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Märstetten

Politische Gemeinde des Kantons Thurgau, Bezirk Weinfelden. Haufendorf mit den Weilern Boltshausen, Altenburg, Dattenhub und Ruberbaum am westlichen Fuss des Ottenbergs, am Kreuzungspunkt der Strassen Zürich-Romanshorn und Wil (SG)-Konstanz gelegen. Die politische Gemeinde Märstetten entstand 1975 aus der Vereinigung der Munizipalgemeinde Märstetten mit ihren Ortsgemeinden Märstetten und Ottoberg. 1155 Marsteten. Politische Gemeinde: 2000 2234 Einwohner. Ehemalige Munizipalgemeinde Märstetten: 1850 1009 Einwohner; 1900 1030; 1950 1251; 1970 1295. Ehemalige Ortsgemeinde Märstetten: 1850 490 Einwohner; 1900 539; 1950 832; 1970 922.

Streufunde aus dem Neolithikum, römische Mauerreste und ein Reihengrab aus dem Frühmittelalter belegen eine ununterbrochene Besiedlung. Im Hochmittelalter befand sich oberhalb der Kirche die Burg der Freiherren von Märstetten. Das Domstift Konstanz belehnte um 1155 die Freiherren von Klingen mit Märstetten, Illhart und Wigoltingen. Märstetten bildete ein Gericht und umfasste 1724 einen Teil von Ruberbaum sowie einige weitere Höfe. Appellationsinstanzen waren der Gerichtsherr der Herrschaft Altenklingen, nach 1460 der thurgauische Landvogt und die eidgenössische Tagsatzung. 1395 war Wilhelm von Enne Inhaber der Gerichtsherrschaft, gefolgt von den Muntprat ab 1419, den von Breitenlandenberg ab 1441, den Brümsi ab 1559, Leonhart Zollikofer ab 1585 und weiteren Mitgliedern aus dessen Familie bis 1798. Märstetten war dem Domstift Konstanz zehntpflichtig. Domherr Salomon Buchhorner liess 1613 einen neuen Kehlhof erbauen, dessen Einzugsgebiet aus Boltshausen, Illhart, Sonterswil, Märstetten und Ottoberg bestand.

Die Kirche St. Jakob am Pilgerweg Konstanz-Einsiedeln war eine Eigenkirche der Freiherren von Märstetten 1155 gehörte sie zum Besitz des Domstifts Konstanz. 1242-1487 war die Kirche eine Filiale von Wigoltingen. Ohne Zustimmung der regierenden Orte trennte sich Märstetten 1465 von der Mutterkirche (1487 bestätigt). 1482 erwirkte Märstetten bei Papst Sixtus IV. eine Bulle mit dem Recht, einen Leutpriester anzustellen. Die Reformation setzte sich 1529 durch. 1594-1795 wurde auch die katholische Messe wieder gelesen. Bis 1798 umfasste die sogenannte innere Gemeinde Märstetten, die äussere Gemeinde Ottoberg und die Aussenhöfe. Ab 1860 versammelten sich die Bürger und Einwohner an Hilarius (13. Januar) zur Bürger-, Orts- und Schulgemeinde, zur Gant sowie zum sogenannten Hilärimahl. Bis 1900 war Märstetten von Acker-, Flachs-, Obst- und Weinbau geprägt, danach folgte Vieh- und Milchwirtschaft (1909 entstand eine Käserei). Ausserdem brachten das Gewerbe sowie die Leinwand- und Baumwollweberei einen Verdienst. 1855 nahm die Thurtalbahn ihren Betrieb auf, worauf in der Nähe des Bahnhofs ein Industriequartier entstand. 1884 wurde die bis 1976 bestehende Leim- und Düngerfabrik Märstetten gegründet, 1885-1888 und 1900-1924 existierten Stickereien (u.a. eine Monogrammstickerei). 1968 wurde die Genossenschaft Getreidesammelstelle Mittelthurgau ins Leben gerufen, die 2001 zur Getreide Mittelthurgau AG wurde. Die 1956 gegründete chemische Fabrik Polygal ist auf die Herstellung von Produkten spezialisiert, die auf pflanzlichen Rohstoffen basieren.

Quellen und Literatur

  • Thurgauer Ztg., 9.2.1961; 29.7.1970; 11.1.1974; 3.1.1991; 13.1.2000; 13.12.2000
  • Thurgauer Tbl., 24.3.1973
  • Die Thurgauer Gem. und ihre Wappen, 1988, 247-249
  • 500 Jahre Kirche Märstetten, 1989
  • Hilarius 69, 2008, 7-12

Zitiervorschlag

Erich Trösch: "Märstetten", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.08.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002024/2009-08-11/, konsultiert am 05.12.2024.