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Seewis im Prättigau

Politische Gemeinde des Kantons Graubünden, Kreis Seewis, Bezirk Prättigau/Davos. Das Terrassendorf am rechten Talhang am Eingang des Prättigaus umfasst die Fraktion Schmitten-Pardisla und die Bahnstation Seewis-Valzeina in der Talsohle. 1224 de Sevne, romanisch früher Sievgia. 1850 791 Einwohner; 1900 901; 1950 955; 1970 923; 2000 1323.

In Seewis stiess man auf römische Münzfunde aus dem 1. und 3. Jahrhundert n.Chr. Auf dem Gemeindegebiet liegen auch die Burgruine der Wehranlage Fracstein (in der Klus) und die Überreste der aus einem Kirchenkastell hervorgegangenen Burg Solavers bei Grüsch. Die Burgen waren im Besitz der jeweiligen Herren über das äussere Prättigau: um 1300 der Ritter von Aspermont, 1344-1436 der Grafen von Toggenburg (Fracstein als Talsperre im gemeinsamen Besitz der Toggenburger und der von Matsch), 1436-1496 der Vögte von Matsch, dann bis 1649 der Herzöge von Österreich. Die Herrschaften besassen umfangreiche Güter und Rechte in Seewis bis zu deren Auskauf 1649. 1436 trat das Gericht Schiers-Seewis dem Zehngerichtenbund bei. 1679 wurde es geteilt, und 1851 entstand aus dem Halbgericht Seewis (mit Hintervalzeina) der Kreis Seewis. Alte Pfarrkirche für Seewis und Fanas war St. Maria auf Solavers. In den beiden Gemeinden entstanden Filialkirchen, die sich 1487 formell emanzipierten. Die Dorfkirche St. Lorenz in Seewis (urkundlich 1483) wurde 1756-1758 umgebaut. Die Kapelle St. Aprus auf Fracstein (erwähnt 1370) blieb eine Filiale von Schiers. 1587 wurde die Reformation in Seewis eingeführt. Auf Stürfis siedelten vom 14. bis zu Beginn des 17. Jahrhunderts Walser, deren Kirche St. Nikolaus eine Maienfelder Filiale war. Grossen Einfluss zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert besass die Familie von Salis-Seewis. Ihr gehörte unter anderem das im 17. bis 18. Jahrhundert besuchte Bad Ganey auf 1300 m Höhe, das 1799 zerstört wurde. Das Dorf Seewis wurde zweimal verwüstet: 1622 durch österreichische Brandschatzung (u.a. als Antwort auf die Ermordung von Pater Fidelis von Sigmaringen) und 1863 durch einen Brand. Auf das Jahr 1685 datiert das erste Gemeindeschulhaus. 1858 wurde die Verbindungsstrasse Pardisla-Seewis (Ausbau 1980-1992) eröffnet, die 1889 einen Anschluss an die Rhätische Bahn erhielt. Von der guten Erschliessung profitierten Kurbetrieb (Kurhaus ab 1865, heute Rehabilitationszentrum) und Tourismus. Die Entwicklung des Gewerbe- und Industriezentrums in der Talsohle (Georg Fischer AG) brachte Arbeitsplätze im 2. Sektor. Viehzucht und Milchwirtschaft (Mustersennerei seit 1870) prägen den 1. Sektor, wobei Seewis über einen reichen Besitz an Alpen verfügt. Um 1850 erfolgte der Aufkauf der Güter der Familie Salis durch die Gemeinde und Private. In der Folge entstanden ab 1863 zahlreiche Heimstätten ausserhalb des Dorfes. Das 1630 erbaute Schloss der Salis wird heute als Gemeinde- und Schulhaus benutzt. 1962-2000 wurde eine Gesamtmelioration durchgeführt.

Quellen und Literatur

  • J.U. Meng, Seewiser Heimatbuch, 1967 (21978)
  • Gem GR 2003, 308 f.
  • H. Stricker, Die Seewiser Flurnamen, 2010
Von der Redaktion ergänzt
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Zitiervorschlag

Otto Clavuot: "Seewis im Prättigau", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.12.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001611/2012-12-18/, konsultiert am 08.11.2024.