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St. NiklausVS

Ansicht mit Zug, Bahnhof und Bahnhofbuffet sowie der Kirche. Fotografie aus einem nicht näher bestimmten Album, um 1900 (Mediathek Wallis, Martigny).
Ansicht mit Zug, Bahnhof und Bahnhofbuffet sowie der Kirche. Fotografie aus einem nicht näher bestimmten Album, um 1900 (Mediathek Wallis, Martigny). […]

Politische Gemeinde des Kantons Wallis, Bezirk Visp. Der Hauptort des Mattertals (auch Nikolaital) umfasst im Tal die Ortsteile Riedmatten, Dorf, Stalu, Ze Schwidernu, Mattsand, Herbriggen, Breitmatten und die Bergschaft Gasenried am Osthang. 1233 chousun, 1272 ecclesia Sancti Nicholai de Chouson, Gebreitun de Gazun, 1388 in villa sti nicolai de chosun, französisch Saint-Nicolas. Der Name St. Niklaus für die Grossgemeinde setzte sich im 19. Jahrhundert durch. 1798 450 Einwohner; 1850 551; 1900 922; 1950 1604; 2000 2304.

1881 Fund von ca. 20 Steinkistengräbern aus der Latènezeit, 1971 Grabstätte des 1. Jahrtausends v.Chr. mit Armspangen und Schmuck. Diese Funde belegen die Besiedlung durch keltische Uberer, die im 8./9. Jahrhundert durch Alemannen germanisiert wurden. Im Mittelalter war das Vizedominat Chouson Mannlehen des Bischofs von Sitten. Herrschaftsrechte besassen unter anderem vor 1268 die von Raron, 1234-1375 die vom Turn, 1249-1365 die Blandrate und 1365-1528 die de Platea. Nach dem Untergang der Adels- und Lehensherrschaft war St. Niklaus ein selbstständiges Meiertum, dem 1552 die Kastlanei Randa-Täsch angegliedert wurde. Der Meier verfügte über die hohe Gerichtsbarkeit. Im Ancien Régime bildete das Majorat St. Niklaus mit dem Freigericht Kipfen und dem Majorat Zermatt den Viertel "vor der Ruffinen in" im Zenden Visp. Die Gemeinde St. Niklaus war in die vier Distrikte Dorfmark, Innere und Äussere Matt sowie Gasenried eingeteilt, die 1798 eigene Gemeinde bildeten. Vor 1820 vereinigten sich die beiden Matt wieder, 1866 folgte die Dorfmark und 1870 Gasenried. Kirchlich wurde St. Niklaus entweder sehr früh von Visp abgetrennt oder war nie dorthin kirchgenössig. Seit dem frühen 13. Jahrhundert ist St. Niklaus als eigene Pfarrei belegt. Das 1272 erstmals erwähnte St.-Nikolaus-Patrozinium gab der Pfarrei und später der Gemeinde den Namen. Von der Grosspfarrei trennten sich um 1290 Zermatt, 1423 Täsch, 1730 Randa und 1933 Herbriggen. Der Zwiebelturm aus dem 17. Jahrhundert ist heute das Wahrzeichen von St. Niklaus.

Mitte des 19. Jahrhunderts brachten Fremdenverkehr und Alpinismus erste wirtschaftliche Impulse in die weitgehend autark von Viehzucht und Ackerbau lebende Gemeinschaft. St. Niklaus bildete die Mittelstation am Fussweg von Visp nach Zermatt. 1867 baute die Gemeinde dort das Grand Hotel, dem weitere folgten. Die männliche Bevölkerung betätigte sich als Träger und Führer, wodurch die berühmte Bergführerschaft von St. Niklaus entstand, die sich um die Erschliessung der Alpen verdient machte. Ab 1891 führte die Bergbahn durch das Tal bis Zermatt, weshalb die Touristen in St. Niklaus teilweise oder etwa während der Weltkriege ganz ausblieben. Die Eröffnung der Strasse nach Visp 1937 und die Ansiedlung der auf Elektro- und Schneidewerkzeuge spezialisierten Zweigniederlassung der Scintilla 1947 stoppte die Abwanderung. Bereits im ersten Jahr arbeiteten ca. 300 Personen im zur Fabrik umgebauten Grand Hotel. 1955-1956 entstand der erste Fabrikneubau. 2005 war das Werk, das neu zum Bosch-Konzern gehörte, mit 385 Arbeitern der weltweit führende Sägeblatthersteller und der drittgrösste industrielle Arbeitgeber im Kanton Wallis. In St. Niklaus stellte der 2. Sektor 2005 ca. 55% der Arbeitsplätze.

Quellen und Literatur

  • V. Summermatter, St. Niklaus, 1975
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Bernard Truffer: "St. Niklaus (VS)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.01.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002814/2012-01-06/, konsultiert am 18.04.2024.