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Tägerwilen

Polit. Gem. TG, Bez. Kreuzlingen. Das Dorf am Untersee grenzt mit dem Tägermoos an Konstanz. Oberhalb des Orts stehen Schloss Ober-Kastell und die Ruine Unter-Kastell. Um 990 Tegirwilare. 1634 482 Einw.; 1695 611; 1850 1'192; 1900 1'188; 1950 1'516; 1980 2'224; 2000 3'273. Im Ort fanden sich Spuren einer neolith. Siedlung aus der Zeit um 4000 v.Chr. An den Dorfbächen, nahe der Römerstrasse Konstanz-Winterthur, liessen sich Alemannen nieder. Im FrühMA gehörte T. zur Konstanzer Bischofshöri, ab etwa 1300 vorwiegend zur Herrschaft Kastell. Bis 1816 gehörte auch die Burg Girsberg zu T. Im Schwabenkrieg 1499 bzw. nach der Schlacht von Schwaderloh wurde das Dorf niedergebrannt und die Burg Kastell zerstört. Danach bildete die Herrschaft mit dem Gericht Siegershausen die Vogtei Gottlieben. Die Freisitze Kastell, Girsberg, Hochstrass, Hertler, Okenfiner und Pflanzberg verfügten selbst über die niedere Gerichtsbarkeit, ab 1766 nur noch Schloss Kastell und Girsberg. Die Pfarrei T. schied schon früh - um 900, urkundlich belegt aber erst ab dem 12. Jh. - aus dem bischöfl. Gebiet aus. Die Kirche mit dem Patrozinium von Kosmas und Damian wurde 1455 neu erbaut, das Beginenhaus stammt aus dem 14. und 15. Jh. Nach dem Übertritt der Gem. zur Reformation 1528 blieb die Kollatur beim Bf. von Konstanz. Die Offnung von 1447 nennt ein eigenes Gericht. Neben Ackerbau und Viehzucht wurde auch Reb- und Obstbau betrieben, wichtig war der grosse Bürgerwald. In T. gab es neun Mühlen, ein Siechenhaus und ab ca. 1610 eine Schule. Die Fam. von Scherer auf Schloss Kastell stiftete 1801 eine Mädchenarbeitsschule und 1837 die erste kant. Kleinkinderschule. Sie finanzierte 1822 auch den Bau eines Armenhauses und dessen Betrieb. Nach der Eröffnung der Bahnlinien Etzwilen-Winterthur 1875 und Konstanz-Wil 1911 dehnte sich das Dorf in Richtung der Bahnhöfe aus. Gegen Ende des 19. Jh. entstanden zahlreiche Gewerbebetriebe, u.a. ein Automobilhersteller. 2005 boten Industrie und Gewerbe einen Viertel der Arbeitsplätze in der Gem., während die Landwirtschaft noch 10% stellte.

Quellen und Literatur

  • P. Giger et al., T., 1999
Von der Redaktion ergänzt
  • Abegg, Regine; Erni, Peter; Raimann, Alfons: Rund um Kreuzlingen, 2014, S. 316-387 (Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, 8).
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Peter Giger: "Tägerwilen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.07.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001940/2012-07-27/, konsultiert am 29.03.2024.