Politische Gemeinde des Kantons Solothurn, Bezirk Olten, um den Bühl bzw. um das Stift Schönenwerd sowie im Auengebiet der Aare gelegen. 778 Werith. 1739 208 Einwohner; 1798 377; 1850 556; 1900 1812; 1950 3851; 2000 4761.
Bis ins 19. Jahrhundert bestimmte das Stift Schönenwerd die Geschicke des Dorfs. Als Kastvögte über das Kloster setzten die Habsburger 1405 die Herren von Falkenstein ein, bis die Vogtei Gösgen 1458 durch Kauf an Solothurn kam. Die Herrschaft über das Dorf kam nach dem Dorfbrief von 1410 dem Stift zu. Seine Rechte und Pflichten wurden im Dorfbrief von 1596 erneuert, mit Ausnahme der niederen Gerichtsbarkeit, die Solothurn Anfang des 16. Jahrhunderts an sich zog. Der Propst stand der Gemeinde aber weiterhin vor. Schönenwerd wurde von der Pfarrei Gretzenbach betreut, bis 1859 die Pfarrei Schönenwerd-Eppenberg-Wöschnau gegründet wurde. 1874 hob eine kantonale Volksabstimmung das Stift auf. Schönenwerd stimmte unter dem Einfluss von Carl Franz Bally der Aufhebung ebenfalls zu. 1876 spaltete sich die christkatholische Gemeinde ab und hielt fortan die Gottesdienste in der Stiftskirche. Die Katholiken errichteten 1877 eine Notkirche, ehe sie 1938 die Maria-Himmelfahrtskirche einweihten. 1899 entstand die reformierte Kirchgemeinde, die mit den Christkatholiken gemeinsam die Stiftskirche benützt.
Seit der Industrialisierung ist der Name der Schuhfirma Bally mit Schönenwerd verbunden. 1814 übernahmen Peter und Niklaus Bally die Bandfabrik Meyer in Aarau und verlegten sie 1823 nach Schönenwerd. Ein Teil der Produktion wurde fabrikmässig, ein anderer in Heimarbeit in den umliegenden Dörfern betrieben. 1851 entstand Carl Franz Ballys Schuhfabrikation. 1808 gründete Jost Brun eine Strickerei, die 1896 in die Textilfabrik Nabholz überging, die sich mit Sportbekleidung einen Namen machte. 1985 wurde die Firma verkauft. 1878 nahm die Chemische Fabrik Schönenwerd den Betrieb auf, die 1991 von der Forbo-CTU AG übernommen wurde. 1881 begann Emil Schenker mit der Storenproduktion, der 1916-1997 ein Maschinenbauunternehmen angeschlossen war. 1886 wurde die Bierbrauerei Karbacher gegründet, die 2009 den Betrieb einstellte. 2005 stellte die Industrie zwei Fünftel der Arbeitsplätze, während die Landwirtschaft praktisch verschwand.
Seit 1493 ist eine Fähre über die Aare nachweisbar, an deren Unterhalt die umliegenden Gemeinden jährliche Abgaben leisten mussten. 1864 wurde eine Holzbrücke erstellt, die 1928 bzw. 1992 durch eine steinerne Brücke ersetzt wurde. Seit 1856 ist Schönenwerd Bahnstation an der Linie Olten-Zürich. Seit 1990 besteht eine Autobusverbindung mit Aarau und seit 2004 mit Olten. In Erinnerung an den in Schönenwerd aufgewachsenen Komponisten Hans Huber wurde 1954 die Hans-Huber-Stiftung ins Leben gerufen. Seit 2000 besteht die Stiftung für Bally Familien- und Firmengeschichte, 2005 erfolgte die Liquidation des Mineralienmuseums Bally-Prior. Das Schuhmuseum befindet sich im Felsgarten.