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LaTour-de-Trême

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Freiburg, Bezirk Greyerz, die sich 2006 der Gemeinde Bulle anschloss. La Tour-de-Trême liegt am rechten Ufer der Trême an der Verzweigung der Strassen ins Intyamontal und ins Tal von Charmey. 1271 Turrem de Trema, deutsch früher Zum Turm. 1555 225 Einwohner; 1799 450; 1850 593; 1900 1063; 1950 1646; 2000 3303.

Auf dem Gemeindegebiet kamen zahlreiche Überreste prähistorischer Besiedlung zum Vorschein, so ein mesolithischer Lagerplatz (9700-5500 v.Chr.), Gräber aus der frühen Bronzezeit (1800-1700 v.Chr.), Siedlungsspuren aus der späten Bronzezeit (1100-800 v.Chr.) und Gräber aus der Hallstattzeit (600-550 v.Chr.). Ferner wurden eine villa und ein Abschnitt einer römischen Strasse (1.-3. Jh. n.Chr.), ein merowingisches Gräberfeld (6.-8. Jh.) sowie ein Gräberfeld und ein Gebäude aus dem Mittelalter (10.-13. Jh.) freigelegt. La Tour-de-Trême wurde von den Grafen von Greyerz als Vorposten am Eingang ins untere Greyerzerland gegründet. Die Trême (1195/1196 Trema) bildete die Grenze zu Bulle, das sich damals im Besitz des Bischofs von Lausanne befand. La Tour-de-Trême bestand aus einem befestigten Städtchen und einer Burg, die 1349 im Grüningenkrieg zerstört wurde und von der nur noch ein viereckiger Turm übrig geblieben ist. Eine neue Stadt nach konzentrischem Plan wurde zwischen 1310 und 1328 gebaut. Rudolf IV. von Greyerz bestätigte 1396 das von Moudon übernommene Stadtrecht. Die 1336 eingerichtete Kastlanei La Tour-de-Trême umfasste Le Pâquier mit seinen Weilern Les Albergeux und Les Carys und war dem Panner Greyerz unterstellt. Nach dem Konkurs des Grafen Michael von Greyerz 1555 fiel La Tour-de-Trême an Freiburg, das es in die Vogtei Greyerz eingliederte. 1798-1847 gehörte La Tour-de-Trême zum Bezirk Bulle, ab 1848 zu jenem von Greyerz. 1827 trennte sich Le Pâquier von La Tour-de-Trême. Der Ort wurde mehrmals von Bränden heimgesucht, so 1602/1603, 1779, 1807 und 1856. Nach dem Grossbrand von 1852 schrieb ein Erlass des Staatsrats vor, dass Häuser nur entlang der Kantonsstrasse gebaut werden durften.

Bis 1603 gehörte La Tour-de-Trême zur Pfarrei Greyerz, danach wurde es zur selbstständigen Pfarrei erhoben. Die Dreifaltigkeits- und Dionysiuskapelle wurde 1439 geweiht, 1603 vergrössert und 1874 abgebrochen. Die heutige, dem heiligen Josef geweihte neugotische Kirche wurde 1874-1876 errichtet. Die 1635 gebaute und 1789 erneuerte Kapelle La Mottaz ist den Heiligen Rochus und Sebastian geweiht. Die Kapelle Les Clés am Weg zum Moléson stammt von 1955.

In der Gemeinde, die sich über mehrere Höhenstufen zwischen 730 und rund 1300 m erstreckt, wurde vor allem Alpwirtschaft betrieben. Die Molkereigenossenschaft besteht seit 1887, fünf Sennhütten wurden 2006 noch benutzt. 1451 sind eine Mühle, eine Sägerei und eine Stampfe belegt. Entlang des Kanals Les Usiniers liessen sich Holz verarbeitende Gewerbebetriebe nieder: fünf Sägereien (Ende des 19. Jh.), die Kistenfabrik Nestlé (1907-1947), der Parkettbau Binz Frères SA (1846-1964) und die Stuhlfabrik Schueler (1938-1986). Die Société électrothermique stellte 1940-1988 Siliziumröhren her. Weitere Arbeitsplätze bieten der Metallbau Morand (seit 1899), der Weinhandel Morand Frères SA (seit 1926) und die Salami SA (seit 1953) an. Zwischen 1911 und 1919 wurde die Trême eingedämmt. Die Knaben- und Mädchenprimarschule wurde 1904-1905 im Heimatstil gebaut, die Sekundarschule – die zweite im Greyerzerland – 2004 eröffnet. La Tour-de-Trême ist seit 1903 durch die Bahnlinie Bulle-Montbovon und seit 1912 durch jene von Bulle-Broc sowie seit 2009 durch regionale und städtische Busse an den öffentlichen Verkehr angeschlossen. Die Umfahrungsstrasse Bulle-La Tour-de-Trême verbindet den Ort seit 2009 mit der Autobahn A12. 2000 arbeiteten rund 80% der Erwerbstätigen ausserhalb der Gemeinde, vor allem in Bulle und Freiburg.

Quellen und Literatur

  • Dellion, Dict. 7, 188-212
  • P. de Zurich, «Développement historique de l'organisation administrative des communes de La Tour-de-Trême et du Pâquier», in Ann. frib. 36, 1948, 41-69
  • B. de Vevey, Châteaux et maisons fortes du canton de Fribourg, 1978, 225-228
  • R. Flückiger, Ma. Gründungsstädte zwischen Freiburg und Greyerz, 1984, 169-181
  • M. Grandjean, «Vers une histoire fondamentale de l'urbanisme médiéval dans le Pays de Vaud», in UKdm 39, 1988, 428-437
  • M. Mauvilly et al., «La Tour-de-Trême/La Ronclina: une nouvelle nécropole hallstattienne en terre gruérienne», in Cahiers d'archéologie fribourgeoise 6, 2004, 150-168
  • A-Z: archäolog. Streifzug durch das Freiburgerland, Ausstellungskat. Freiburg, 2005, 162-171
  • F. Rime, «Scies, caisses, parquets et meubles: le bois à La Tour-de-Trême», in Cahiers du Musée gruérien 6, 2007, 125-136
  • Découvertes archéologiques en Gruyère, Ausstellungskat. Bulle und Charmey, 2009, 34 f., 64 f., 82 f.
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Carmen Buchillier; François Rime: "Tour-de-Trême, La", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.12.2014, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000924/2014-12-05/, konsultiert am 11.04.2024.