Politische Gemeinde des Kantons Tessin, Bezirk Lugano. Zur Gemeinde im oberen Malcantone gehören das auf einer Terrasse am Fuss des Monte Lema gelegene Dorf Miglieglia sowie im Norden auch Ländereien des ehem. Dorfs Tortoglio (1335 Tortolio), das gemäss Überlieferung im 16. Jh. durch eine Epidemie ausgelöscht wurde (Wüstungen). Bei dieser Gebietsaufteilung kam es zu einem langen Streit mit Breno, der erst 1890 geschlichtet wurde. 1214 Mullielia. 1591 257 Einwohner; 1850 314; 1900 289; 1950 222; 1980 184; 2000 215; 2010 270; 2020 324.
Zahlreiche, aber nur sehr vage Hinweise auf archäolog. Funde machen eine Besiedlung zur Römerzeit wahrscheinlich. Die auf einem Felsvorsprung über dem Fluss Magliasina gelegenen, gewöhnlich "Castello di M." genannten Ruinen wurden auch als Reste einer umfangreichen Befestigungsanlage aus spätantiker Zeit gedeutet. Obwohl archäologisch nicht erhärtet, handelt es sich dabei aber wahrscheinlich um eine Fluchtburg, die von den Mailändern 1156 bei der Eroberung der Diözese Como zerstört wurde. Im SpätMA bildete M. zusammen mit Iseo, Cimo und Aranno das concilium (Nachbarschaft) S. Maria Giovena. 1478 wurde das Dorf eingeäschert. Auf einem Hügel über dem Dorf erhebt sich die im rom. Stil erbaute Kirche S. Stefano. Vermutlich ältester Teil ist der Glockenturm. In got. Zeit wurde die Kirche erweitert. Im Chor haben sich Fresken von 1511 erhalten. Die Pfarrei bildete sich 1621 nach der Loslösung von Agno. Die neue, ebenfalls dem hl. Stefan geweihte Pfarrkirche stammt in ihrem Kern aus dem 17. Jh. Agrarwirtschaft und Viehzucht prägten ehemals das Dorf. Im 19. Jh. entvölkerte es sich wegen der Auswanderung in die Deutschschweiz, nach Norditalien und nach Amerika. In der 2. Hälfte des 19. Jh. wurde für kurze Zeit eine Mine betrieben. In M. befindet sich die Talstation der Bergbahn auf den Monte Lema (1624 m): Als Sesselbahn 1952 eröffnet und 1997 zur Luftseilbahn ausgebaut, lockt sie viele Touristen an. 2000 war die Hälfte der Beschäftigten im 3. Sektor tätig, zwei Drittel waren Wegpendler.