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Nendaz

Politische Gemeinde des Kantons Wallis, Bezirk Conthey. Die Gemeinde im Mittelwallis erstreckt sich auf einer Fläche von 8611 ha vom linken Rhoneufer (490 m) bis zur Rosablanche (3336 m) und umfasst etwa 15 Dörfer und Weiler, darunter den Hauptort Basse-Nendaz, Haute-Nendaz, Bieudron, Aproz, Baar, Brignon und Beuson. 984 Nenda, deutsch früher Neind. 1850 1599 Einwohner; 1900 2289; 1950 3722; 2000 5350.

Steinkistengräber mit schwarzer Töpferware aus dem Neolithikum in der Nähe von Baar, Armbänder aus der Latènezeit in Clèbes, vor 305 n.Chr. in Karthago geprägte Münzen oberhalb Basse-Nendaz. 984 wurde Nendaz in einer Urkunde von König Konrad von Burgund erstmals erwähnt und gehörte zunächst zur Abtei von Saint-Maurice. Vom 12. bis ins 15. Jahrhundert war Nendaz Teil der savoyischen Kastlanei Conthey und organisierte sich als Genossenschaft mit Räten, Bürgermeistern und Prokuratoren. Um 1261 hatte Graf Peter II. von Savoyen in Brignon eine Burg erbaut und einen Kastlan eingesetzt. 1266 liess er die Festung, deren Ruinen noch zu sehen sind, schleifen, und Brignon erhielt wieder den Status eines Meiertums. Nach dem Sieg der Oberwalliser Zenden über Savoyen 1475 kam Nendaz in deren Besitz, unterstand 1488-1536 dem Landvogt des Unterwallis und 1536-1592 demjenigen von Saint-Maurice. 1592-1665 ernannte der Landrat einen Meier, der dem Landvogt von Saint-Maurice unterstellt war. 1665 wurde Nendaz mit Hérémence in einem Grossmeiertum vereinigt, das bis Ende des Ancien Régime direkt dem Landrat unterstand. 1802 kam Nendaz zum Zenden Sitten, 1815 zum neuen Zenden Conthey (ab 1848 Bezirk). 1844 kaufte sich die Gemeinde von den Feudallasten der Abtei Saint-Maurice los.

In Basse-Nendaz diente die Kapelle Saint-Léger aus dem 9./10. Jahrhundert spätestens ab dem 11. Jahrhundert als Pfarrkirche für die zwischen 1162 und 1178 erstmals erwähnte Pfarrei Nendaz. Die Kirche erhielt um 1300 einen neuen Chor und wurde Mitte des 15. Jahrhunderts nochmals umgebaut. Das Bevölkerungswachstum erforderte um 1700 (Barockstil) und 1882-1885 weitere Umbauten. 1964-1967 und 2002 wurden Restaurationen durchgeführt. In Haute-Nendaz bemalte Charles Frédéric Brun, auch le Déserteur genannt, die 1856 renovierte Kapelle Saint-Michel aus dem 15. Jahrhundert. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts existierten in der Gemeinde vier Kirchen und zwölf Kapellen, die Hälfte davon aus dem 20. Jahrhundert.

In den 1860er Jahren erleichterten die Rhonekorrektion und die 1869 neu erstellte Eisenbrücke bei Aproz die Verbindung zum rechten Rhoneufer. 1914 erreichte die erste befahrbare Strasse Basse-Nendaz, 1925 Haute-Nendaz und 1946 Siviez. Die Gemeinde wurde 1909 ans Elektrizitätsnetz angeschlossen. Ab der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts arbeiteten die Bauern oft unter schwierigen Bedingungen (Staublunge) auf Baustellen, etwa bei den Staumauern Barberine und Grande Dixence, oder in Fabriken wie der Aluminium Industrie Aktien Gesellschaft in Chippis (später Alusuisse). 1908 regelte ein Vertrag die Wasserzufuhr der unteren Printze für das Elektrizitätswerk in Aproz. Das Wasser der oberen Printze wird seit 1942 von der Energie de l'Ouest-Suisse genutzt. Der 1946-1951 errichtete Stausee von Cleuson versorgt über einen Zulaufstollen die Grande Dixence. Seit 1947 werden die Quellen von Aproz genutzt, deren Abfüllanlage 1958 die Migros übernahm. Die touristische Öffnung markierte für Nendaz einen wirtschaftlichen Wendepunkt. 1938 erhielt Haute-Nendaz einen Verkehrsverein, dessen Promotoren schrittweise ein Netz von Skiliften aufbauten, das die weitläufigen Skigebiete verband. 1965 wurde in einer zuvor unbewohnten Gegend bei Siviez die Station Super-Nendaz eröffnet. Die Zahl der Übernachtungen stieg von 84'243 1970 auf 672'000 2007 (70% im Winter). 2005 stellte der 1. Sektor 23%, der 3. 50% der Arbeitsplätze in der Gemeinde.

Quellen und Literatur

  • J.E. Tamini et al., Essai d'histoire du district de Conthey, 1933
  • L. Blondel, «Le château de Brignon», in Vallesia 4, 1949, 29-34
  • M.-R. Sauter, «Préhistoire du Valais», in Vallesia 5, 1950, 116 f.; 15, 1960, 263
  • F.-O. Dubuis, «Saint-Léger de Nendaz», in Ann. Val., 1984, 127-160
  • M. Praz, Le tourisme générateur de profondes mutations démographiques et socio-culturelles, 2 Bde., 1984
  • H. Michelet, Jalons dans l'histoire de Nendaz, 1995
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Pierre Carruzzo: "Nendaz", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 02.11.2010, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002673/2010-11-02/, konsultiert am 05.12.2024.