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Schinznach-Bad

Ehemalige Gemeinde des Kantons Aargau, Bezirk Brugg, seit 2020 Teil der Gemeinde Brugg. Sie umfasste das ehemalige Strassendorf sowie das nördlich davon gelegene Bad Schinznach. Ihr offizieller Name lautete bis 1937 Birrenlauf. Erste Hälfte 12. Jh. Biralophon, 1254 Birreloft. 1764 90 Einwohner; 1850 210; 1900 149; 1950 450; 2000 1258; 2010 1218; 2019 1350.

Schinznach-Bad: Situationskarte 2019 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.
Schinznach-Bad: Situationskarte 2019 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS. […]

Bei den römischen Funden in der Aare handelt es sich vielleicht um Weihegaben. Birrenlauf gehörte zum habsburgischen Eigenamt, doch früh veräusserten die Habsburger Rechte und Grundbesitz, die später ans Kloster Königsfelden gelangten. Von diesem ging das Eigenamt bzw. das Hochgericht 1415 und die übrigen Rechte in Birrenlauf 1528 an den Stadtstaat Bern über, der die Dörfer des früheren Eigenamts 1528-1798 in der Landvogtei Königsfelden verwaltete. Kirchlich zählte Birrenlauf zu Windisch, dann ab ca. 1530 zu Birr; die Badkapelle wurde 1881, die Friedhofkapelle 1954 erstellt.

Die zuvor am linken Aareufer gelegene, durch eine Verlagerung des Aarebetts verschüttete heisse Quelle (Schinznach-Dorf) wurde 1691 oberhalb von Birrenlauf am rechten Ufer wieder gefasst. Sie behielt von ihrer Vorgängerin den Namen Bad Schinznach – die alternativ genutzte Bezeichnung Habsburger Bad setzte sich nicht durch – und erfuhr einen raschen Aufschwung als beliebter Treffpunkt der Oberschichten. 1761/1762 wurde die Helvetische Gesellschaft in Bad Schinznach gegründet. 1922 wandelte sich das Bad in eine Aktiengesellschaft um. Jeweils im Winter ruhte dessen Betrieb bis in die 1960er Jahre. 1965 erfolgte die Abtrennung der damaligen Rheumaklinik vom Badeunternehmen. Tennisplätze wurden 1920 und ein Golfplatz 1928 angelegt, beides vor allem für englische Kurgäste. Ein öffentliches Thermalbad (1980er Jahre) und ein Erlebnisbad (1991) ergänzten die Badeeinrichtungen.

Ausschnitt aus einer Planvedute der Bäderanlage von Schinznach. Zeichnung von Samuel Bodmer aus dessen March-Buch, 1710-1714 (Staatsarchiv Bern, Atlanten 2, Nr. 8-9).
Ausschnitt aus einer Planvedute der Bäderanlage von Schinznach. Zeichnung von Samuel Bodmer aus dessen March-Buch1710-1714 (Staatsarchiv Bern, Atlanten 2, Nr. 8-9). […]

Die Gemeinde Birrenlauf, deren Bevölkerung primär von Landwirtschaft und Fischerei und ab dem 18. Jahrhundert auch vom Badebetrieb lebte, trat im 17. und 18. Jahrhundert als Partei in Nutzungskonflikten mit verschiedenen Nachbargemeinden auf. Eine Schule wurde vor 1783 eingerichtet. 1915 ersetzte eine Brücke die im 19. Jahrhundert in Betrieb genommene Fähre. Schon früher war eine ältere, vielleicht auf das Hochmittelalter zurückgehende Fähre nach Wildegg-Au (Möriken-Wildegg) verlegt worden. Grossbetriebe waren die 1908-1937 betriebene Kalk- bzw. Zementfabrik und das 1949-1972 unterhaltene Automontagewerk (heute nur mehr Vertrieb) der Automobil- und Motoren AG (AMAG). Ab den 1960er Jahren entstanden mehrere neue Wohnquartiere.

Quellen und Literatur

  • Glarner, Paul; Zschokke-Glarner, Lili: Aus Bad Schinznachs Vergangenheit, [1944].
  • Rey, Monika; Rey, Peter; Frey, Katharina: «Schinznach Bad – ein verkanntes Dorf?», in: Brugger Neujahrsblatt, 104, 1994, S. 31-44.
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
Normdateien
GND
Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
1. Hälfte 12. Jh.: Biralophon
1254: Birreloft
Variante(n)
Birrenlauf (bis 1937)

Zitiervorschlag

Felix Müller (Brugg): "Schinznach-Bad", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.10.2020. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001706/2020-10-05/, konsultiert am 12.04.2024.