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Bosco/Gurin

Bosco/Gurin von Westen. Fotografie von Rudolf Zinggeler, 1932 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege, Sammlung Zinggeler).
Bosco/Gurin von Westen. Fotografie von Rudolf Zinggeler, 1932 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege, Sammlung Zinggeler).

Politische Gemeinde des Kantons Tessin, Bezirk Vallemaggia. Das Dorf Bosco/Gurin, das höchstgelegene des Kantons (1504 m), liegt im hintersten Teil des Valle di Bosco Gurin, am Zusammenfluss eines Gebirgsbachs mit der Rovana. 1244 als Buscho de Quarinobis erstmals erwähnt, bis 1934 offizieller Name Bosco-Vallemaggia, dt. Gurin. 1597 300 Einwohner; 1801 235; 1850 382; 1900 266; 1950 188; 1990 58; 2000 71; 2010 46; 2020 52. Als Walsergemeinde einzige Gem. der ital. Schweiz mit dt. Sprache und Kultur. Heute sind die Einwohner zweisprachig. Der deutl. Bevölkerungsrückgang ist auf die Abwanderung der jungen Generation in die Städte zurückzuführen.

Bosco/Gurin: Situationskarte 2020 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2022 HLS.
Bosco/Gurin: Situationskarte 2020 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2022 HLS.

Aus dem Val Formazza stammende Walser liessen sich um 1240 auf Wunsch der lombard. Landesherren und der Locarneser Capitanei, die eine Söldnertruppe benötigten, in B. nieder. 1244 pachteten sie von adligen Fam. aus Locarno und von den Dorfgenossen von Losone die Alpweiden der Umgebung; später gingen diese in ihren Besitz über. Bis zu Beginn des 20. Jh. lebte die Walserkolonie beinahe isoliert. Die seltenen Kontakte mit der Aussenwelt fanden eher mit dem Val Formazza oder dem Wallis statt. Die geogr. Abgeschiedenheit verstärkte noch die eigenständigen Lebensgewohnheiten und örtl. Traditionen. Die Pfarrkirche Jakobus und Christophorus wurde 1253 geweiht; vermutlich zum gleichen Zeitpunkt, als sich B. auch von der Pfarrei Cevio trennte. Um- und Neubauten im 15. und 16. Jh. Die Kapelle Madonna della Neve stammt aus dem beginnenden 18. Jh. Bis 1914 bestanden saisonale Wanderungen (v.a. von Maurern) in die Deutschschweiz. Viehwirtschaft und Ackerbau (Kartoffeln, Roggen, Hanf) sind seit Jahrhunderten die hauptsächl. Erwerbszweige, zu denen in den Wintermonaten kunstgewerbl. Beschäftigungen treten wie die Herstellung von Holzgefässen, die Leinen-, Hanf- und Wollspinnerei sowie das Einfassen von Taschentüchern. Auch der Tourismus, v.a. im Winter, ist eine wichtige Einnahmequelle. Die Gemeinde wurde mehrmals von Lawinen verschüttet. Der Dorfkern beherbergt viele unter Heimatschutz stehende Gebäude. Das Ortsmuseum wurde 1936 eröffnet.

Quellen und Literatur

  • 700 anni Bosco Gurin, 1956
  • G. Wielich, «Alcune note sulla fondazione di Bosco Gurin», in AST, 1, 1960, 5-8
  • T. Tomamichel, Bosco Gurin, 31982
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Daniela Pauli Falconi: "Bosco/Gurin", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 30.06.2022, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002257/2022-06-30/, konsultiert am 10.11.2024.