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Bühler

Politische Gemeinde des Kantons Appenzell Ausserrhoden, ehemaliger Bezirk Mittelland. Nordseits des Rotbachtals gelegene Dorfsiedlung mit Einzelhöfen und Fabrikanlagen. Der Gemeindename ist abgeleitet vom 1479 erstmals erwähnten Ullrich Büllershoff, die ältere Gebietsbezeichnung lautet Roten. 1734 1167 Einwohner; 1850 1281; 1880 1611 (nach der Grenzkorrektur); 1900 1625; 1950 1222; 1970 1700; 2000 1598.

1420/1421 im Rahmen der St. Galler Klostergutsverwaltung als Roter rod noch dem Amt Trogen zugerechnet, gehörte Bühler ab Anfang des 17. Jahrhunderts zur Grossrhode Teufen. Im Spätmittelalter war Bühler nach St. Gallen kirchgenössig, ab 1479 Teil des neu begründeten Pfarrsprengels Teufen, von dem es sich nach mehreren gescheiterten Versuchen 1723 im Zuge des Kirchenbaus trennte. Hauptförderer der Loslösung und erster Gemeindehauptmann war Rössliwirt Johannes Hofstetter. Das Gemeindegebiet erfuhr 1870 durch Einbezug der südlich des Rotbachs befindlichen sogenannten exemten Güter eine Erweiterung. Das Haufen- und Strassendorf mit Kernzone um Kirche und Pfarrhaus erlebte im 19. und 20. Jahrhundert einen Ausbau entlang der Landstrasse Gais-Teufen und der neuen Trogener Strasse, ergänzt durch etliche den Rotbach säumende Fabriken. Bereits im 18. Jahrhundert besass Bühler einen hohen Anteil von minderberechtigten Beisassen (Ortsbürgeranteil 1823 nur 37%). Seit 1889 ist Bühler Station an der Bahnlinie St. Gallen-Gais. Zur ausgedehnten protoindustriellen Baumwollverarbeitung trat ab 1800 zunehmend deren fabrikmässige Produktion. 1829 beschäftigten 15 Webereifabrikanten von Bühler insgesamt 650 Personen, davon 236 in Bühler selbst; daneben bestanden eine Indiennedruckerei, eine Spinnerei und eine Bleiche. Zu den wichtigsten Unternehmerpionieren gehörten Rudolf Binder und Johann Ulrich Sutter. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Schulwesen ausgebaut und frühe gemeinnützige Institutionen bildeten sich (Lesegesellschaft 1822, Ersparniskasse 1824, Arbeiterkrankenkasse 1829). 1845 waren rund 60% der Einwohner im Textilgewerbe beschäftigt. Ab 1840 fand die Plattstichweberei grosse Verbreitung. Nach 1857 kam die Maschinenstickerei auf, die im tiefen wirtschaftlichen Einbruch nach 1920 aber weitgehend unterging. Dank der Gründung der Textilbetriebe Tisca AG (Heimtextilien) und Eschler AG (Trikotfabrik) sowie der Ansiedlung von Betrieben der Möbelbranche hat Bühler den Charakter eines Industriedorfs bewahrt (1990 64% in Bühler Erwerbstätige im 2. Sektor).

Quellen und Literatur

  • A. Isler, Die Gem. Bühler, 1923
  • Kdm AR 2, 1980, 251-287
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Peter Witschi: "Bühler", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 14.12.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001300/2011-12-14/, konsultiert am 19.03.2024.