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Martigny-Combe

Polit. Gem. VS, Bez. Martigny. Das weitläufige, im Westen vom Trient und im Osten von der Dranse begrenzte Gemeindegebiet steigt von der Rhoneebene bis auf 2700 m an und liegt im Schnittpunkt zweier internat. Verkehrsachsen, wobei die eine über den Grossen Sankt Bernhard nach Italien, die andere über den Col de la Forclaz nach Frankreich führt. Sie umfasst mehrere Dörfer und Weiler, darunter den Hauptort La Croix sowie Le Brocard, Le Borgeaud, Les Rappes, Le Fays und Ravoire. Die Weiler Plan-Cerisier, Le Perrey und La Crettaz bestanden einst aus Scheunen (mazots), die von den Leuten aus Vallorcine und Salvan für die Arbeiten in den Weinbergen benutzt wurden. 1841 La Combe, 1844 Martigny-Combe, dt. früher Martinach-Combe. 1850 1'332 Einw. (mit Trient); 1900 1'167; 1950 1'051; 2000 1'731. Nach 999 gehörte M. zur Kastlanei Martigny, deren Zentrum Les Rappes war. Im 17. und 18. Jh. gliederte sich M., selbst ein Viertel der Grossgemeinde Martigny, in die zwei Halbviertel Combe inférieure und Combe supérieure. 1841 löste sich M. von Martigny ab. 1845 verlor es La Bâtiaz, 1899 Trient. 1833 widersetzten sich die Bewohner von M. der Revision des Bundesvertrags und zogen an der Bastonnade de Martigny gegen die liberalen Anhänger einer neuen Verfassung. In La Croix befindet sich seit 1980 ein Schulzentrum, in Ravoire eine weitere Schule. Die Kirche Saint-Joseph in La Croix, die 1970 eingeweiht wurde, untersteht der Pfarrei Martigny. Die Kirche wird von den Augustiner Chorherren des Gr. St. Bernhard betreut und dient der kath. Mehrheit der Bevölkerung (rund 70%). Ausser der ma. Kapelle Saint-Jean stammen alle anderen Kapellen aus dem 20. Jh., so jene von Ravoire (1926) und La Fontaine (1955). M. kennt eine sehr alte Rebbaukultur und lebt von der Waldwirtschaft und Hotellerie (Martigny-Croix und Col de la Forclaz). Von der einst vorherrschenden Land- und Obstwirtschaft war 2000 noch ein einziger Hof übrig geblieben. Im 19. Jh. war in Le Borgeaud eine mit Blasebalg ausgestattete Schmiede in Betrieb, und um 1900 beschäftigten die Gipsmühle in Le Fays und der Steinbruch von La Forclaz zusammen bis zu 40 Arbeiter.

Quellen und Literatur

  • L. Blondel, «Le vieux château de la Crête de Martigny ou de Saint-Jean», in Vallesia 5, 1950, 185-192
  • P. Farquet, Martigny, 1953
  • L. Dupont-Lachenal, Martigny, 1963
  • P.-L. Pelet, A la force de l'eau, 1998, 13, 158 f.

Zitiervorschlag

Albano Hugon: "Martigny-Combe", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.12.2009, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002733/2009-12-15/, konsultiert am 19.03.2024.