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Wagenhausen

Politische Gemeinde des Kantons Thurgau, Bezirk Frauenfeld, am linken Rheinufer unterhalb von Stein am Rhein an der Strasse nach Schaffhausen gelegen. Die 1803 entstandene Munizipalgemeinde Wagenhausen im Bezirk Steckborn umfasste die Dörfer Kaltenbach, Reichlingen und Wagenhausen. 1838 wurden innerhalb dieser Munizipalgemeinde die Ortsgemeinden Kaltenbach, Rheinklingen und Wagenhausen gebildet, 1995 die Munizipalgemeinde und die drei Ortsgemeinden zur politischen Gemeinde Wagenhausen vereinigt, die seit 2011 zum Bezirk Frauenfeld gehört. 1083 Wagenhusa. Politische Gemeinde: 2000 1533 Einwohner. Ehemalige Munizipalgemeinde: 1831 1328 Einwohner; 1850 1308; 1900 1052; 1950 1104; 1990 1418. Ehemalige Ortsgemeinde: 1850 602 Einwohner; 1900 432; 1950 396; 1990 588.

Die ältesten der zahlreichen Fundstellen in Wagenhausen gehen auf das Mesolithikum zurück. Seit dem Mittelalter hatten verschiedene Adelsfamilien die niedere Gerichtsherrschaft Wagenhausen inne, unter anderem vom 13. Jahrhundert bis 1433 die von Klingen, ab 1483 die von Roggwil, 1561 die von Fulach, 1563 die von Breitenlandenberg und 1565 die von Ulm, 1575-1798 die Stadt Stein am Rhein und 1593-1596 vorübergehend Michael von Schwarzach. 1083 stiftete Tuto dem Benediktinerkloster Allerheiligen in Schaffhausen seinen Besitz, unter der Bedingung, dass in Wagenhausen Mönche (pauperes Christi) unterhalten werden sollten. Allerheiligen baute daraufhin ein Kloster mit einer romanischen Pfeilerbasilika. Die Basilika, deren nördliches Seitenschiff um 1600 abgerissen wurde, diente im 21. Jahrhundert als reformierte Kirche von Wagenhausen; vom übrigen Kloster steht nur noch der Osttrakt. Nach einem Streit zwischen Tuto und dem Abt von Allerheiligen ging Wagenhausen an den Bischof von Konstanz, der es ab 1105 durch den Abt von Petershausen verwalten liess. Nach Tutos Tod 1119 wurde Wagenhausen eine eigene Abtei, die unter Abt Gebeno (1156) aufblühte und aus ca. 25 Mönchen sowie zwei bis drei Nonnen bestand. 1417 inkorporierte Allerheiligen das schwache Wagenhausen als Propstei. 1524 beteiligte sich das Dorf am Ittingersturm und 1525 trat der Propst zur Reformation über. Die Stadt Schaffhausen hob die Propstei 1529 auf, errichtete sie aber 1544 neu, wobei der Propst nun als reformierter Pfarrer wirkte. 1861 trat der Kanton Schaffhausen dem Kanton Thurgau die Kollatur ab, der sie 1862 der reformierten Kirchgemeinde übergab. Die Katholiken sind nach Eschenz pfarrgenössig.

Wagenhausen verfügte über ausgedehnte Wälder (250 Jucharten) und eine 1548 erwähnte Trotte, die 1995 renoviert wurde. Neben Acker-, Wiesen- und Obstbau wurde etwas Rebbau betrieben und Torf gestochen. In Klingenriet und Wagenhausen existierten ab dem 14. Jahrhundert vier Mühlen, die Ende des 19. Jahrhunderts bzw. 1917 eingingen. Wagenhausen richtete sich wirtschaftlich nach Stein am Rhein aus, mit dem es seit der Eröffnung der Eisenbahnlinien 1875 und 1895 zusammengewachsen ist. Im Rahmen der Hochkonjunktur nahm ab 1960 die Zahl neuer Gebäude zu, 1992 erfolgte die Erweiterung der Schule.

Quellen und Literatur

  • B. Meyer, «Touto und sein Kloster Wagenhausen», in ThBeitr. 101, 1964, 50-75
  • H. Waldvogel, «Gesch. der Herrschaft Wagenhausen», in ThBeitr. 101, 1964, 5-49
  • HS III/1, 1614-1630
  • A. Knoepfli, Propstei Wagenhausen TG, 1987 (Nachdr. 2000)
  • Kdm TG 6, 2001, 420-469
  • Thurgauer Ztg., 14.3.2009; 13.2.2012
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Erich Trösch: "Wagenhausen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.08.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001992/2013-08-16/, konsultiert am 10.12.2024.