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Medel (Lucmagn)

Polit. Gem. GR, Kreis Disentis, Bez. Surselva. im Einzugsgebiet des Medelserrheins gelegen. Das Gemeindegebiet entspricht dem 16 km langen Medelsertal, welches das Bündner Oberland mit dem Tessin verbindet und weit verstreute Fraktionen auf einer Höhe zwischen 1332 und 1621 m umfasst: Curaglia (Kerndorf), Soliva, Mutschnengia, Platta (Patronatsort, Talfriedhof), Drual/Matergia, Pardé, Fuorns und S. Gions. Etwa 50 ehem. Höfe und Sommersiedlungen (u.a. Pali, Biscuolm, Casura) sind nicht mehr bewohnt. 1315 de valle Mederis, dt. Medels im Oberland. 1850 609 Einw.; 1900 536; 1950 614; 1960 835; 2000 470. Von Disentis her erfolgte im FrühMA die Besiedlung des Taleingangs, im 12. und 13. Jh. des Mittelteils und im SpätMA auch vom Bleniotal her die Erschliessung des Lukmanierraums (Lukmanierpass). Nur am Rande beteiligt waren die Walser, z.B. in Mutschnengia. Ende des 14. Jh. bestanden etwa 60 Siedlungen. M. stand unter der Territorialhoheit des Klosters Disentis, doch bekamen die Gotteshausleute des Tals 1355 einen eigenen Ammann, 1526 und 1643 die Gerichtshoheit. 1744 wurde der Klosterzehnten ausgekauft. Die dem hl. Martin geweihte Talkirche in Platta (1338 erw.) war Filiale der Pfarrei St. Johann (S. Gions) in Disentis. 1454 wurde sie selbstständig, 1500 zur Pfarrei erhoben. In Curaglia wurde 1642 die Kuratkaplanei des hl. Nikolaus errichtet. Die Abtei Disentis unterhielt Hospizien in S. Gagl (1261 erw.), S. Gions und S. Maria auf der Passhöhe (1374 errichtet). Spätestens von 1366 an bis ins 17. Jh. baute sie in M. Silber ab. Eine erste Strasse erschloss M. 1780; die neue Lukmanierstrasse wurde 1875 eröffnet, 1956-63 wurde die Kantonsstrasse gebaut. Seit 1929 lebt M. von beträchtl. Wasserzinsen (u.a. Stausee S. Maria). Die Zahl der Bauernbetriebe hat in der traditionellen Bergbauerngemeinde stark abgenommen, der Winter- und Passtourismus dagegen nahm zu. 2000 betrug der rätorom. Sprachanteil 93%. 1981-2001 wurde eine Gesamtmelioration durchgeführt. Primarschulen gibt es in Curaglia und Platta, die Sekundarschüler pendeln seit 1973, die Realschüler seit 1980 nach Disentis. 2005 stellte der 1. Sektor noch etwa 55% der Arbeitsplätze in der Gemeinde.

Quellen und Literatur

  • M. Bundi, Zur Besiedlungs- und Wirtschaftsgesch. Graubündens im MA, 1982, 349-355
  • C. Pally et al., Val M., 1996
  • Piogns, 2000-
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Zitiervorschlag

Adolf Collenberg: "Medel (Lucmagn)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 29.08.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001615/2008-08-29/, konsultiert am 28.03.2024.