Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Tessin, Bezirk Lugano, seit 2004 mit Breganzona, Cureggia, Davesco-Soragno, Gandria, Pambio-Noranco, Pazzallo und Pregassona Teil der Gemeinde Lugano. In der Ebene links des Cassarate am Fuss des Monte Brè gelegen. Die zu Viganello gehörende Fraktion Albonago (1222 erwähnt) auf einer Terrasse des Monte Brè war wohl im Zug der Stufenbewirtschaftung der Hänge entstanden. 1300 de Viganello. 1783 238 Einwohner; 1808 244; 1850 319; 1888 411; 1900 634; 1910 1477; 1950 2163; 2000 6284; 2003 6445.
Einer von verschiedenen Funden war eine Tafel mit nordetruskischen Inschriften. In Viganello befanden sich wahrscheinlich die Allmenden (viganales) der mit der Kirche Santa Maria di Pazzalino verbundenen Gütergemeinschaft (concilium) Pregassona. Bis zur Einweihung der eigenen Kirche Santa Teresa 1938 war Viganello dorthin kirchgenössig; 1988 wurde das Rektorat Viganello in eine eigene Pfarrei umgewandelt. Das Humiliatenspital Santa Maria in Lugano hatte 1320 in Viganello Zehntrechte inne und die Propstei des Klosters Sant'Antonio in Lugano besass im 16. Jahrhundert in der Fraktion Bottogno Güter. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Ebene von Viganello urbar gemacht und zugleich das Kanalsystem des Cassarate mit dem östlichen Kanal auf dem Gebiet von Viganello geschaffen, der bis 1960 existierte. Dort entstanden Landhäuser, Wirtschaftsgebäude und Mühlen, wie die Santa-Mühle mit Sägewerk und Presse und die Muggina- oder Molinazzo-Mühle. Unter den dortigen Bauerngütern umfasste das nach der Besitzerfamilie Mugini benannte, weitläufige Gut La Muggina 42'000 m2 Boden; im 18. Jahrhundert traten die Mugini es dem Spital Santa Maria ab. Das 1989 renovierte Wohnhaus steht unter Denkmalschutz und gehörte der Gemeinde.
Spinnereien mit dazugehörigen Seidenraupenzuchten ergänzten die Landwirtschaft. Der Bau der Brücke über den Cassarate 1866 und die Flusskorrektion ermöglichten die Anbindung von Viganello an das bedeutende rechtsufrige Strassennetz und die Entwicklung zur Industriezone Luganos (bis um 1950) mit Gerberei und Lederwarenfertigung, Getreidemühlen und Teigwarenproduktion, Holz- und Pharmaindustrie. Als Folge stiegen die Beschäftigungsquote im 2. Sektor (1910 64%) und der Anteil italienischer Arbeitskräfte stark an, die Bevölkerung verdreifachte sich in gut 20 Jahren bis 1910. Viganello trug 1902 mit dem italienischen Spital, 1911-1970 mit dem Depot und dem Verwaltungsgebäude der Strassenbahn Lugano-Cadro-Dino und 1932-1958 mit dem Depot der regionalen Postautos auch einen Anteil an der Infrastruktur der Agglomeration Lugano. Die Bemühungen um einen Güterbahnhof blieben ohne Erfolg.
Unter den Vororten Luganos verzeichnete Viganello von 1850 bis 1980 relativ und absolut den grössten Bevölkerungszuwachs: Zu Beginn des 21. Jahrhunderts lebte gut ein Viertel der Agglomerationsbevölkerung Luganos in Viganello. Zwischen 1950 und 2000 verdreifachte sich die Bevölkerung fast. Der Ausländeranteil blieb trotz vieler Einbürgerungen hoch (1944 44%, 2000 36%). Der 3. Sektor nahm um die Jahrtausendwende zulasten des 2. Sektors weiter zu (2000 weniger als 10% der Arbeitsplätze im 2. Sektor, gegenüber gut 80% im 3. Sektor). Damit entwickelte sich Viganello von der Industrie- und Gewerbezone Luganos zum Wohnort mit hohem Pendleranteil (2000 82% Wegpendler). Die meisten ehemaligen Fabrikgebäude wurden in Wohn- und Geschäftshäuser umgewandelt. Von den letzten bedeutenden Unternehmen stellte die Likörfabrik Campari AG, ab 1921 in Viganello, 1998 die Produktion und 2000 auch den Vertrieb ein, während die Uhrenfabrik Alfex AG ihren Sitz 2001 nach Manno verlegte. Nach der Ortsplanung 1975 entwickelte sich das locker bebaute Viganello alto für die gehobene Mittelschicht, während in den Wohnblöcken und Spekulationsobjekten im dicht besiedelten Viganello basso eher die untere Mittelschicht wohnte.