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OberbürenSG

Politische Gemeinde des Kantons St. Gallen, Region Wil. Die an der Thur und Glatt liegende Gemeinde wurde 1803 aus den Pfarrgemeinden Oberbüren, Niederwil und dem nach Henau pfarrgenössigen Dorf Durstudlen (auch Thurstuden, 1880 in Sonnental umbenannt) gebildet. 745 Chiperativilare (Gebertschwil), 817 ad Purias. 1850 1597 Einwohner; 1900 1753; 1950 1977; 2000 3946.

Auf Glattburg bestand eine frühkeltische Siedlung. Römische Münzfunde bei Ufhofen, Sonnental und Glattburg. 905 wurde in Oberbüren eine Kirche erwähnt (Patrozinium heute St. Ulrich). Im Mittelalter existierten die Glattburgen an der Glatt und Thur sowie eine Burg in Oberbüren. Das Gebiet der Pfarrei Oberbüren gehörte im Mittelalter den Schenk von Glattburg und von Landegg, gelangte ab 1473 an die Schenk von Kastel und erhielt 1481 eine Offnung des Adels. 1649 erwarb die Abtei St. Gallen die Glattburg mit Billwil nördlich, 1736 die Gerichtsherrschaft Oberbüren südlich der Thur und teilte sie dem Wiler Amt zu. Seit 1781 ist die Glattburg Sitz des Klosters St. Gallenberg. Die Streusiedlungen des Gerichts Niederwil im Oberberger Amt waren nach Gossau (SG) kirchgenössig und unterstanden den Giel von Glattburg. Hier lagen auch Besitz des Heiliggeistspitals St. Gallen und bis ins 15. Jahrhundert Güter der Freivogtei Oberuzwil. Das Gericht Niederwil (auch Gebertschwil) erhielt 1466 von Rudolf Giel eine Offnung und wurde 1486 an die Abtei St. Gallen verkauft. Nach dem Kirchenbau 1732 übernahm der Ort den Namen des Gerichts Niederwil. 1482 kaufte die Abtei St. Gallen Durstudlen und vereinigte es mit Lenggenwil zu einer Gerichtsgemeinde. Die äbtische Offnung datiert von 1495.

1776-1777 erbaute der St. Galler Fürstabt Beda Angehrn die Strasse St. Gallen-Wil mit der Thurbrücke und dem Gasthaus Thurhof. Schulen entstanden nach 1711 in Oberbüren, 1732 in Niederwil und 1808 in Durstudlen (bis 1916 eigene Schulgemeinde). 1997 gründeten die Schulgemeinden Oberbüren, Niederwil und Niederbüren ein gemeinsames Oberstufenzentrum. Bis ins 19. Jahrhundert überwog der Ackerbau, mit Blockbewirtschaftung im Streusiedlungsgebiet und mit Dreizelgenwirtschaft in Oberbüren und Durstudlen. Die Bürger dieser Orte besassen in den Allmenden der Thurauen und des Bürerwalds Nutzungsprivilegien (seit dem 19. Jh. Thur- und Brennholzkorporationen). Ab 1850 erfolgte der Übergang zur Milchwirtschaft. Durch die Teilung der Ackerbaubetriebe entstanden aus den Einzelhöfen Weiler. 1843 wurde die erste Ostschweizer Kaltwasserheilanstalt Bad Buchental gegründet, die 1912 niederbrannte. Weitere Brände zerstörten 1732 das Schloss Oberbüren, 1849 31 Gebäude im Dorf Oberbüren und 1885 die Thurbrücke. Ab 1870 ersetzte die Stickerei die Heimweberei. Die Industrien in Uzwil wurden wichtige Arbeitgeber. 1945-1946 wurden die Niederwiler Moore entwässert, 1961-1982 die Gesamtmelioration durchgeführt. Die Eröffnung der A1 1969 führte zu Siedlungswachstum. Oberbüren ist Sitz der national tätigen, 1966 gegründeten Firma Dipl. Ing. Fust AG, die seit 2007 zu Coop gehört. Viele Einwohnerinnen und Einwohner von Oberbüren arbeiteten 2000 vor allem in St. Gallen, Uzwil oder Gossau.

Quellen und Literatur

  • J. Stähelin, Gesch. der Pfarrei Oberbüren, 1933
  • Benediktinerinnen-Abtei St. Gallenberg in Glattburg bei Oberbüren, hg. M. Kaiser, 2004
  • 1857-2007: eine Zeitreise durch Niederwils Vergangenheit, hg. von R. Lehner, 2007
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Markus Kaiser: "Oberbüren (SG)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 14.09.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001402/2010-09-14/, konsultiert am 12.10.2024.