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Lutzenberg

Politische Gemeinde des Kantons Appenzell Ausserrhoden, ehemaliger Bezirk Vorderland. Lutzenberg ist mit 2,29 km2 flächenmässig die kleinste Gemeinde des Kantons, die einzige ohne eigene Kirche, und umfasst die zwei räumlich voneinander getrennten Gebiete Haufen-Brenden und Wienacht-Tobel, die ihrerseits aus den je zwei namengebenden Weilern sowie mehreren Einzelhöfen bestehen. 1634 Lutzenberg. 1667 518 Einwohner; 1734 847; 1813 700; 1850 908; 1900 1353; 1941 1084; 1950 1233; 1980 880; 2000 1323.

Die Höfe Brenden, Wienacht und Tobel werden bereits im 14. Jahrhundert erwähnt. Mit Ausnahme der Höfe Tobel und Wienacht, die der Herrschaft Wartensee unterstanden, gehörte das Gebiet von Lutzenberg im 13. und 14. Jahrhundert zum bischöflich-konstanzischen Hof Thal und zur Vogtei Rheineck. Nach den Appenzeller Kriegen (1401-1429) war es Teil der Gemeinde Kurzenberg. Der Name Lutzenberg wurde 1634 erstmals zur Bezeichnung des östlichen Kurzenberger Gemeindebezirks verwendet; nach dem Kirchenbau am Kurzenberg 1651-1652 und der Auflösung dieser Gemeinde wurde er für jenes Gebiet gebräuchlich, welches bei der alten Mutterkirche Thal verblieb. Die Grenzbereinigung mit den neuen Nachbargemeinden Heiden und Wolfhalden dauerte bis 1666 bzw. 1667; der Obere Lutzenberg kam zu Wolfhalden. Die Trennung der Kurzenberger Allmend und die Kapitalisierung des Lutzenberger Anteils als Bürgergut erfolgten 1771-1772, die Aufteilung des Thaler Kirchenguts und die Konstituierung der reformierten Kirchgemeinde Thal-Lutzenberg 1809. Der Gemeindeteil Wienacht-Tobel ist seit 1948 der reformierten Kirche von Buchen-Staad angeschlossen. Die katholische Kapelle in Wienacht wurde 1962 errichtet. Haupterwerbszweige waren von der Gemeindegründung an Viehwirtschaft, Acker-, Obst- und Weinbau (18 Weinberge und 49 Trotten 1834, einzige Appenzeller Weinbaugemeinde nach 1945) sowie das Textilgewerbe. Die Sandsteinbrüche in Wienacht waren im 18. und 19. Jahrhundert von Bedeutung. Die Station Wienacht-Tobel an der Rorschach-Heiden-Bergbahn datiert von 1875. Das international tätige Stickereiverlagszentrum an der Dorfhalde bestand 1827-1914, die Seidenbeuteltuchwebereifabrik 1881-1910 und die Strickmaschinennadelfabrik 1912-1927. Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete sich die Gemeinde verstärkt auf Thal, Rheineck und Rorschach aus und entwickelte sich zu einer Wohngemeinde mit hohem Wegpendleranteil und geringem Arbeitsplatzangebot (Zwirnerei, Handwerksbetriebe und Gastgewerbe). Das 1982 gegründete Lärchenheim (seit 2001 RehabilitationsZentrum Lutzenberg), das Suchtkranke betreut, wird von den Ostschweizer Kantonen getragen. Der Schulbesuch erfolgt nach der 6. Klasse in Thal und Rheineck.

Quellen und Literatur

  • Kdm AR 3, 1981, 277-305
  • E. Züst, Gesch. der Gem. Kurzenberg, 1991
  • Appenzeller Tbl., 2.9.1993
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Thomas Fuchs: "Lutzenberg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.10.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001307/2009-10-20/, konsultiert am 21.04.2024.