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Untersiggenthal

Politische Gemeinde des Kantons Aargau, Bezirk Baden. Aus den Dorfteilen Ober- und Untersiggingen entstandene Gemeinde im Limmattal, mit den Ortsteilen Ennetturgi und Siggenthal Station sowie dem Weiler Steinebüel. 833 Sickinga. 1803 558 Einwohner; 1850 989; 1900 1073; 1950 1890; 1970 3854; 2000 6128.

Auf der Heidechuchi befand sich ein bedeutender Siedlungsplatz mit Funden aus der Horgener Kultur (um 3000 v.Chr.) und der frühen Bronzezeit (um 1700 v.Chr.). Weitere Siedlungsspuren und Gräber stammen aus der späten Bronzezeit (Bronzeschwert um 1000 v.Chr.) und der jüngeren Eisenzeit (Frauengrab mit Bronzeschmuck des 4. Jh. v.Chr.), wenige aus römischer Zeit. Im Hochmittelalter waren die Stifte Einsiedeln und Säckingen Grundbesitzer, Letzteres mit einem Dinggericht im Weiler Roos, später spielte auch St. Blasien eine Rolle. Unter Graf Rudolf IV. von Habsburg wurde in der Freudenau eine Brücke über die Aare errichtet und der Fahrhof zu ihrem Schutz zu einer Burg ausgebaut. Der Meierhof in Untersiggingen war als habsburgisches Lehen im Besitz des lokalen Adelsgeschlechts der Meier von Siggingen und gelangte 1340 an das Kloster Königsfelden. Die Landvogtei Baden erwarb 1504 das Niedergericht und legte es mit dem Gericht Würenlingen zusammen.

Untersiggenthal gehörte auch Anfang des 21. Jahrhunderts noch zur katholischen Kirchgemeinde Kirchdorf. 1953 wurde eine eigene Kirche geweiht und 1956 die Pfarrei Herz Jesu eingerichtet, 1964-1965 eine reformierte Kirche errichtet. Mit dem Bau einer Spinnerei ab 1826 in Turgi, mit dem Untersiggenthal seit 1845 durch eine Brücke verbunden ist, geriet die Gemeinde in den Sog der Industrialisierung. Auf Gemeindegebiet entstanden 1869 die Zwirnerei Stroppel (Produktion bis 1990) und 1895 die Elektrochemische Fabrik Turgi (bis 1997). Die Spinnerei in Turgi wurde 1962 von der Firma Brown Boveri AG (BBC) aufgekauft und geschlossen. Auf ihren Landreserven in Ennetturgi errichtete die BBC ab 1965 eine Elektronikfabrik. Auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts war Untersiggenthal noch ein bedeutender Werkstandort der ABB Schweiz (2000 über 900 Mitarbeitende). Mit der Industrialisierung wuchs es vor allem in den Arealen zwischen den alten Dorfkernen und der Limmat. 1859 erfolgten der Bau der Bahnlinie Turgi-Koblenz und die Eröffnung des Bahnhofs Station Siggenthal, worauf sich die teils auf Würenlinger Gebiet liegende gleichnamige Ortschaft entwickelte. Seit 1928 ist Untersiggenthal durch einen Busbetrieb mit Baden verbunden.

Quellen und Literatur

  • G. Boner, Gesch. der Gem. Untersiggenthal, 1962 (21983)
  • B. Meier, A. Steigmeier, Untersiggenthal, 2008
Von der Redaktion ergänzt
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Zitiervorschlag

Bruno Meier: "Untersiggenthal", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.02.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001655/2013-02-13/, konsultiert am 16.04.2024.