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Vaz/Obervaz

Politische Gemeinde des Kantons Graubünden, Kreis Alvaschein, Bezirk Albula, in einem glazial geformten Hochtal zwischen Chur und Albulatal gelegen, mit den Fraktionen Lain, Muldain, Zorten und Lenzerheide/Valbella sowie der Siedung Solis. Um 840 villa Vazzes, deutsch Obervaz. 1850 886 Einwohner; 1888 768; 1900 868; 1930 1337; 1950 1489; 1970 2003; 2000 2691.

Eine Besiedlung in karolingischer Zeit ist belegt. Sondierungen im südlich von Zorten gelegenen Nivagl, vermutlich der einstigen Stammburg der Freiherren von Vaz, erbrachten den Nachweis von Holzbauten einer ersten Besiedlungsphase des 10.-11. Jahrhunderts sowie von Ringmauern aus verschiedenen Bauperioden des 11.-13. Jahrhunderts. Die Kleinfunde fallen durch ihre Qualität und ihren Reichtum auf und deuten auf den gehobenen Stand der Bewohner hin. 1337/1338 ging Obervaz durch Erbschaft von den Vazern an die Grafen von Werdenberg-Sargans über. Die 1456 losgekaufte Nachbarschaft Obervaz bildete mit Stierva und Mutten auf der linken Talseite des Schin die Gerichtsgemeinde Obervaz. Der untere Teil des Turms der 1218 erwähnten Pfarrkirche St. Donatus in Zorten ist spätromanisch, ein spätgotischer Neubau erfolgte 1499. Die heutige Kirche entstand 1874-1875 (Restauration 1970). Bis 1517 gehörte auch Parpan zur Pfarrei Obervaz, die in der Reformation beim alten Glauben blieb. Die 1508 erwähnte Kirche St. Johannes Baptista in Muldain wurde 1673-1677 in barockem Stil neu gebaut, 1990 restauriert. St. Luzius in Lain, ebenfalls 1508 erwähnt, wurde 1678-1680 neu erbaut und 1962 restauriert. Die beiden Barockkirchen stehen unter Denkmalschutz.

Die Einwohner von Obervaz waren bis um 1900 vorwiegend in der Land- und Forstwirtschaft tätig und betrieben Ackerbau, Milchwirtschaft und Viehzucht. Alpen und Weiden wurden genossenschaftlich genutzt. Viele gingen auswärts in Gewerbe und Hotellerie einer Beschäftigung nach. Mit dem Aufkommen des Tourismus in Lenzerheide/Valbella seit etwa 1920 wandelte sich die Erwerbsstruktur. Der rätoromanische Sprachanteil (sogenanntes Vazer Idiom) im an der deutsch-rätoromanischen Sprachgrenze gelegenen Obervaz betrug 1920 noch 73% und sank bis 2000 auf 10%.

Quellen und Literatur

  • J.J. Simonet, Gesch. der polit. Gem. Obervaz, 1915
  • J.J. Simonet, Gesch. der kath. Pfarrei Obervaz, 1921
  • Kdm GR 2, 1937 (19752), 292-309
  • O.P. Clavadetscher, W. Meyer, Das Burgenbuch von Graubünden, 1984
Weblinks
Weitere Links
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Zitiervorschlag

Toni Cantieni: "Vaz/Obervaz", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.02.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001414/2013-02-21/, konsultiert am 29.03.2024.