfenschiessen verschiedene Sägereien in Betrieb. Dazu kam um 1890 die Parkettfabrikation, die bis 1965 bestand, dann eine Schreinerei und eine Zimmerei. 1921 führten Alois und Werner Christen in Wolfenschiessen die Holzwollefabrikation ein, die 1994 aufgegeben wurde. Vom Tourismus in Engelberg profitierte auch Wolfenschiessen, wo nach 1880 die Gasthäuser Eintracht, Kreuz und Einhorn zu Hotels mit parkähnlichen Anlagen ausgebaut wurden. Um 1900 eröffnete das Hotel Wallenstöcke. Mit dem Ersten Weltkrieg nahm diese Entwicklung ein jähes Ende. Touristisch bedeutend waren zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Bahnanlagen auf den Titlis. Die Bergbahnen Gerschnialp-Trübsee AG nahmen 1934 ihren Sitz in Wolfenschiessen.
Der Plan der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra), der 1987 den Wellenberg in Wolfenschiessen als möglichen Standort für die Endlagerung radioaktiver Abfälle vorsah, spaltete die Bevölkerung. Im September 2002 verweigerten die Stimmbürger Nidwaldens der Nagra die Konzession für den Bau eines Sondierstollens.