de fr it

Broc

Politische Gemeinde des Kantons Freiburg, Bezirk Greyerz. Dorf an der über den Jaunpass führenden Landstrasse Bulle-Boltigen. 1115 Broc, Broch, deutsch früher Bruck. Sitz der ehemaligen Herrschaft Montsalvens. 1811 364 Einwohner; 1850 406; 1860 400; 1888 438; 1900 628; 1920 2163; 1950 1552; 2000 2068; 2010 2262; 2020 2605

Älteste Siedlungsspuren stammen aus der mittleren Bronzezeit, bedeutende Grabbeigaben aus der Latènezeit. Das Château d'en-Bas (12. Jh., im 16. Jh. wieder aufgebaut) in der Nähe der alten Brücke (1580) war ursprünglich Stammsitz der 1340 erloschenen Adelsfamilie von Broc, vielleicht eines Zweigs der Grafen von Greyerz. Im 14. Jahrhundert ging Broc in den Besitz der Montsalvens über. Die Kastlanei wurde 1555 Freiburg angegliedert und darauf der Vogtei Greyerz angeschlossen. Die auf das 10. Jahrhundert zurückgehende Pfarrei Broc umfasste das rechte Saaneufer und das Jauntal und ist seit 1871 auf das Gebiet der heutigen Gemeinde beschränkt. Das schon 1228 erwähnte Benediktinerpriorat unterstand dem Priorat Lutry und wurde 1577 dem Kapitel St. Nikolaus in Freiburg unterstellt. Nach dem Brand der alten Kirche Saint-Blaise diente die Prioratskirche Saint-Othmar bis zur Errichtung einer neuen Dorfkirche 1877 als Pfarrkirche. Die 1636 erwähnte, 1705 neu aufgebaute Kapelle Notre-Dame des Marches war ein viel besuchter Wallfahrtsort. Das erste Dorfrecht datiert von 1515. 1745 machte die Allmend 26,5% des Territoriums und 51% der nutzbaren Fläche aus. Die Errichtung der Schokoladefabrik Cailler (1898) wurde begrüsst, da man sich davon einen besseren Absatz für die dank der Viehzuchterfolge gestiegene Milcherzeugung versprach. Ausserdem hoffte man, der infolge der Krise in der Strohflechterei entstandenen Arbeitslosigkeit begegnen zu können. 1898 waren 76 Arbeiter für Cailler tätig; 1901 630; 1910 1250; 1930 1796; 1946 473; 1960 680; 1988 880. 1912 entstand die Bahnlinie Broc-Bulle. 1966 erfolgte eine Flurbereinigung. Zwei Möbelwerke (1948, 1969), eine Fabrik für Plastikspritzguss (1949), ein Bauunternehmen (1959) und eine Schreinerei (1968) siedelten sich in Broc an. 1990 waren knapp 3% der 1223 in Broc Erwerbstätigen im 1. Sektor, 72% im 2. Sektor beschäftigt, der Zupendleranteil betrug 62%. Trotz des grossen Arbeiteranteils blieb Broc vom Erscheinungsbild und der Mentalität her ein Dorf. Nach einer Zeit des steten Wechsels zwischen Konservativen und Radikalen wurden die politischen Geschicke der Gemeinde 1903-1962 vom Freisinn bestimmt, der seither die Macht mit Christ- und Sozialdemokraten teilen muss.

Zierbildchen der Schokoladefabrik Cailler, um 1920 (Archives A. & G. Zimmermann, Genf).
Zierbildchen der Schokoladefabrik Cailler, um 1920 (Archives A. & G. Zimmermann, Genf).

Quellen und Literatur

  • N. Morard, «Les registres de la paroisse de Broc», in Ann.frib. 46, 1964, 17-31
  • B. de Vevey, Châteaux et maisons fortes du canton de Fribourg, 1978, 52-56
  • HS III/1, 441-451
  • P.-P. Bugnard, Broc, village de Gruyère, 1987
  • M. Jordan, L'incendie de Broc 28 juillet 1890, 1990
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Marianne Rolle: "Broc", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.10.2004, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000894/2004-10-15/, konsultiert am 28.03.2024.