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Quarten

Politische Gemeinde des Kantons St. Gallen, Region Sarganserland. Weit verzweigte Berggemeinde südlich und nördlich des Walensees, mit den Dörfern Quarten, Ober- und Unterterzen, Mols, Murg sowie Quinten. 801-850 in Quarto (Kopie), ca. 1220 in Quartin. 1831 1627 Einwohner; 1850 1995; 1900 2205; 1950 2727; 2000 2749.

Bronzezeitliche Funde und romanische Orts- und Flurnamen weisen auf eine frühe Besiedlung hin. Die Ortsnamen Guns, Terzen, Quarten und Quinten entstammen vermutlich der frühmittelalterlichen Hofzählung des Bistums Chur. Wohl schon in karolingischer Zeit übernahm die Abtei Pfäfers den grössten Teil des Grundbesitzes. Die Kollatur der um 840 erwähnten Kapelle lag 1249-1838 beim Kloster Pfäfers. Spätestens im 13. Jahrhundert bildete sich die grundherrliche Verwaltungsstruktur mit Meierhof und Hofgericht aus. Die Burg Bommerstein, 1313 erwähnt, wurde 1386 von Glarnern verbrannt und 1440 zerstört. Quarten gehörte bis 1438 zum Oberamt der österreichischen Herrschaft Windegg, bis 1798 zur Landvogtei Gaster und bis 2002 zum Bezirk Sargans. Die hohe Gerichtsbarkeit gelangte 1519 nach Streitigkeiten an die gemeine Herrschaft Sargans, die übrigen Hoheitsrechte blieben bei der Landvogtei Gaster. Die einzelnen Genosssamen, die in den Orts- und Schulgemeinden Quarten, Oberterzen, Quinten, Mols und Murg weiterleben, entwickelten sich im Spätmittelalter, erste Nutzungsregelungen (Wege, Weiden usw.) stammen aus dem 15. Jahrhundert. Entsprechend vielfältig ist die kirchliche Struktur: Quinten und Murg, wo spätmittelalterliche Kapellen standen, schlossen sich der Pfarrei Quarten an, die sich 1523 endgültig von Walenstadt löste. Murg und Mols wurden im 18. Jahrhundert selbstständig. 1523 führten Johannes Brötli und Hans Hagner die Reformation ein. Nach dem Bildersturm 1529 erfolgte 1532 die Rückkehr zum alten Glauben. 1803 schlossen sich die drei Kirchgemeinden Quarten, Murg und Mols zur politischen Gemeinde Quarten mit Amtssitz in Unterterzen zusammen. Die Gemeinde blieb ohne Zentrum. Es entwickelte sich kein bedeutendes Dorfgewerbe, die Bewohner lebten bis ins 20. Jahrhundert vorwiegend von Viehzucht und Alpwirtschaft. 1835 brachte die Spinnerei Murg Arbeitsplätze. Die Eröffnung der durchgehenden Fahrstrasse am Walensee und über den Kerenzerberg 1848 sowie der Eisenbahnbau mit Stationen in Murg und Unterterzen 1859 förderten die Ansiedlung weiterer Industriebetriebe, so 1897 der Zement- und Kalkfabrik Unterterzen. Saisonbedingte Arbeitsplätze bieten seit 1953 die Sportbahnen. Der Nahtourismus entwickelte sich nach Eröffnung der Walensee-Autobahn 1987 zum Ferientourismus. Das Angebot umfasst zu Beginn des 21. Jahrhunderts unter anderem die Feriensiedlung Männis/Wisen in Oberterzen sowie Campingplätze in Oberterzen und Murg. Seit 1956 steht in Quarten das Bildungszentrum Neuschönstatt. 2004 wurde die Luftseilbahn Unterterzen-Flumserberg modernisiert. Seit 2009 ist das Ferienresort Walensee am Seeufer in Unterterzen in Betrieb. Es brachte der Gemeinde 45 neue Arbeitsplätze und einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Quellen und Literatur

  • L. Pfiffner, Quarten, 1971
  • L. Pfiffner, Die Gebetsstätten im Sarganserland, 1986
  • L. Pfiffner, Gem. Quarten, 1997
Von der Redaktion ergänzt
  • Rothenhaüsler, Erwin: Der Bezirk Sargans, 1951, S. 262-274 (Die Kunstdenkmäler des Kantons St. Gallen, 1).
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Paul Gubser: "Quarten", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.12.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001356/2011-12-16/, konsultiert am 28.03.2024.