Politische Gemeinde des Kantons Thurgau, Bezirk Kreuzlingen. Aus Ober- und Unterdorf sowie weiteren Siedlungen bestehendes Kirchdorf an der alten Landstrasse Romanshorn-Kreuzlingen, dessen Kerne vom Bodenseeufer ca. 2 km entfernt liegen. 787 (?) Althinouva. 1850 869 Einwohner; 1910 1001; 1970 957; 1990 1439.
Vor dem Weiler Ruderbaum ist eine Station der Horgener Kultur wahrscheinlich, der klassischen Pfyner Kultur aber nur vermutbar. Im 8. Jahrhundert war hier das Kloster St. Gallen begütert. 1155 bestätigte Kaiser Friedrich Barbarossa dem Domkapitel Konstanz die Eigentumsrechte an Hof und Kirche Altnau. Die Vogtrechte über die hochstiftischen Dinghöfe, die um 1300 den Freiherren von Altenklingen gehörten, gingen im Spätmittelalter an verschiedene Konstanzer Geschlechter über (1378 Schwarz, 1430 Tettikofen, 1468 Mangolt); 1471-1798 hatte sie die Stadt Konstanz inne. 1454 wurden die Altnauer ins Appenzeller Landrecht aufgenommen, mussten es auf Klage des Domkapitels aber wieder aufgeben. Die Pfarrrechte gingen 1347 vom Dompropst auf den Domdekan über. Nach der Reformation 1528 wurden die wenigen Katholiken von Konstanz aus betreut (Simultangebrauch der Kirche). 1810 erfolgten die Auflösung des paritätischen Verhältnisses und der Bau zweier Kirchen. Die Rechte des Dorfes sind erstmals in der Gerichtsoffnung von 1468 überliefert. Vom Kornbau in drei Zelgen gingen die Bauern im 19. Jahrhundert zur Vieh-/Milchwirtschaft über: 1880 Sennereigesellschaft. Der vom Mittelalter an betriebene Rebbau ging 1912 ein. In den Vordergrund trat der schon für das 18./19. Jahrhundert belegte Feldobstbau: Nach 1945 wurden die Hochstämme durch ausgedehnte Niederstammkulturen ersetzt. Wie schon die um 1840 gebaute Seestrasse brachte die 1870 eröffnete Seetalbahn dem Dorf nur wenig Aufschwung, da die Station zu weit weg lag. Trotzdem hielt die Industrie Einzug: 1870-1910 zahlreiche Handsticker, 1882 und 1910 Stickereifabriken Altwegg bzw. Walser, 1883-1967 Strickwarenfabrik Sallmann (1883 17 Mitarbeiter, 1895 60, 1911 31, 1923 41), 1948-1974 Seidenstoffweberei Setafil. In der 1964 erstellten Bootswerft richtete sich 1977 eine Maschinenbaufirma ein. 1990 zählten, bei 53% Weg- und 35% Zupendlern, 35% der Arbeitsplätze zum 2. und 47% zum 3. Sektor.