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Ormalingen

Polit. Gem. BL, Bez. Sissach, im oberen Ergolztal an der alten Durchgangsstrasse zum Schafmattübergang, einem früher wichtigen Jurapass. 1280 Normendingen. 1680 413 Einw.; 1798 481; 1837 668; 1850 783; 1900 917; 1950 824; 2000 1'881. Bodenfunde und Flurnamen geben Hinweise auf eine frühgeschichtl. Besiedlung. In der Flur Wolhusen wurden Teile eines röm. Gutshofs festgestellt und in dessen Nachbarschaft 1940 ein früĥma. Gräberfeld freigelegt. Im MA war O. nacheinander im Besitz der Gf. von Frohburg, Homburg und Thierstein sowie der Frh. von Falkenstein. 1461 gelangte das Dorf mit der Herrschaft Thierstein-Farnsburg an die Stadt Basel und gehörte zum Amt Farnsburg. Kirchlich gehörte O. ursprünglich zu Gelterkinden, dann zu Buus und ab 1535 wiederum zu Gelterkinden. Seit 1740 bildet O. mit Hemmiken eine eigene Kirchgemeinde. Die vermutlich um 1340 erbaute und 1465 erw. Kirche St. Niklaus war vollständig mit Fresken ausgemalt, die in der Reformation 1529 übertüncht wurden und durch Umbauten teilweise ganz verloren gingen. 1907 kamen die Fresken an der Nordwand, so die seltene Darstellung des Feiertagschristus, wieder zum Vorschein. 1798 wurde das über dem Dorf gelegene Landvogteischloss von Bauern gebrandschatzt; in der Helvetik gehörte O. zum Distrikt Gelterkinden, kam 1814 zum Bez. Sissach und entschied sich bei der Kantonstrennung 1832 für den neuen Kanton. Neben der Landwirtschaft wurde ab dem 18. Jh. auch Seidenbandweberei in Heimarbeit betrieben (1770 22 Bandstühle, 1856 92, 1906 67). Im 19. Jh. wurden auch die im Nachbarort Gelterkinden eröffneten Bandfabriken sowie ein seidenverarbeitender Betrieb im Unterdorf zu wichtigen Arbeitgebern. 1936-93 war die Pneu- und Gummiwerke Maloya AG mit Fabrikationsanlagen im Grenzgebiet O.-Gelterkinden der grösste Arbeitgeber. 2005 bot der 2. Sektor mit zumeist kleineren Betrieben immer noch ca. 43% der Arbeitsplätze. Die ab den 1990er Jahren in die Wege geleitete Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur machte O. zu einer attraktiven Wohngemeinde.

Quellen und Literatur

  • E. Gruber, «Die Malereien in der Kirche zu O.», in BHB 9, 1962, 139-151
  • H. Spiess-Schaad et al., Heimatkunde O., 1980
  • Kdm BL 3, 1986, 205-229
  • 250 Jahre Kirchgem. O.-Hemmiken: 1740-1990, 1991
  • M. Schaub, Die Farnsburg, 1998 (22001)

Zitiervorschlag

Dominik Wunderlin: "Ormalingen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.09.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001232/2010-09-21/, konsultiert am 29.03.2024.