de fr it

Zizers

Politische Gemeinde des Kantons Graubünden, Hauptort des Kreises Fünf Dörfer, Bezirk Landquart. Durch Zizers führten die wichtigsten historischen Rheintalstrassen. Bis 1854 gehörte Mastrils zu Zizers. 1913 wurden die drei Enklaven Oberzollbruck (1910 30 Einwohner), Russhof (der spätere Plantahof; 91 Einwohner) und Untere Mühle (8 Einwohner) von Zizers abgetrennt und Igis zugeteilt. 824 Zizuris, romanisch Zir oder Zezras. 1850 925 Einwohner; 1900 1107; 1950 1281; 1960 1290; 1980 2425; 2000 2983.

Kurzlebige neolithische Siedlung um 4800 v.Chr.; Funde römischer Münzen aus dem 1. Jahrhundert n.Chr.; frühmittelalterliches Ausbaugebiet. 955 schenkte Otto I. dem Bischof von Chur seinen Grosshof in Zizers und die königliche Eigenkirche St. Peter und Paul, 966/967 die Zollhoheit. Im Hochmittelalter war die Burg Friedau Zentrum der bischöflichen Herrschaft in Zizers. In der Altpfarrei Zizers sind 1612 erstmals Protestanten erwähnt, 1614 war etwa die Hälfte der Bevölkerung reformiert; Zizers blieb paritätisch. Die Kirche St. Peter und Paul wurde ab 1644 von den Katholiken genutzt und nach 1686 von Kapuzinern besorgt. Die Reformierten bekamen die St.-Andreas-Kapelle (erstmals erwähnt 1340). 1527-1567 erfolgte der Auskauf aller Zehnten und Freiheitsrechte. Zizers war nach 1790 ein Zentrum der sogenannten Patrioten. Als Markt- und Hauptort des Hochgerichts Vier Dörfer besass Zizers ab dem Spätmittelalter grosses Gewicht in der Talschaft. Zahlreiche Prachtbauten aus dem 17. Jahrhundert bezeugen die Dominanz der Familie Salis. Das Untere Schloss ist das Wahrzeichen von Zizers. Im Mittelalter sind unfreie Töpfer dokumentiert, im Spätmittelalter Schmiede und Schneider. Zizers war obligatorischer Umladeplatz für Grossgüter. Die ehemaligen Susten sind verschwunden, die bischöflichen Zölle wurden vor 1785 von den Drei Bünden ausgelöst und 1849 aufgehoben. 1771-1777 bestand auf Schloss Marschlins (heute Gemeinde Landquart) das sogenannte Philanthropinum. Ab 1661 besass Zizers umfangreiche Alprechte auf Sardona. Das Rebareal des traditionsreichen Wein-, Obst- und Gemüsebauerndorfs schrumpfte Ende des 19. Jahrhunderts wegen Seuchen und der Gotthardbahn (Billigimporte aus Italien) beträchtlich, wuchs aber in jüngerer Zeit wegen starker Nachfrage wieder. 1960-1980 verdoppelte sich die Bevölkerung. Der ehemals hohe Wegpendleranteil wurde allmählich von Zupendlern zu den neu angesiedelten Betrieben des 2. (Industriezone Tardis) und 3. Sektors ausgeglichen. Seit 1958 wird Zizers von der A13 umfahren. Seit 1980 besteht eine eigene Dorfzeitung.

Quellen und Literatur

  • Kdm GR 7, 1948 (19752), 402-418
  • P. Hassler, Zizers 955-1955, 1956
  • Gem. GR, 212
  • Bündner Ztg., 16.-21.7.1990
  • JbSGUF 86, 2003, 209
Weblinks
Weitere Links
e-LIR
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Adolf Collenberg: "Zizers", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.03.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001603/2017-03-13/, konsultiert am 02.12.2024.