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Schlatt-Haslen

Bezirk des Kantons Appenzell Innerrhoden, der das nördlich von Appenzell zwischen Hundwiler Höhe und Rotbach gelegene, mehrheitlich hügelige Einzelhofgebiet mit dem Dorf Haslen, den Weilern Schlatt und Enggenhütten sowie seit 1877 das Frauenkloster Wonnenstein als Exklave bei Teufen (AR) umfasst. Der Bezirk entstand 1873 aus der Rhode Schlatt rechts und einem Teil der Halbrhode Rinkenbach links der Sitter. Seither wird in Haslen die Gemeindeversammlung des Bezirks abgehalten, seit 1992 ist es Verwaltungssitz. Um 1200 Slatte, 13. Jahrhundert Haslowe. Rhode Schlatt: 1850 1294 Einwohner; Bezirk Schlatt-Haslen: 1880 1417; 1900 1383; 1950 1329; 2000 1146 (mit Kloster Wonnenstein).

Im Gebiet der Lank lassen sich die Bauernhäuser Antonelis, Remsen und Zithuus mit dem um 1200 erwähnten Meier des Klosters St. Gallen von Appenzell in Verbindung bringen. Die Höfe Schlatt, Gehren, Leimensteig und am Weg gehörten bis ins 15. Jahrhundert zum klösterlichen Amt Appenzell. Zwischen 1204 und 1220 entstand die Rhode Schlatt.

Die Bewohner von Ober-, Vorder- und Hinterhaslen sowie in der Ebni am Sitterufer liessen 1648-1650 die Kirche Unserer Lieben Frau bauen, eine Filiale von Appenzell. 1666 erfolgte die Gründung der eigenständigen Pfarrei Haslen. Die schon im 17. Jahrhundert oft besuchte Wallfahrtskirche Maria Hilf wurde 1901 von August Hardegger durch einen neuromanischen Bau ersetzt. Seit 1968 gehören auch die Katholiken von Stein und Hundwil zur Pfarrei. Haslen entwickelte sich zu einem Dorf mit eigener Orts- und Schulgemeinde. Die Ortsgemeinde (Feuerschaugemeinde) trennte sich 1895 von der Kirchgemeinde. 1910 wurde sie aufgehoben. Am östlichen Hang des Böhl sowie im Süden um das 1969 errichtete Schulhaus und an der Kantonsstrasse (Vordergass, Oberbüel) bildeten sich ab 1950 neue Wohnquartiere.

In Schlatt wurde die St.-Josephs-Kapelle nach der Errichtung einer von Appenzell abhängigen Kuratkaplanei 1769 baulich erweitert und 1911-1912 durch einen neubarocken Bau ebenfalls von Hardegger ersetzt. Danach verdichtete sich der Weiler, dessen Kern mit Kirche, Pfarr- und Schulhaus sowie zwei Wirtshäusern trotz des Bedeutungsverlusts des Säumerwegs nach Teufen im 19. Jahrhundert erhalten geblieben war. Der Kirchenkreis wurde 1938 um das Gebiet Leimensteig ausgedehnt, eine Erhebung zur Pfarrei kam aber nicht zustande. 1970 wurde Schlatt ganz in die Pfarrei Appenzell eingegliedert. Seit 2000 wächst der Weiler.

Noch immer ist das Erwerbsleben in Schlatt-Haslen auf die Land- und Forstwirtschaft ausgerichtet. Lebensgrundlage bildeten lange hauptsächlich Milch- und Viehwirtschaft, daneben in klimatisch günstigen Lagen auch Obstbau. Bis weit ins 20. Jahrhundert blühte die Handstickerei als Nebenerwerb der Bäuerinnen. Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts siedelten sich auch im übrigen Bezirk Handwerks- und Gewerbebetriebe an. Einige davon richteten sich 1990 in den Räumen der ehemaligen Bleicherei ein, die 1906 in Betrieb genommen worden war. Mit Appenzell ist Haslen seit 1882 und Schlatt seit 1898 durch Strassen verbunden.

Quellen und Literatur

  • Appenzell. Geschichtsbl. 16-20, 1954-58
  • Kdm AI, 1984, 420-430, 436-443, 484-490

Zitiervorschlag

Achilles Weishaupt: "Schlatt-Haslen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.10.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001316/2012-10-18/, konsultiert am 12.04.2024.