Politische Gemeinde des Kantons Waadt, Bezirk Vevey. Am Genferseeufer auf den Ausläufern des Mont-Pèlerin gelegen. 1179 de Corsal. 1764 254 Einwohner; 1798 420; 1850 311; 1900 456; 1950 1221; 1990 2146; 2000 2079.
Urgeschichte und Antike
Neben einer Seeufersiedlung, die 1921 in Creux de Plan lokalisiert, aber nicht ausgegraben wurde, ist die Entdeckung eines Gräberfeldes von grosser Bedeutung, das Aufschluss über die Begräbnistradition des ausgehenden Mittelneolithikums gibt: 1963-1975 wurden bei En Seyton 27 Gräber untersucht, die auf die Zeit von 3650-3380 v.Chr. zurückgehen. Die Toten ruhten in Hockstellung auf der linken Seite liegend in Steinkisten des sogenannten Chamblandes-Typs. Die Deckel der Kisten reichten bis knapp unter die Erdoberfläche. Manche dieser Gräber dienten als eigentliche Beinhäuser, die mehrmals geöffnet wurden, um die Gebeine umzuordnen und neue Bestattungen vorzunehmen. In den meisten Fällen wurden so nacheinander drei bis sieben Individuen bestattet. Als Grabschmuck dienten Knöpfe aus Stein oder Knochen, Perlen aus Kohle (Lignit) und Ohrgehänge aus Muscheln vom Mittelmeer. Grabbeigaben sind seltener, dafür umso spektakulärer, so etwa ein Brustschmuck bzw. ein Brustharnisch aus Wildschweinzähnen, bestehend aus rund 30 auf ein Kleidungsstück genähte Eberzahnlamellen. Zwei kleine versteinerte Säcklein, die roten Ocker und Bleiweiss enthielten, belegen die damalige Verwendung von Farbstoff. All diese Funde sind wichtige Zeugnisse für die Entwicklung der Bestattungsriten und erhellen den Übergang von der Einzelbestattung zur mehrfachen Bestattung in denselben Gräbern, die damals noch unter der Erdoberfläche lagen. Auf diesen Brauch folgte später die Errichtung von Dolmen, wofür Sitten (Petit-Chasseur) das beste Beispiel in der Schweiz liefert.
Vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert
Im Mittelalter unterstand Corseaux der Herrschaft des Bischofs von Lausanne, unter Berner Herrschaft gehörte es zur Landvogtei Lausanne. Das Dorf war Teil der Gesamtgemeinde Corsier (Kirchgemeinde) und hatte Anspruch auf zwei Sitze im Rat der Zwölf sowie auf vier Sitze im Rat der Vierundzwanzig. Statuten sind aus dem Jahr 1608 überliefert. Die politische Gemeinde wurde 1798 gegründet und dem Bezirk Vevey unterstellt. 1816 fand mit der Trennung von Corsier die Güterausscheidung statt. Die Schulgebäude wurden 1841, 1905, 1960 und 1983 errichtet. Die ab 1453 belegte und 1497 geweihte St.-Andreas-Kapelle war eine Filialkirche von Corsier. Nach der Reformation wurde sie nur noch gelegentlich für den Gottesdienst genutzt und diente als Schul- und Gemeindehaus. 1942 kaufte die Gemeinde das Haus Dubochet, wo ehemals die Familie Tavel gewohnt hatte. 1910 arbeiteten fast 50% der Einwohner im Weinbau und in der Landwirtschaft, 2000 nur noch rund 5%. Die Entwicklung des regionalen Tourismus trug ab 1900 wesentlich zum Bau der Drahtseilbahn Vevey-Chardonne-Mont-Pèlerin bei (Konzession 1898). Corseaux wurde zu einem beliebten Ferienort. 1977 kaufte Vevey die 1930 errichtete Badeanstalt zurück. Die Villa de Lac, auch Petite Maison genannt, wurde von Le Corbusier entworfen und 1924 gebaut.
Quellen und Literatur
- D. Baudais, C. Kramar, La nécropole néolithique de Corseaux "en Seyton" (VD, Suisse), 1990
- E. Salvi, Corseaux, mémoire d'un village, 1991