
Politische Gemeinde des Kantons Appenzell Ausserrhoden, ehemaliger Bezirk Mittelland, umfasst die geschlossenen Siedlungsgebiete Dorf, Niederteufen und Lustmühle sowie verschiedene Weiler und Einzelhöfe. 1272 de Tiuffen. 1667 2070 Einwohner; 1850 4119; 1900 4595; 1950 4318; 2000 5535.
Teufen bildete spätestens ab 1296 einen Verwaltungsbezirk der Fürstabtei St. Gallen mit eigenem Ammann. Im Reichsverband gehörte es zur Vogtei St. Gallen. Zwischen 1373 und 1377 wurde es dem klösterlichen Hofamt angegliedert, verfügte aber bereits über eine gewisse kommunale Eigenständigkeit. 1377 trat Teufen zusammen mit anderen Appenzeller «Lendlin» dem Schwäbischen Städtebund bei, urkundete aber noch unter dem Siegel von Appenzell, 1401 erfolgte der Beitritt zum Volksbund der Gotteshausleute. Nach den Appenzellerkriegen 1401-1429 wurde Teufen eine der zwölf Rhoden des Landes Appenzell. Zur Zeit der Landteilung bildeten Teufen und Speicher zwei Halbrhoden mit eigener Vorsteherschaft. Zwischen 1615 und 1632 wurde Bühler, bisher unter dem Namen Roten Teil der Rhode Trogen, der Rhode Teufen angegliedert, ehe es 1723 eine selbstständige Gemeinde wurde. Auf Teufner Gebiet lag bis 1608 das im frühen 21. Jahrhundert noch bestehende Frauenkloster Wonnenstein, das in jenem Jahr der Landeshoheit von Innerrhoden unterstellt wurde. Zwischen 1597 und 1798 fanden in Teufen vier ausserordentliche Landsgemeinden von historischer Tragweite statt. Während der Helvetik war Teufen 1798-1803 Hauptort des Distrikts Teufen im Kanton Säntis. 1841 versuchte es vergeblich, Hauptort Ausserrhodens zu werden.
Kirchgenössig waren die Einwohner von Teufen bis 1479 teilweise nach St. Laurenzen, teilweise nach St. Georgen in St. Gallen. Seither bildet Teufen eine selbstständige Pfarrei bzw. Kirchgemeinde, die bis 1723 auch Bühler umfasste. Die alte, ursprünglich Johannes dem Täufer geweihte Kirche wurde 1776-1779 durch Hans Ulrich Grubenmann neu erbaut. 1525 trat Teufen zur Reformation über und nahm dabei innerhalb des appenzellischen Rhodverbands mit Pfarrer Jakob Schurtanner eine führende Rolle ein. Um 1525 war es ein Zentrum der Wiedertäufer. Eine katholische Pfarrei Teufen-Bühler-Stein gibt es seit 1883, seit 1895 verfügt sie über eine eigene Kirche.
Teufen, das 1597 noch als wenig bevölkerte, arme Rhode galt, war bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine der reichsten Gemeinden Ausserrhodens. Grundlage dieses Aufschwungs war das Textilgewerbe, das ab dem 17. Jahrhundert zunehmend die Milch- und Viehwirtschaft ergänzte. Die Entwicklung Teufens zum Fabrikantendorf im 18. und frühen 19. Jahrhundert bezeugen stattliche Häuser im Dorfzentrum. Ab 1728 wurden drei Jahrmärkte abgehalten. 1850-1920 waren Plattstichweberei und Stickerei die Haupterwerbszweige. 1905 arbeiteten von 2709 in Teufen Beschäftigten 21,1% in der Landwirtschaft und 47,5% in der Textilindustrie (davon 64,5% Frauen). 1912 fanden 640 von insgesamt 788 Heimarbeitern ihr Auskommen in der Plattstichweberei. 1867-1916 wurden mehrere Web- und Stickereifabriken gebaut. Seit 1889 ist Teufen eine Station an der Bahnlinie St. Gallen-Gais. 1901 wurde das Gemeindekrankenhaus eingerichtet (Aufhebung 1991). Die Weltwirtschaftskrise traf Teufen empfindlich. Verstärkte touristische Anstrengungen führten zur Gründung mehrerer Kurkliniken. 1933 entstand die Schwimm- und Freiluftanlage. Zudem richtete man Sonderschulen und Kinderheime ein.
In der Nachkriegszeit entwickelte sich Teufen zur Wohngemeinde in der Agglomeration St. Gallen. Es erlebte von 1950-1970 einen ersten Bauboom, der besonders die stadtnahen Gebiete erfasste. 1956-1969 wurden 165 Ein- und 51 Mehrfamilienhäuser erbaut. Die Gebiete Lustmühle und Niederteufen, die vorher durch Streusiedlung geprägt waren, wurden zu Ortsteilen mit Vorstadtcharakter; sie entwickelten sich gleichzeitig zu Schwerpunkten der spezifisch ausserrhodischen Naturheil- und Zahnarztpraxen. 1956 fand Teufen Anschluss an das Bodenseewasserwerk der Stadt St. Gallen. Der Zonenplan stammt von 1962-1963, die Umfahrungsstrasse wurde 1973 gebaut. Ein zweiter Bauboom setzte 1994 ein. Seit der Schliessung der Weberei Schläpfer 1993, des letzten Industriebetriebs, dominiert der 3. Sektor (2005 fast 65% der in der Gemeinde Beschäftigten) mit vielen Arbeitsplätzen im Gesundheitsbereich.