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Endingen

Politische Gemeinde des Kantons Aargau, Bezirk Zurzach. Die im Surbtal gelegene Gemeinde umfasst das Haufendorf Endingen und den Weiler Loohof sowie seit 2014 die ehemalige Gemeinde Unterendingen. 798 Entingas, bis 1945 Oberendingen. 1799 622 christliche und ca. 500 jüdische Einwohner; 1850 1941 Einwohner (davon rund 1000 Juden); 1900 1121; 1910 1003; 1950 1082; 2000 1766. Konfessionell gemischt (katholische Dominanz), vom 17. bis frühen 20. Jahrhundert grössere jüdische Kolonie.

Einzelfunde stammen aus dem Neolithikum und der Bronzezeit. Im Frühmittelalter alemannisch besiedelt, lag Endingen im Hochmittelalter im Einflussbereich der Regensberger, des Bischofs von Konstanz sowie der Dienstmannengeschlechter der Freiherren von Tegerfelden und der Herren von Endingen. Vom 13. Jahrhundert an unterstand das Dorf dem habsburgischen (Amt Siggenthal), nach 1415 dem eidgenössischen Hochgericht des Landvogts von Baden. Das Niedergericht lag beim Schwarzwälder Kloster St. Blasien, der grundherrliche Besitz war zersplittert. Die Katholiken sind seit 1661 nach Unterendingen (vorher Zurzach), die Reformierten nach Tegerfelden kirchgenössig. Einziges Gotteshaus in Endingen ist die Synagoge (1764, Neubau 1852). Wegen der nahen Zurzacher Messe und des Markts in Baden siedelten sich ab dem 17. Jahrhundert jüdische Händler in Endingen an. Sie unterstanden hoch- und niedergerichtlich dem Badener Landvogt und mussten sich "Schutz- und Schirmbriefe" erkaufen. Nach 1776 war Endingen mit Lengnau der einzige Ort der Eidgenossenschaft, wo sich Juden niederlassen durften (Judentum). Die jüdische Korporation, von der christlichen Bevölkerung leidlich geduldet (Ausschreitungen im Zwetschgenkrieg 1802), verwaltete sich selbst und unterhielt eine eigene Schule. Mit der Verankerung von Niederlassungs- (1866) und Kultusfreiheit (1874) auch für Nichtchristen in der Bundesverfassung verliessen bis etwa 1920 die meisten Juden die Gemeinde. Die 1879 errichtete jüdische Ortsbürgergemeinde Neu-Endingen wurde 1983 mit der Ortsbürgergemeinde Endingen vereinigt. Während die christlichen Einwohner mehrheitlich Viehwirtschaft und Ackerbau pflegten, betätigte sich die jüdische Bevölkerung wegen des untersagten Grundbesitzes vor allem im Handel (Vieh, Hausieren). Parallel zur Güterregulierung von 1959-1980 wurden zahlreiche Bauernbetriebe aufgelöst und ca. ein Dutzend landwirtschaftlicher Betriebe ausgesiedelt. Seit den 1960er Jahren hat sich Kleinindustrie angesiedelt, doch waren 2000 etwa zwei Drittel aller Erwerbstätigen von Endingen Wegpendler, vor allem nach Baden. Mit der Eröffnung der Bezirksschule (1938) wurde Endingen Schulzentrum für die umliegenden Gemeinden.

Quellen und Literatur

  • A. Weldler-Steinberg, Gesch. der Juden in der Schweiz vom 16. Jh. bis nach der Emanzipation, 2 Bde., 1966-70
  • B. Meier, D. Sauerländer, Das Surbtal im SpätMA, 1995
  • K. Weibel, Endingen 798-1998, 1999
Weblinks
Normdateien
GND
Kurzinformationen
Variante(n)
Oberendingen (bis 1945)

Zitiervorschlag

Andreas Steigmeier: "Endingen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 12.09.2016. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001833/2016-09-12/, konsultiert am 28.03.2024.