de fr it

Wittenbach

Politische Gemeinde des Kantons St. Gallen, Region St. Gallen. Umfasst die Gemeindeteile Wittenbach, Kronbühl, Bruggwaldpark, mehrere Streusiedlungen und die Exklave Hinterberg. 1297 Witebach. 1831 1322 Einwohner; 1850 1301; 1900 1894; 1910 2668; 1950 2393; 1970 5487; 2000 8486.

Wittenbach bestand zuerst aus Einzelhöfen (Brumenau angeblich 830 erwähnt, Gommenschwil 847), später aus Weilern. Das Meieramt Wittenbach umfasste als Lehen des Klosters St. Gallen Höfe in Wittenbach, Tablat und Häggenschwil. Nach Einlösung der verpfändeten Vogtei Wittenbach 1381 vermochte das Kloster seine Herrschaftsrechte später allmählich bis zur eigentlichen Landesherrschaft auszubauen. 1458/1459 wurde Tablat (Oberwittenbach) von Wittenbach getrennt. Bis 1798 bildete Wittenbach einen Teil des fürstäbtischen Landeshofmeisteramtes und innerhalb desselben eine Hauptmannschaft des Hofgerichtes. Wittenbach gehörte grösstenteils zur St. Galler Pfarrei St. Laurenzen und ab 1535 zur Pfarrei Gallus-Münster; 1647 wurde es zu deren Filialpfarrei erhoben. Die Kirche im Gebiet Kappelhof wird 1222 erstmals erwähnt, der heutige Bau auf dem St. Ulrichsberg entstand 1675-1676. Die Ackerflur wurde bis Ende des 18. Jahrhunderts im Dreizelgensystem genutzt. Daneben betrieb man Obst- und Flachsbau. Im 19. Jahrhundert setzten sich Gras- und Milchwirtschaft durch. Angesichts der im Ancien Régime überwiegend kleinbäuerlichen Verhältnisse wurde zusätzlich Heimarbeit im Dienst der sankt-gallischen Textilindustrie geleistet. Die Fabrikstickerei (Stickerei Kronbühl AG) leitete ab 1869 die Industrialisierung Wittenbachs ein. Die Depression aufgrund der Stickereikrise ab 1914 führte nach dem Zweiten Weltkrieg zur wirtschaftlichen Diversifizierung (neben Textil- v.a. Metallindustrie). 1910 erfolgte der Anschluss an die Bodensee-Toggenburg-Bahn. Eine starke Ausdehnung hat das Siedlungsgebiet durch die Industrialisierung erfahren, seit ca. 1960 vor allem durch Wohnbauten für Wegpendler, namentlich nach St. Gallen, wo ca. zwei Drittel der erwerbstätigen Bevölkerung arbeiten. 1803 wurde Wittenbach politische Gemeinde und gehörte bis 1831 zum Bezirk Rorschach, 1831-1918 zum Bezirk Tablat und bis 2003 zum Bezirk St. Gallen.

Quellen und Literatur

  • S. Huber et al., «Beitr. zur Gesch. von Wittenbach», in 50 Jahre Darlehenskasse Wittenbach, 1962, 9-74
  • M. Baumann, Kleine Leute, 1990
  • Gesch. von Wittenbach, 2003

Zitiervorschlag

Marcel Mayer: "Wittenbach", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.11.2015. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001322/2015-11-17/, konsultiert am 28.03.2024.