Politische Gemeinde des Kantons Freiburg, Broyebezirk, Enklave im Kanton Waadt, auf einer Terrasse über der Broye gelegen. Surpierre umfasst seit 2005 auch Praratoud, das sich 1815 als selbstständige Gemeinde abgetrennt hat, seit 2017 Villeneuve und seit 2021 Cheiry. Es war Hauptort der gleichnamigen Herrschaft, der Vogtei sowie des Bezirks. 1142 Super Petram, deutsch früher Überstein. 1811 167 Einwohner; 1850 245; 1900 244; 1950 236; 2000 238; 2005 294; 2010 299; 2017 715; 2020 747.
Die Herrschaft Surpierre gehörte der gleichnamigen, 1142-1233 erwähnten Familie. Im 13. Jahrhundert gelangte die Herrschaft an die Familie de Cossonay und umfasste 1380 Ménières, Granges-prés Marnand, Trey, Henniez, Marnand, Coumin, Chapelle, Cheiry und Villeneuve. Surpierre war 1399 im Besitz der de Challant, 1414 der de Glérens und 1472 eine Kastlanei der Savoyer, die 1488 als Lehen an Franz von Greyerz ging. Am 21. Februar 1536 wurde Surpierre von Bern erobert und am 1. März an Freiburg abgetreten, das daraus eine Vogtei machte. Eine erste Burg entstand vermutlich Mitte des 12. Jahrhunderts. Das seit dem Ende des 13. Jahrhunderts bezeugte heutige Schloss, das 1476 und 1539 abbrannte, wurde 1544 als Vogteisitz wiederaufgebaut und 1850 durch den Kanton verkauft. Der wahrscheinlich von den de Cossonay gegründete, 1344 erwähnte Burgflecken wurde Ende des 15. Jahrhunderts verlassen. Nach 1798 gehörte die Gemeinde zum helvetischen Distrikt Estavayer, 1803-1848 war sie Hauptort des Bezirks Surpierre. Der Pfarrei Surpierre unterstanden auch Cheiry, Chapelle, Praratoud und Villeneuve. Die Kirche Notre-Dame des Champs wurde gemäss einer Bestätigungsurkunde 1184 dem Priorat Saint-Maire in Lausanne vermacht. Möglicherweise wurde sie vor dem 12. Jahrhundert erbaut, da sie ältere Gräber aufweist. Sie wurde zwischen 1228 und 1285 Pfarrkirche, 1820 ins Dorf versetzt und der Nativité-de-la-Vierge sowie Maria Magdalena geweiht. In Surpierre war 1691-1709 das erste bischöfliche Priesterseminar beheimatet. Das nur über Seitenstrassen erreichbare Dorf in der Nähe der Haltestelle Henniez an der Broyetallinie bewahrte seinen ländlichen Charakter (Getreideanbau und Viehzucht).