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Fully

Politische Gemeinde des Kantons Wallis, Bezirk Martigny, am rechten Rhoneufer, deren Gebiet sich von der Ebene hinauf bis zu den Dents-de-Morcles erstreckt. 1798 wurden 18 Weiler auf 3779 ha gezählt, darunter Vers-l'Eglise oder Fully (Hauptdorf), Branson, Châtaignier und Randonnaz (1930 abgebrochen). Im 11. Jahrhundert Fuliacum. 1444 80 Haushalte; 1560 180; 1798 694 Einwohner; 1850 1038; 1900 1494; 1950 3150; 2000 5587.

Sicht auf den Hauptort und die Kirche Saint-Symphorien. Fotografie, vor 1934 (Schweizerische Nationalbibliothek).
Sicht auf den Hauptort und die Kirche Saint-Symphorien. Fotografie, vor 1934 (Schweizerische Nationalbibliothek). […]

Axt aus der Jungsteinzeit, Grabstätten aus der frühen Bronzezeit, Gräberfeld aus der Latènezeit, Militärstützpunkt in Les Follatères (heute eidgenössisches Pflanzenschutzgebiet) und Nekropole in Mazembroz aus der Römerzeit. Vom 13. Jahrhundert an standen die Forstrechte von Fully-Branson der savoyischen Kastlanei Saillon zu. Nach der Eroberung des Unterwallis 1475 kam Fully zur Landvogtei Saint-Maurice, blieb aber in Militär- und Gerichtssachen dem Kastlan von Saillon unterstellt. 1644 wurden die Bewohner Fullys von der Telle befreit, 1743 kauften sie sich vom Heimfall los. 1798 wurde Fully dem Bezirk Martigny zugeschlagen (ab 1802 Zenden Martigny, 1810-1814 Kanton des französischen Departements Simplon, 1814-1848 Zenden, seit 1848 Bezirk). Seit 1848 bestimmen in der Gemeinde abwechselnd Konservative und Freisinnige. Es ist nicht bekannt, seit wann Fully eine Pfarrei ist; ein Pfarrer wird 1276 erstmals erwähnt, der älteste Kirchenraum geht auf etwa 750 zurück. Die Kirche ist dem heiligen Symphorion geweiht und wurde 1747 und 1934 von Grund auf erneuert. Kapellen stehen in Branson (heiliger Ursus), Mazembroz (heiliger Gotthard), Sorniot oder Sorgno und Chiboz. Die Wirtschaft war vorwiegend bäuerlich; betrieben wurde Alpwirtschaft sowie Kastanien- und Weinbau (die Bewohner des Entremont besassen Weinberge und Scheunen in Fully). 1860, 1897, 1948 setzten Rhoneüberschwemmungen der Gemeinde zu. Nach Eindämmungsarbeiten 1862-1879, der Rhonekorrektion im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts und der 1920 abgeschlossenen Verteilung des Bürgerguts wurden neue Kulturen eingeführt (Spargeln, Erdbeeren, Obstbäume); die Bewirtschaftung erfuhr eine Modernisierung. Energie de l'Ouest-Suisse (EOS) ist Aktionärin der Fully-Staumauer (2139 m) und des Elektrizitätswerks, die 1912 errichtet wurden. Während des Ersten Weltkriegs gliederte man Letzterem eine Fabrik für Elektrozubehör an; 1992 wurde die Maschinenhalle zu einem Theatersaal umgebaut. Der Bau einer Bahnstation an der Simplonlinie 1890 und die Eröffnung der Autobahn A9 in den 1980er Jahren begünstigten den Bevölkerungszuwachs. Bei den Unwettern im Oktober 2000 ging ein Erdrutsch nieder, der das Rebland bis in die Ebene verschüttete, während die nahen Wohnhäuser verschont blieben.

Quellen und Literatur

  • J. Roduit, Fully, commune et paroisse, 1979
  • M. Carron, Bienvenue à Fully, 1991
  • F.-O. Dubuis, A. Lugon, «Les premiers siècles d'un diocèse alpin», in Vallesia 50, 1995, 47-49
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Benjamin Roduit: "Fully", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 14.06.2007, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002729/2007-06-14/, konsultiert am 04.12.2024.