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Deitingen

Politische Gemeinde des Kantons Solothurn, Bezirk Wasseramt. Das Dorf in der Oeschebene, unweit von Aare und A1 gelegen, ist aus einer frühen alemannischen Siedlung hervorgegangen. Zu ihm gehören auch die Weiler Burg (1518), Wilihof (1323) und die Wüstung Marchstetten. 1244 Teytingen, 1252 Tuetingen. 1753 349 Einwohner; 1798 362; 1850 551; 1900 832; 1950 1395; 2000 2011.

Beim heutigen Burghof wird eine mittelalterliche Erdburg vermutet; eine Beziehung zwischen dieser Anlage und den um die Mitte des 13. Jahrhunderts auftretenden Herren von Deitingen ist allerdings nicht nachgewiesen. Diese übten als Dienstleute der Grafen von Kyburg in Oltigen, Burgdorf, Thun und Büren an der Aare herrschaftliche Funktionen aus. Der Wohnsitz der Familie war wahrscheinlich Wangen an der Aare und nicht Deitingen, in dem sie den halben Twing und Bann als kyburgische Lehen innehatte. Dessen anderer Teil wurde 1501 vom Kloster Wangen, das ihn wohl seit zähringischer Zeit besass, an Bern verpfändet und 1516 von diesem an Solothurn abgetreten. Andere grundherrliche Rechte lagen beim Dinghof Deitingen des Klosters St. Blasien im Schwarzwald. 1428 kam das niedere Gericht in Deitingen an Solothurn, das dort den ersten Landvogt im Wasseramt einsetzte. Der Kirchensatz von Deitingen ging 1390 aus dem Besitz der Freiherren von Grünenberg an das Kloster St. Urban und nach dessen Aufhebung 1848 schliesslich an Solothurn über. Zu der alten Pfarrei (1300 Marienpatrozinium erwähnt) gehörten bis zur Reformation auch Wangenried und bis 1867 Subingen. 1892 wurde die Kirchgemeinde, 1896 die Bürgergemeinde gegründet.

Deitingen verfügt über einen grossen Anteil Mattland. Verheerende Flussbettverlagerungen der Aare veränderten im Mittelalter mehrfach die Schachenlandschaft. Die Bewässerungsgraswirtschaft führte vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert zu zahlreichen Wasserstreitigkeiten. Mit der Erstellung der Gäubahn 1876 wurde Deitingen an das Eisenbahnnetz angeschlossen. 1886 wurde im Schachen die gleichnamige Zwangsarbeitsanstalt eröffnet. Das 1894 in Betrieb gesetzte Heim St. Ursula diente als Erholungsort für die Spitalschwestern von Solothurn und als Kinderheim. Robert Vigier von Steinbrugg gründete 1871 beim Wilihof die erste schweizerische Portlandzementfabrik (ab 1890 Produktion v.a. in La Reuchenette). Ab ca. 1890 siedelten sich Gewerbebetriebe, in erster Linie Zulieferateliers für die Uhrenindustrie am Jurasüdfuss (bis 1988), in Deitingen an. Seit 1918 bzw. 1963 haben auch Fabriken für elektrische Apparaturen und Mühlenbau in Deitingen ihren Sitz; Letztere wurde 1971 von der BBC Baden für die Fabrikation von Turboladern erworben. 1967 wurde das Teilstück der A1 mit den Raststätten eröffnet.

Quellen und Literatur

  • P. Kaiser et al., Über Gesch. und Landschaft der Gem. Deitingen im solothurn. Wasseramt, 1994
  • R.M. Kully, Solothurn. Ortsnamen, 2003, 245-248
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Peter Kaiser: "Deitingen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.10.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001124/2011-10-05/, konsultiert am 18.04.2024.