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Tafers

Politische Gemeinde des Kantons Freiburg, Bezirk Sense, östlich der Stadt Freiburg und nördlich des Galterengrabens gelegen. Zur Gemeinde gehören neben dem Bezirkshauptort Tafers der Weiler Rohr und das unmittelbar an Freiburg angrenzende Quartier Klein-Schönberg sowie seit 2021 Alterswil und St. Antoni. 1150 Tabernis, französisch Tavel. 1811 411 Einwohner; 1850 589; 1900 964; 1950 1570; 2000 2627; 2010 2851; 2020 3530.

Tafers: Situationskarte 2021 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2021 HLS.
Tafers: Situationskarte 2021 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2021 HLS.

Drei Grabhügel aus der Hallstattzeit sind unerforscht. Im Ortsteil Bruchmatt trat in den Ruinen einer gallorömischen Siedlung eine frühmittelalterliche Nekropole zutage. Gemäss einer alten Hypothese führte eine römerzeitliche oder eine fränkische Verbindung zwischen Avenches und Thun durch das Gebiet von Tafers. Bis 1831 gehörte Tafers zum Aupanner der Alten Landschaft von Freiburg. Die Dorfschaft Tafers verwaltete Allmenden und Wälder. Die vollständig erhaltene Satzung datiert von 1809. Die Grosspfarrei Tafers umfasste ausser Tafers (Bodenschrot) auch Alterswil (Juchschrot), Heitenried, St. Antoni (Schrickschrot) und St. Ursen (Ennet-dem-Bach-Schrot). Das rechte Ufer der Saane zwischen Marly und Düdingen gehörte ebenfalls dazu, ehe die Stadt Freiburg Tafers allmählich von dort verdrängte.

Das Haus Oberamt des Sensebezirks, der Glockenturm der Pfarrkirche St. Martin und das Gasthaus (von links nach rechts). Fotografie von Léon de Weck, um 1890 © Kantons- und Universitätsbibliothek Freiburg, Sammlung Léon de Weck – Georges de Gottrau.
Das Haus Oberamt des Sensebezirks, der Glockenturm der Pfarrkirche St. Martin und das Gasthaus (von links nach rechts). Fotografie von Léon de Weck, um 1890 © Kantons- und Universitätsbibliothek Freiburg, Sammlung Léon de Weck – Georges de Gottrau.

Die 1148 erstmals erwähnte Kirche mit dem Martinspatrozinium dürfte in fränkischer Zeit entstanden sein. Der ehemals romanische Kirchenbau, von dem Überreste ergraben wurden, entwickelte sich zur Mutterkirche des mittleren und oberen Senselands. Der Turm der heutigen Kirche geht auf das 12. und 13. Jahrhundert zurück, der Chor wurde 1530-1554 neu errichtet, das Kirchenschiff mit Malereien von Gottfried Locher 1786-1789. Die Kirche wurde 1897 renoviert und 1964-1965 erweitert. Die benachbarte Jakobskapelle ersetzte 1769 ein älteres Gotteshaus der St. Jakobsbruderschaft. Sie ist mit einem Bildzyklus zu einer Legende der Wallfahrt nach Santiago de Compostela (Pilgerwesen) ausgeschmückt. 1511 wurde das Freiburger Mattenquartier von der Pfarrei Tafers abgetrennt, Ende des 16. Jahrhunderts Rechthalten und Heitenried, 1872 Bürglen, 1894 Alterswil und St. Antoni sowie 1901 St. Ursen. Auf dem Gebiet der Pfarrei befinden sich unter anderem die Kapellen St. Peter und Paul auf Maggenberg (16. Jh.), St. Michael auf dem Friedhof (1753) und Maria-Himmelfahrt beim Herrensitz Menziswil (um 1780).

1831 entstand mit der Abtrennung der drei anderen Schrote von Tafers bzw. vom Bodenschrot die politische Gemeinde Tafers. Die Gemeinde gehörte ab 1803 zum Bezirk Freiburg und ab 1831 zum Deutschen Bezirk. Die Bürger- und Güterteilung erfolgte bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts. 1848 wurde Tafers mit der Schaffung des Sensebezirks Bezirkshauptort. Die Gemeinde und die Pfarrei mussten die nötige Infrastruktur zuerst erstellen. Erst nach Jahrzehnten wurden diese Einrichtungen teilweise vom Kanton übernommen, so 1960 das 1886 eröffnete Bezirksspital. Auf Initiative und mit Unterstützung der Schwestern Marie und Ernestine Surbeck kamen gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Vinzenzschwestern (Lazaristen) nach Tafers, welche Spitäler (das Haus des heiligen Vinzenz von Paul, später Bezirksspital), ein Kinderheim und ein Waisenhaus, eine Primar- und eine Sekundarschule sowie ein Mädchenpensionat gründeten und jahrzehntelang betreuten. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts siedelte sich in Tafers etwas Industrie an.

Im sogenannten Sigristenhaus, das im Stil der Sensler Holzarchitektur 1780 erbaut wurde und von der Restauration bis in die 1840er Jahre auch eine Schule beherbergte, ist seit 1975 das Sensler Museum untergebracht. Im Maggenbergholz sind noch Reste des ersten Sitzes des im 12. und 13. Jahrhundert in Freiburg einflussreichen Geschlechts der Herren von Maggenberg sichtbar. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstand der Herrensitz Maggenberg. Hier wohnten die Schwestern Surbeck, die sich auch um die Ortsentwicklung von Tafers in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bleibende Verdienste erwarben.

Quellen und Literatur

  • Aebischer, Johann: Gedenkschrift zum 100jährigen Bestehen des Bezirksspitals St. Josef Tafers, 1870-1970, 1970.
  • Gemeinde Tafers et al. (Hg.)Tafers im Senseland. Gemeinde und Pfarrei in Wort und Bild, 1984.
  • Boschung-Vonlanthen, Moritz: Die Maggenberger und ihre Burgen, 1995.
  • Kopp, Peter F.: «Ludwig von Surbeck / Mathilde von Diesbach – eine adelige Liebesgeschichte», in: Jahrbuch für solothurnische Geschichte, 80, 2007, S. 279-310.
Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
1150: Tabernis
Variante(n)
Bodenschrot
Endonyme/Exonyme
Tafers (deutsch)
Tavel (französisch)

Zitiervorschlag

Peter F. Kopp: "Tafers", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.06.2021. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001037/2021-06-10/, konsultiert am 28.03.2024.