Politische Gemeinde des Kantons Schaffhausen, Bezirk Schaffhausen. Haufendorf, heute Industrieort am Südfuss des Randen am rechten Rheinufer nahe des Rheinfalls gelegen und südwestlich an Schaffhausen angrenzend. 900/910 (Abschrift des 15. Jh.) Niuhusen, 1253 Niuwenhusin. 1524 12 Häuser; um 1800 206 Einwohner; 1850 922; 1888 2023; 1900 3905; 1950 7969; 1970 12'103; 2000 9959.
Funde ab dem Neolithikum im 5. Jahrtausend v.Chr. belegen, dass mit der Wasserstrasse und den Zugängen zum Klettgau und dem Rafzerfeld verschiedene Verkehrswege durch das Gemeindegebiet führten. Bereits in römischer Zeit befand sich eine Umladestation am Rheinfall. Erste Belege für das Dorf Neuhausen stammen aus dem 7. Jahrhundert; seit dieser Zeit wird eine Siedlungskontinuität angenommen. Grundherren waren neben dem Kloster Allerheiligen und dem Frauenkloster Lindau die Randenburger, die bis 1422 die niedere Gerichtsbarkeit ausübten. In der Reformation kam das Kloster Allerheiligen 1529 in den Besitz der Stadt Schaffhausen, die Neuhausen als Obervogtei einrichtete. 1656 erwarb Schaffhausen von der Landgrafschaft Klettgau die hohe Gerichtsbarkeit. Kirchlich gehörte Neuhausen bis 1827 zur Stadt Schaffhausen. Um 1900 betrug der Anteil der katholischen Einwohner rund ein Drittel und 1913 wurde die katholische Pfarrkirche Heilig-Kreuz eingeweiht. Ab dem 12. Jahrhundert sind am Rheinufer Getreidemühlen und Schleifen, ab 1404 Eisenschmieden nachgewiesen. Anfang des 19. Jahrhunderts lebten die meisten Einwohner vom Weinbau und von den Erträgen des Flusses – dem Fischfang und dem Rheinfall, bzw. dem Warenumschlagplatz beim Schlösschen Wörth. Die Industrialisierung und das schnelle Wachstum von Neuhausen führten dazu, dass fast keine vorindustrielle Bausubstanz erhalten ist. Eine Ausnahme bildet der 1598 erbaute Aazheimerhof (Aazheim).
1810 leitete Johann Georg Neher mit der Gründung der Neher'schen Eisenwerke die Industrialisierung ein. Dabei spielte die Wasserkraft des Rheins eine zentrale Rolle. Das Firmengelände wurde 1888 an die Schweizerische Metallurgische Gesellschaft verpachtet, die später unter dem Namen Alusuisse als erster Betrieb weltweit Aluminium im Verfahren der Schmelzflusselektrolyse herstellte. Mit der Eisenbahn kamen weitere Industriebetriebe nach Neuhausen, unter anderem die 1853 gegründete Schweizerische Industrie-Gesellschaft (SIG), die zuerst Eisenbahnwaggons und ab 1864 Waffen produzierte. 1889 beschäftigten die fünf grössten Fabriken 655 Personen, die Waggons, Waffen, Tonwaren, Wirkwaren und Aluminium herstellten. 1898-1999 produzierte die AGM Aktiengesellschaft Müller Spielkarten und Kartonfahrkarten für den öffentlichen Verkehr. Die Eisenbahn brachte auch den Tagestourismus an den Rheinfall, was bis zum Ersten Weltkrieg zum Konkurs der meisten der zehn Hotels führte. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte bis zur Ölkrise der 1970er Jahre eine Boomphase ein. Danach waren die grossen Firmen zu Umstrukturierungen gezwungen und reduzierten ihre Kapazitäten, was sich auch in einem starken Bevölkerungsrückgang auswirkte. So ging die Alusuisse in den Alcan Konzern auf, die SIG stiess nach und nach verschiedene Geschäftsbereiche ab und produziert seit 2000 Verpackungsmaschinen. Die AGM Aktiengesellschaft Müller wandelte sich in eine Vertriebsfirma für Spielkarten und heisst AGM Aktiengesellschaft Müller Urania. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts gelang es, High-Tech-Betriebe auf dem Gemeindegebiet anzusiedeln.
Erst mit der neuen Kantonsverfassung 1831 wurde Neuhausen selbstständige politische Gemeinde. Schon 1923 wurde die Gemeindeversammlung abgeschafft und ein Gemeindeparlament, der Einwohnerrat, eingeführt. Neuhausen war eine klassische Arbeiterhochburg. Das drückte sich in einer linken Mehrheit während des ganzen 20. Jahrhunderts und zu Beginn des 21. Jahrhunderts aus. Die Industrialisierung führte schon früh zur Verstädterung; das zeigte sich in der Einführung der ersten Druckwasserversorgung des Kantons 1875, der Einrichtung einer Tramverbindung nach Schaffhausen 1901 und dem Bau des kantonalen Elektrizitätswerks 1908. Im Gefolge der Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich ein genossenschaftlicher Wohnungsbau; zum Teil mit kommunaler Unterstützung wurden über 300 Wohnungen gebaut. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts betrug der Ausländeranteil 45% (2009 gut 35%). 1910 befanden sich ein Fünftel aller Arbeitsplätze des Kantons in Neuhausen, 1995 immer noch ein Achtel. 2005 war Neuhausen am Rheinfall mit 35% noch stark vom 2. Sektor geprägt.