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Safien

Ehemalige Gemeinde des Kantons Graubünden, Region Surselva, 2013 mit Tenna, Valendas und Versam zur Gemeinde Safiental fusioniert. Safien umfasste das Zentrum Safien-Platz (1350 m) sowie Weiler- und Einzelhofsiedlungen im mittleren und hinteren Safiental. 1219 Stosavia, romanisch Stussavgia. 1803 770 Einwohner; 1850 685; 1900 455; 1950 453; 2000 308; 2010 305; 2012 282.

Safien: Situationskarte 2012 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.
Safien: Situationskarte 2012 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.

Streufunde aus der Bronzezeit weisen zumindest auf eine frühe Begehung des Tals hin. Safien wurde als Teil der Grafschaft Schams ursprünglich von Romanen aus dem Heinzenberg, dem Schams und dem Rheinwald bewirtschaftet. Die Ansiedlung deutschsprachiger Walser, vor allem aus dem Rheinwald, erfolgte offenbar planmässig zwischen 1300 und 1310 auf Betreiben der Freiherren von Vaz, die als bischöfliche Lehensnehmer bis 1338 Landesherren waren. Einen zweiten Besiedlungsschub und den Landesausbau förderten die Grafen von Werdenberg, denen 1383 die Freiherren von Rhäzüns als Landesherren folgten. 1493 erwarben die Trivulzio die Hoheitsrechte, die sie zum Teil bis 1675/1696 innehatten. Bereits 1362 ist Safien als selbstständig handelnde Gemeinde mit Ammann und Geschworenen bezeugt. Die privilegierte Rechtsstellung hält ein Schirmbrief von 1450 fest. 1498 organisierten sich die dütschen lüt in den Pürten (Bäuert) Malönja (Thalkirch), Camana, Zalön (Platz) und Salpänna (Neukirch). Noch um 1500 scheinen auch Romanen in Safien gewohnt zu haben. Die Grundherrschaft gehörte im grössten Teil des Tals dem Domleschger Kloster Cazis, das hier 13 Höfe gemäss dem Urbar von 1512 besass; die Güter wurden im Erblehen bebaut. Die Kirche von Thalkirch (Patrozinien u.a. Maria, Heilige Drei Könige, Theodul) wird erstmals 1441 erwähnt, diejenige von Platz (Patrozinium Johannes der Täufer) 1448. Die Reformation wurde 1526 eingeführt. Das Gotteshaus in Neukirch, das wie Thalkirch im 18. und 19. Jahrhundert einen eigenen Pfarrer hatte, stammt von 1698. Safien bildete bis 1851 eine eigene Gerichtsgemeinde im Hochgericht Thusis. Die Gemeinde war 1851-2000 Teil des Bezirks Heinzenberg und 2001-2015 des Bezirks Surselva. Handelskontakte bestanden vor allem über die Saumwege des Glaspasses nach Thusis sowie des Safierbergs ins Rheinwald und weiter nach Süden. Ohne dauerhaften Erfolg blieb die Einführung der Baumwollspinnerei als Hausindustrie Mitte des 18. Jahrhunderts. Als klassisches Alpwirtschaftsgebiet wurde vorwiegend Vieh für den Verkauf auf oberitalienischen Märkten gezüchtet und bis in die Gegenwart haben sich Reste der traditionellen Einzelsennerei auf den privaten Korporationsalpen erhalten. Der Bau der Fahrstrasse 1882-1885 nach Versam bewirkte eine Umorientierung des Tals Richtung Norden. Die starke Abwanderung im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts liess zahlreiche Wüstungen entstehen. Die Zentrale Platz der Kraftwerke Zervreila stammt von 1957. Nahezu 100% der Bevölkerung waren 2000 deutschsprachig. 2005 stellte der 1. Sektor noch 65% der Arbeitsplätze in Safien.

Quellen und Literatur

Weblinks
Weitere Links
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Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
1219: Stosavia
Endonyme/Exonyme
Safien (deutsch)
Stussavgia (romanisch)

Zitiervorschlag

Jürg Simonett: "Safien", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.04.2020. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001483/2020-04-23/, konsultiert am 10.12.2024.