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Schwellbrunn

Politische Gemeinde des Kantons Appenzell Ausserrhoden, ehemaliger Bezirk Hinterland. Strassendorf auf schmalem Hügelrücken, umgeben von zahlreichen Einzelhöfen. Mit 966 m höchstgelegenes Dorf des Kantons. 1268 Schwellbrunnen. 1667 1012 Einwohner; 1794 2436; 1850 2254; 1900 1888; 1941 1412; 1950 1515; 1980 1142; 2000 1468.

Im 10.-13. Jahrhundert werden Einzelhöfe genannt. Als Teil der Rhode und Kirchgemeinde Herisau trat Schwellbrunn 1529 zur Reformation über. Erst nach dem Kirchenbau bei der Hofstatt Schwellbrunn und der politischen Trennung von Herisau 1648 bildete sich vom 17. bis frühen 19. Jahrhundert entlang der Hauptlandstrasse von St. Gallen ins Toggenburg eine Dorfsiedlung aus, deren Aussehen bis heute im Wesentlichen unverändert blieb (Ortsbild von nationaler Bedeutung). Die neue Gemeinde organisierte sich in einer Oberen und Unteren Schar, welche im Wechsel den Gemeindehauptmann stellten. Infolge der hauptsächlich auf das Dorf beschränkten Bevölkerungszunahme entfiel diese Regelung 1818. Die alte Zweiteilung der Gemeinde lebt in den Namen der beiden Lesegesellschaften fort, welche bis Ende des 20. Jahrhunderts zusammen mit dem Land- und Alpwirtschaftlichen Verein sowie dem Gewerbeverein die wichtigsten politischen und kulturellen Vereinigungen bildeten. Im 19. Jahrhundert war in Schwellbrunn eine ausgeprägte Gesangskultur verankert. Mit der Gründung einer SVP-Sektion gewannen in den 1990er Jahren die Ortsparteien (FDP und SVP) an Bedeutung. Die mehrheitlich bäuerliche Bevölkerung nahm am Aufschwung der Textilindustrie im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts teil, wobei einzelne im Baumwollgewerbe als Fabrikanten und Kaufleute Bedeutung erlangten. Daneben lebten die Schwellbrunner hauptsächlich von der Butter- und Käseherstellung, der Bienenzucht und dem Export von Köhlerholz. Die Neuanlage der Hauptstrasse von Herisau ins Toggenburg über Waldstatt 1789 stiess in Schwellbrunn auf Widerstand. Sie stellte das Dorf Schwellbrunn verkehrsmässig ins Abseits und leitete seinen ökonomischen und demografischen Niedergang ein. 1871 entstand eine Stickfabrik. Ab 1880 entwickelte sich Schwellbrunn zum Luftkurort. In den 1930er Jahren verschwanden die bisherigen Haupterwerbszweige Weberei und Stickerei beinahe vollständig. Seither ist die Gemeinde stark agrarisch geprägt (Vieh- und Milchwirtschaft, grösste Viehschau des Kantons). Seit 1970 werden auf Gemeindegebiet Skilifte betrieben. Dank der ruhigen Lage wurde Schwellbrunn im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts zunehmend als Wohnort geschätzt; der Trend scheint zu Beginn des 21. Jahrhunderts gebrochen.

Quellen und Literatur

  • Kdm AR 1, 1973, 233-264
  • Willkommen in Schwellbrunn, 1989
  • J. Altherr, Schwellbrunn, 1997

Zitiervorschlag

Thomas Fuchs: "Schwellbrunn", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.11.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001296/2012-11-28/, konsultiert am 16.04.2024.