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Grimentz

Das Dorf vor der touristischen Entwicklung in den 1960er und 1970er Jahren. Fotografie von Hyppolite Chappuis, um 1920 (Mediathek Wallis, Martigny).
Das Dorf vor der touristischen Entwicklung in den 1960er und 1970er Jahren. Fotografie von Hyppolite Chappuis, um 1920 (Mediathek Wallis, Martigny).

Ehemalige politische Gemeinde VS, Bezirk Siders, bildet seit 2009 mit Ayer, Chandolin, Saint-Jean, Saint-Luc und Vissoie die neue Gemeinde Anniviers. Im Val d'Anniviers am linken Ufer der Gougra gelegen. Vor 1052 Grimiens, dt. früher Grimensi. 1850 230 Einw.; 1900 249; 1950 191; 1980 271; 2000 404. Bemerkenswerte Felszeichnungen und Schalensteine südwestlich des Dorfes. Ab dem 11. Jh. stand G. - wie das ganze Val d'Anniviers - unter der Hoheit des Bf. von Sitten Aimo, der Grafen von Granges, später der Fam. d'Anniviers (1200-1360) und der Herren von Raron (1381 bis Ende 15. Jh.). 1243 war G. das erste Dorf im Tal, das sich als Gemeinde konstituierte. Im 14. Jh. bildete es zusammen mit Saint-Jean eines der Viertel des Val d'Anniviers. Das 1550 errichtete Burgerhaus blieb bis 1904 in den Händen der Gemeinde. Nach der franz. Invasion 1798 wurde Anniviers neu gegliedert. Aus den Vierteln entstanden Drittel, aus dem Drittel von G. zwei halbe Drittel (demi-tiers), nämlich Saint-Jean und G. Letzteres umfasste G. und Vissoie, deren konfliktgeladene Beziehung während des ganzen 19. Jh. andauerte und von zwei grossen Prozessen geprägt war. Mit dem Abschluss des ersten (1814-24) wurde der Status quo bestätigt, nach dem zweiten Prozess (1897-1914) wurde Vissoie eine selbstständige Gemeinde. Kirchlich unterstand G. bis 1798 der Pfarrei Anniviers (Kirche in Vissoie). 1825 wurde G. ein Rektorat, 1933 eine Pfarrei. Der Bau der Kirche erfolgte 1830 (1951 Neubau), jener der Kapelle Saint-Theodul im 17. Jh. Ein 1762 errichteter Bildstock und eine Kapelle aus dem 18. Jh. sind der Notre-Dame-de-Compassion geweiht. Ein Kreuzweg führt zur Kapelle Les Meyes (1971, Notre-Dame-des-Roses). Bis ins frühe 20. Jh. lebten die Bewohner von G. vorwiegend von der Berglandwirtschaft (Eringerkühe auf den Alpen Avoin, Moiry und Torrent), danach verlagerten sich die Einnahmequellen auf die Industrie (1957 Bau des Staudamms von Moiry) und in den 1960er und 70er Jahren auf den Tourismus. Das Dorf konnte die für das Tal typ. Architektur bewahren, was ihm zu grosser Bekanntheit verhalf. Im Jahr 2000 waren zwei Drittel der in G. Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor beschäftigt.

Quellen und Literatur

  • B. Crettaz, Histoire et sociologie d'une vallée de haute montagne durant le 19e siècle, 1979
  • B. Crettaz, Un village suisse, 1982
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Bernard Monnet: "Grimentz", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.12.2016, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002783/2016-12-23/, konsultiert am 16.04.2024.