Politische Gemeinde des Kantons Tessin, Bezirk Lugano. Die Gemeinde Morcote mit dem zwischen dem Luganersee und dem Monte Arbostora gelegenen gleichnamigen Dorf umfasste bis 1588 Vico Morcote und 1803-1816 auch Carabietta. 926 Murcao, 1353 Murchoe, 1453 Murchote, deutsch früher Marchon. 1591 500 Einwohner; 1643 472; 1769 500; 1801 400; 1850 481; 1900 515; 1950 593; 2000 754; 2010 712; 2020 724.
Um 1100 war M. Sitz einer Burg zur Überwachung des Seeverkehrs und erlebte deshalb einen Aufschwung. 1422 erhielt die Gem. von den Hzg. von Mailand Privilegien (Steuererlasse, Selbstverwaltungs-, Fischerei- und Marktrechte). Mehrmals war M. Schauplatz der Machtkämpfe zwischen Como und Mailand und litt 1432 stark unter der Pest. 1517 geriet die Gem. unter eidg. Herrschaft und wurde der Vogtei Lugano zugeteilt, behielt aber als abgesonderte Gem. weitgehende gerichtl. und steuerl. Autonomie sowie das Fischereirecht auf dem ganzen See. Ab dem SpätMA beruhte die Wirtschaft auf Fischerei, Landwirtschaft und Seehandel, wozu noch die Einkünfte der Künstleremigration kamen. 1623 gründete der Architekt Giuseppe Fossati die Scuola dei comacini morcotesi, die 1902 durch eine kommunale Zeichenschule abgelöst wurde. Kirchlich hing M. von Lugano ab und bildete während einer gewissen Zeit mit Carabietta und Vico M. eine Unterpfarrei; 1583 wurde es zu einer selbstständigen Pfarrei mit der Pfarrkirche S. Maria del Sasso aus dem 13. Jh. In der 1462 neu erbauten und 1758 umgebauten Kirche, zu der eine Monumentaltreppe aus dem 18. Jh. führt, haben sich wertvolle Fresken erhalten. Erwähnenswert sind auch die spätestens 1591 eingeweihte Betkapelle S. Antonio Abate, die ursprünglich zu einem Hospiz der Antoniter von Vienne gehörte, die Kapelle S. Antonio da Padova von 1676 und der Monumentalfriedhof von 1750. Die Arkadenbauten am Seeufer stammen teilweise aus dem SpätMA und weisen bemerkenswerte Palazzi wie den Torre del capitano und versch. Herrenhäuser aus dem 16.-18. Jh. auf, darunter den 1483 erbauten und 1661 umgebauten Palazzo Paleari. Der von Hermann Arthur Scherrer, einem reichen St. Galler Textilhändler, angelegte botan. Park wurde 1965 öffentlich zugänglich. Seit dem 19. Jh. hat sich die Tourismusbranche stark entwickelt; dazu kamen Anfang des 21. Jh. Weinbau und Kunsthandwerk.