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Zillis

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Graubünden, Kreis Schams, Bezirk Hinterrhein. Strassendorf am südlichen Ende der Viamalaschlucht. Ab 1875 mit Reischen zur politischen Gemeinde Zillis-Reischen vereint. Erste Hälfte 9. Jahrhundert Ciranes, italienisch früher Zirano, romanisch Ziràn. Mit Reischen 1780 295 Einwohner; 1900 263; 2000 330. 2000 42% Romanischsprachige in Zillis-Reischen.

Eine römische Siedlung, Gräberfunde aus dem 6./7. Jahrhundert sowie ein Münzschatzfund aus der Mitte des 10. Jahrhunderts sprechen gegen die früher postulierte Höhenumgehung der Viamala. Eine erste Kirchenanlage in Zillis stammt von ca. 500, der Dreiapsidensaal aus dem 8. Jahrhundert. Das Reichsguturbar von ca. 840 erwähnt Königsland der Pfarrkirche St. Martin. Diese bezog die Zehnten der ganzen Landschaft Schams. 940 schenkte König Otto I. dem Churer Bischof die Zilliser Kirche samt ihrem Besitz, zu dem vier Grosshöfe im Schams und äusseren Rheinwald gehörten. 1130/1140 wurde die Kirche mit der weltbekannten romanischen Bilderdecke neu angelegt. Von der Burgstelle Hasenstein sind Reste eines Wohnturms in einem Wohnhaus erhalten. Im frühen 13. Jahrhundert war das Schams bereits ausgebautes Siedlungsland mit Viehzucht und Ackerbau. Mitte 13. Jahrhundert erfolgte die bischöfliche Belehnung der Vazer, deren Herrschaftsrechte später die Werdenberger inne hatten und die 1456 an das Bistum zurückgingen. 1458 kaufte das Tal sich aus. 1530-1535 schlossen sich die Bewohner von Zillis der Reformation an. Zillis ist mit Rathaus (1570), Richtstätte, Markt und Sust der historische Hauptort des Tales. Der Transitverkehr Richtung Splügenpass und San Bernardino erlebte nach der Verbesserung des Viamala-Weges 1473 einen ersten, nach dem Bau einer breiten Fahrstrasse 1818-1823 einen weiteren Aufschwung. Bis 1851 war Zillis eine Nachbarschaft der Gerichtsgemeinde Schams und bildete mit Reischen und Rongellen ein kleines Zivilgericht. Nach der Eröffnung des Gotthardtunnels 1882 und der endgültigen Aufgabe des Bergbaus erlebte Zillis eine Wirtschaftskrise und Auswanderungswelle. Ab 1901 wurden Fahrstrassen an den Schamserberg, 1973 wurde mit der A13 die Dorfumfahrung gebaut.

Quellen und Literatur

  • Kdm GR 5, 1943 (19612), 222-251
  • Gem. GR
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Zitiervorschlag

Jürg Simonett: "Zillis", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.02.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001512/2014-02-26/, konsultiert am 19.01.2025.