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Münster (VS)

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Wallis, bildete 2004-2016 mit Geschinen die Gemeinde Münster-Geschinen, seit 2017 Teil der neuen Gemeinde Goms. Hauptort des Bezirks Goms. Haufendorf am Eingang des Minstigertals. Das Dorf wurde bis ins 15. Jahrhundert, als sich der Name vom Ort auf das Tal übertrug, auch Goms genannt. 1221 Musterium, 1272 Comes, 1276 Conches. 1802 381 Einwohner; 1850 411; 1900 417; 1950 470; 2000 455.

Im Mittelalter gehörte die fast ausschliesslich bäuerliche Bevölkerung zum bischöflichen Tafelgut. Doch sind neben vereinzelten freien bäuerlichen Eigen auch grundherrliche Abgaben an ortsfremde Adelige (Rodier, de Platea u.a.) nachgewiesen. Münster war eine Mistralie des Vizedominats von Goms. 1379 regelten Münster und Geschinen die Waldnutzung und 1391 vereinbarte Münster mit den benachbarten Gemeinden die Nutzung der Alp Aegina. 1468 gab sich Münster die erste Bauernzunft (Benutzung der Alpen, Gemeingüter und Wälder), 1540 die zweite (Wege und Wasserleiten, Flurpolizei) und 1549 die dritte (Erwerb, Nutzung und Verlust des Burgerrechts). Ergänzungen und Überarbeitungen der Gemeindestatuten folgten 1560, 1579, 1587 und 1601.

Im 16. Jahrhundert entstand in Münster eine starke, kulturbewusste Oberschicht, die bis zum Untergang des Ancien Régime von der aus dem Vispertal zugezogenen Familie Riedmatten dominiert wurde. Diese bekleidete im 16. und 17. Jahrhundert fast ununterbrochen das Amt des Fürstbischofs von Sitten.

Allegorie der Justitia an der Nussbaumtür der Pfarrkirche St. Maria (Fotografie A. & G. Zimmermann, Genf).
Allegorie der Justitia an der Nussbaumtür der Pfarrkirche St. Maria (Fotografie A. & G. Zimmermann, Genf). […]

Die 1247 erstmals erwähnte Pfarrei wurde vermutlich im 11. oder 12. Jahrhundert gegründet. Nach der Überlieferung entspricht die im 17. Jahrhundert über einem Vorgängerbau errichtete Peterskirche im Dorfkern der alten, 1309 erstmals erwähnten Pfarrkirche des Obergoms. Die heutige Pfarrkirche St. Maria besitzt einen aus dem 12. Jahrhundert stammenden Turm, der ursprünglich freistehend war und zu einer Klosteranlage gehört haben könnte. Die Grosspfarrei Münster umfasste alle Dörfer talabwärts bis Selkingen, wobei das Gebiet in Viertel eingeteilt war. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts begann die Loslösung der Filialen, meist gegen den heftigen Widerstand der Mutterpfarrei.

Im 17. und 18. Jahrhundert erlebte das Goms und mit dem Tal auch Münster eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit. Der Verkehr und nicht zuletzt der Viehhandel mit der Lombardei über Grimsel- und Nufenen- oder Griespass sowie das Söldnerwesen verschafften den Bewohnern des Tals ein Auskommen. Im 19. Jahrhundert konkurrenzierten die Strassen über Simplon und Gotthard die Gommer Pässe immer stärker und die Inbetriebnahme der Gotthardbahn 1882 brachte den Güterverkehr im Goms zum Erliegen. Gleichzeitig förderte der Ausbau der Verkehrsverbindungen den aufkommenden Tourismus.

1915 erhielt Münster Anschluss an die Brig-Oberwald-Bahn. Der Bau des Militärflugplatzes während des Zweiten Weltkriegs, der seit 1959 im Sommer für Segelfluglager und seit 1993 nur noch zivil genutzt wird, und später des Kraftwerks Merezenbach erschloss Münster weitere Verdienstmöglichkeiten. Nach heftigen Unwettern verschüttete 1987 ein Murgang das Dorf entlang des Minstigerbachs. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts lebte die Gemeinde hauptsächlich vom Tourismus und dem damit verbundenen Dienstleistungsgewerbe. Münster ist Standort der regionalen Orientierungsschule, der alle Gemeinden zwischen Blitzingen und Oberwald angeschlossen sind, und führt gemeinsam mit Reckingen die Primarschule und den Kindergarten.

Quellen und Literatur

  • Kdm VS 1, 1976, 56-150
  • S. NotiMünster (VS), 1982
  • F. Kreuzer, Goms, 31995
  • A. Kiechler, Damals im Goms, 1999

Zitiervorschlag

Robert Walpen: "Münster (VS)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 08.02.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002693/2017-02-08/, konsultiert am 28.03.2024.