Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Freiburg, Broyebezirk, 2005 mit Delley zur neuen Gemeinde Delley-Portalban fusioniert. Am Südufer des Neuenburgersees gelegen, umfasst Portalban das Dorf Portalban-Dessous, dessen östlicher Teil zu Delley gehörte, und den Weiler Portalban-Dessus. 1166 Portubanni, deutsch früher Portelbank. 1811 112 Einwohner; 1850 141; 1900 156; 1950 183; 1970 143; 2000 251.
Ur- und Frühgeschichte
Vor dem Dorf Portalban liegen fünf Seeufersiedlungen, deren erste 1858 als solche erkannt wurde. Diese Fundstätten aus dem Neolithikum und der Bronzezeit wurden während fast eines Jahrhunderts zunächst geplündert und später archäologisch sondiert. In der Ufersiedlung Delley-Portalban II fanden 1962-1979 15 systematische Grabungen statt. Die hohe Bedeutung dieser archäologischen Stätte beruht auf drei wichtigen Faktoren: Erstens spiegelt eine über 3 m hohe Schichtenfolge mehr als ein Jahrtausend menschlicher Siedlungsgeschichte (3600-2450 v.Chr.) wider, so dass die ganze kulturelle Entwicklung vom Ende des mittleren bis zum späten Neolithikum verfolgt werden kann. Zweitens war es aufgrund der grossen Ausdehnung des erforschten und dokumentierten Gebiets (insgesamt 17'500 m2) möglich, die ersten bäuerlichen und sesshaften Bevölkerungen der Dreiseenregion nach sozioökonomischen Gesichtspunkten zu untersuchen. Drittens stellt die Grabungsstätte aufgrund der Vielfalt, der Qualität und des hervorragenden Erhaltungszustands der archäologischen Funde einen frühgeschichtlichen Referenzort der Schweiz dar. Die dendrochronologische Analyse von mehreren hundert gut erhaltenen Pfählen ergab eine sehr detaillierte Abfolge von Besiedelungsetappen und liess komplexe architektonische Strukturen (Häusergrundrisse, Palisaden) erkennen. Petrografische, mineralogische und andere Untersuchungen lieferten vertiefte Kenntnisse über Fernhandel, handwerkliche Techniken (Weberei, Herstellung von geschliffenen Steinbeilen, Hirschhornschnitzerei) sowie ortsspezifische Jagd- und Viehzuchtmethoden.
1900 wurde am Seeufer zufällig ein Münzhort gefunden, der 21 Münzen, davon 19 aus Gold, aus der Zeit zwischen 15 und 80 n.Chr. enthielt.
Gemeinde
Im Mittelalter war Portalban Teil der Herrschaft Delley, die 1268 von den Herren von Agnens oder Asnens erworben wurde. Im 14. Jahrhundert sind Ritter von Portalban bezeugt, die aus dem Familienzweig der Agnens-de-Delley hervorgingen. 1506 verkaufte Humbert de La Molière dem Freiburger Rat seinen Anteil an der Herrschaft Portalban, die 1536-1798 zur Vogtei Estavayer, 1798-1803 zum Bezirk Avenches, 1803-1830 zum Bezirk Montagny und 1831-1848 zum Bezirk Dompierre gehörte. Die 1166 erwähnte und heute verschwundene Kapelle Saint-Jacques wurde von Amadeus, Bischof von Lausanne, dem Priorat Saint-Maire geschenkt. Kirchlich gehörte Portalban je zur Hälfte zu Carignan und Saint-Aubin, bis 1858 die Pfarrei Delley-Portalban gebildet wurde. Vor der Juragewässerkorrektion 1868-1891 belebte der Warenhandel mit Neuenburg (Tiere, Zeugdrucke, Salz) den Hafen von Portalban. Zahlreiche Heimarbeiterinnen waren für die Fabrique-Neuve de Cortaillod tätig. 1778-1798 gab es im Ort eine Indiennefabrik. 1804-1848 bestand eine Zollstation. Das von der Fischerei und der Landwirtschaft geprägte Dorf entwickelte sich zum Pendlerort sowie dank Hafen und Campingplatz zunehmend zum Tourismusort.
Quellen und Literatur
- F. Brülhart, Saint-Aubin, 1932
- Almanach de la Broye vaudoise et fribourgeoise, du Jorat et du Vully, 1966, 71-75
- W. Bodmer, «Die Indienneindustrie im Gebiete des heutigen Kt. Freiburg im 18. Jh.», in FGB 53, 1969, 35-71
- B. de Vevey, Châteaux et maisons fortes du canton de Fribourg, 1978, 96-99
- D. Ramseyer et al., Delley/Portalban II, 3 Bde., 1987-91
- D. Bonny, A.-F. Auberson, «Portalban, trésor monétaire …: trésor d'histoire», in Freiburger H. für Archäologie 2, 2000, 18-25