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Balsthal

Politische Gemeinde des Kantons Solothurn, Bezirk Thal. Marktflecken und Amteisitz am Oberen Hauenstein. Die Gemeinde umfasst das Dorf Balsthal mit stadtähnlichem Kern, die Klus und den Weiler St. Wolfgang. 968 Palcivallis, 1255 Balcetal. 1518 ca. 450 Einwohner; 1799 659; 1837 979; 1850 1077; 1900 2443; 1930 4106; 1950 5107; 1970 5607; 1980 5090; 2000 5574.

Eine spätbronzezeitliche Höhensiedlung lag auf der Holzfluh, ein latènezeitlicher Münzschatz wurde oberhalb der Ziegelhütte entdeckt. Römische Gutshöfe sind bei der alten Kirche, beim Bahnhof und bei St. Wolfgang nachgewiesen. Um die Mitte des 7. Jahrhunderts wanderten vermutlich aus dem Elsass Alemannen zu. Die Christianisierung erfolgte durch Moutier-Grandval. Mitte des 8. Jahrhunderts kam Balsthal an das Bistum Basel. Die erste, karolingische Marienkirche war ebenfalls bischöfliches Lehen. Die Burgen Alt-Falkenstein und Neu-Falkenstein stammen aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. An dessen Ende wurden die Freiherren von Bechburg Herren über Dorf und Kirche. Anfang des 14. Jahrhunderts erfolgte ein Neubau der Kirche mit heutigem Grundriss, zudem die Stiftung der Kapellen St. Michael (Beinhaus) und St. Anton. Brände erforderten 1461 und 1539 einen Wiederaufbau der Pfarrkirche, in welcher 1530-1533 ein reformierter Prädikant wirkte. 1402 erwarb Solothurn mit der Herrschaft Falkenstein auch Dorf und Kirchensatz Balsthal. Der Zoll und der vermutete Markt in der Klus wurden nach Balsthal verlegt. Der Flecken wurde Sitz des Gerichts Balsthal, zu dem auch Laupersdorf, Mümliswil und Holderbank gehörten, und erlebte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine starke Zuwanderung. Entlang der Passstrasse entstanden zahlreiche Gewerbe, darunter drei Herbergen und die 1476 erwähnte Fleischschal. Eine Dreizelgenwirtschaft ist ab dem 14. Jahrhundert belegt. Zum Einzugsbereich der 1331 erwähnten Mühle gehörte Laupersdorf. Ab dem 16. Jahrhundert dominierten in Balsthal die reichen Wirte; sie stellten fast alle Untervögte. Mit wachsender Zahl der Hintersassen wurden Matt- und Ackerland vor allem gegen Westen ausgedehnt. Gleichzeitig erfolgte eine starke Abwanderung; vier Familien aus Balsthal stiegen sogar ins solothurnische Patriziat auf. Einen guten Ruf hatten auch die Maurermeister von Balsthal 1553 erhielt der Flecken eine Schule, 1766 ein Schulhaus. 1722 wurde das Beinhaus abgebrochen, die St. Annakapelle an die Pfarrkirche angebaut; St. Anna trat als Patronin an die Stelle von Maria der 1760-1770 im Innern barockisierten Kirche. 1790 ersetzte ein neues Kornhaus das alte aus dem 16. Jahrhundert.

1798 wurde Balsthal helvetischer Distriktshauptort, 1805 Sitz des solothurnischen Oberamts Balsthal-Thal und Gäu. Während der Kontinentalsperre blühte die 1788 gegründete Baumwollweberei, ging jedoch 1829 ein. Der Volkstag von Balsthal am 22. Dezember 1830 leitete den Sturz des Solothurner Patriziats ein.

Volkstag vom 22. Dezember 1830. Lithografie von Joachim Senn, veröffentlicht bei Schmidt, Basel 1831 (Burgerbibliothek Bern).
Volkstag vom 22. Dezember 1830. Lithografie von Joachim Senn, veröffentlicht bei Schmidt, Basel 1831 (Burgerbibliothek Bern). […]

Mit der Aufhebung des Flurzwangs breitete sich die Viehzucht aus; 1860 wurde eine Käserei eröffnet. Die Verlegung der Passstrasse auf die weniger steile linke Talseite 1834 traf die mit dem Fuhrwesen verbundenen Gewerbe Balsthals. Noch stärker ins Abseits des grossen Verkehrs geriet Balsthal mit der Eröffnung des ersten Hauensteintunnels 1857. Ersatz brachte der Aufschwung der Industrie. Die 1860 im ehemaligen Kornhaus eingerichtete Seidenzwirnerei ging zwar schon 1891 wieder ein. Aus der 1867 zur Holzmühle umgebauten alten Mühle entwickelte sich indes die Papierfabrik Balsthal, und Hauptarbeitgeber wurde das Eisenwerk Klus, das 1930 rund 1400 Arbeiter beschäftigte. Durch die Stichbahn Oensingen-Balsthal wurde die Gemeinde 1899 besser an den Verkehr angeschlossen. Den industriellen Aufschwung begleitete eine starke Zuwanderung. Die reformierten Zuzüger bildeten 1867 eine Kirchgemeinde und bauten 1906 eine Kirche. 1914 errichteten auch die Katholiken eine neue Pfarrkirche (St. Anna) näher dem Dorfzentrum; die alte Kirche wurde Friedhofskirche. 1848 erhielt Balsthal eine Sekundarschule, 1855 eine Bezirksschule. 1871-1915 erschien in Balsthal der «Balsthaler Bote» (ab 1889 «Jurabote»). Die mit der wachsenden Einwohnerzahl verbundene Überbauung der ehemaligen Zelgen liess die Landwirtschaft schrumpfen; heute stehen noch wenige Bauerngüter am Rande der Gemeinde. Die Rezession der 1970er Jahre traf Balsthal schwer. Eisenwerk und Papierfabrik verlegten ihre Produktion an die Jurasüdfusslinie. Neue, kleinere Betriebe siedelten sich nur zögernd an, zumal auch die neuen Autobahnen Balsthal abseits lassen. Dennoch zählte Balsthal 1990 mehr in Balsthal arbeitende (2713, vorwiegend im 2. Sektor) als in Balsthal wohnhafte Erwerbstätige (2662).

Quellen und Literatur

  • H. Sigrist, «Balsthal», in JbSolG 41, 1968, 5-352
Von der Redaktion ergänzt
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GND

Zitiervorschlag

Hans Sigrist: "Balsthal", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.09.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001066/2009-09-15/, konsultiert am 24.01.2025.