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Oberuzwil

Politische Gemeinde des Kantons St. Gallen, Region Wil. Die Gemeinde besteht aus den Dörfern Oberuzwil, Bichwil (865 Pichilinwilare) und Niederglatt (1336 Nidernglat), den Weilern Buechen, Wilen, Riggenschwil, Oberrindal nördlich der Hauptstrasse, Ramsau und vielen Einzelhöfen. 819 Uzzinwilare, 1382 Obren Utzwille. 1837 2175 Einwohner; 1850 2312; 1900 3396; 1950 4102; 2000 5521.

Im Frühmittelalter waren die Freibauern von Oberuzwil in einer Hundertschaft zusammengeschlossen, neben der vor allem die Abtei St. Gallen über Grundbesitz verfügte. Im Hochmittelalter bildete sich die Freiweibelhub Oberuzwil, zu der auch Degersheim gehörte und die 1279 als Reichsvogtei erwähnt wurde. Daneben existierten Vogtei und Gericht der Grafen von Toggenburg. Südlich von Bichwil standen die Chreienburg (1222 erwähnt) und die Burg der Edlen von Eppenberg, die 1521 niederbrannte. Letztere waren die Gerichtsherren von Bichwil, das 1624 von den Edlen Giel von Glattburg und von Thurn erworben wurde. Der Weiler Homberg (981 Hoenberg) bildete mit Niederglatt ein Freigericht. Ab 1483 unterstanden diese Gerichte dem Vogt von Schwarzenbach. Die Offnung von Oberuzwil datiert auf 1420, diejenige von Bichwil ist 1466 bezeugt. Die Mühle von Oberuzwil wurde 1420 erwähnt, das Bad Heiligenbuchen in Buechen 1463. 1798 wurden die Munizipalgemeinden Oberuzwil, Bichwil und Niederglatt errichtet und 1803 bzw. 1804 zur Gemeinde Oberuzwil zusammengeschlossen. Bis 2002 gehörte Oberuzwil zum Bezirk Untertoggenburg.

Ansicht von Süden. Aquatinta von Johann Baptist Isenring, um 1827 (Kantonsbibliothek Vadiana St. Gallen).
Ansicht von Süden. Aquatinta von Johann Baptist Isenring, um 1827 (Kantonsbibliothek Vadiana St. Gallen). […]

Oberuzwil war mit der Kapelle, die zum Kloster St. Katharina in Wil gehörte (1720 erwähnt), und Bichwil mit der Kapelle St. Mauritius (1355 erwähnt) Teil der Pfarrei Jonschwil, Niederglatt gehörte mit der Kirche Felix und Regula (1430 erwähnt) zur Pfarrei Gossau (SG). Nach 1528 wurde die Gemeinde weitgehend reformiert, 1766 eine Kirche (Hans Ulrich Grubenmann) gebaut und 1771 eine eigene Kirchgemeinde gegründet. In Niederglatt wurde ab 1556 wieder katholischer Gottesdienst gehalten, 1617 eine katholische Pfarrei gegründet und 1853 eine neue Kirche errichtet. Bichwil bildete 1771 eine eigene katholische Pfarrei und erhielt 1808-1809 eine neue Kirche. 1904 wurde in Oberrindal die Kapelle Maria zum Trost und 1934 im Dorf Oberuzwil die Kirche St. Gallus gebaut.

Die 1820 gegründete Garnfabrik Heer (zuletzt Heer & Co. AG) wurde 2000 geschlossen. 1870 gründete Jean Dierauer eine Schuhfabrik. Ab 1838 wurde mit Flawil, ab 1874 mit Uzwil eine Sekundarschule geführt, seit 1992 besteht das eigene Oberstufenzentrum Schützengarten. Ab 1894 bestand im Platanenhof eine Erziehungsanstalt für Knaben, die seit 1980 eine kantonale Einrichtung für gefährdete Jugendliche ist. 2005 stellte der 1. Sektor in Oberuzwil 12% der Arbeitsplätze und die Gemeinde verfügte über drei Käsereien. Neben der Textilindustrie sind vor allem Metall verarbeitende Betriebe ansässig. Viele Einwohnerinnen und Einwohner von Oberuzwil arbeiten in Uzwil, St. Gallen oder Flawil.

Quellen und Literatur

  • A. Näf, Heimatbuch, 1955
  • E. Koller, Oberuzwil, 1990
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Beat Bühler: "Oberuzwil", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 14.09.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001397/2010-09-14/, konsultiert am 21.03.2023.