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Thielle-Wavre

Ehem. polit. Gem. NE, Bez. Neuenburg, bildet seit 2009 mit Marin-Epagnier die polit. Gem. La Tène. T. entstand 1888 aus der Fusion von Thielle und Wavre. Die erste Juragewässerkorrektion führte 1894 entlang des Zihlkanals zu einer neuen Kantonsgrenze: Die Zihlbrücke, das Schloss und das Zollhaus, die zuvor alle am linken Ufer gelegen hatten, kamen zum Kt. Bern. 1153 Tela (Thela), 1179 Vavra. Thielle: 1750 22 Einw., 1850 149; 1880 230; Wavre: 1750 43 Einw., 1850 70; 1880 105; T.: 1900 308 Einw., 1950 277; 2000 580. In Thielle-Mottaz wurden ein Dorf aus dem mittleren Neolithikum und bei der Zihlbrücke steinzeitl. und spätbronzezeitl. Siedlungen gefunden. Bei diesem Flussübergang, der für die röm. Zeit und das MA belegt ist, kamen im 19. Jh. Pfeiler von mindestens vier Brücken zum Vorschein. In Wavre-Les Biolles wurde ein röm. Mausoleum aus dem 2. Jh. n.Chr. und in Wavre-Les Perveuils eine villa entdeckt. In Thielle-Bas de la Poissine befanden sich im 13. und 14. Jh. Fischereigründe und die Grundmauern einiger Gebäude in Thielle-Bois de Montmirail stammen aus dem 15. und 16. Jh. Thielle war eine bedeutende herrschaftl. Zollstelle, von der die Stadt Neuenburg im 16. Jh. einen Teil erhielt. Das Schloss war Sitz des Zivil- und Kriminalgerichts der Kastlanei Thielle und diente bis 1848 als Gefängnis. Zur Kastlanei gehörte auch Wavre, das 1179 als Allod an die Abtei Fontaine-André kam und 1335 zur selbstständigen Gem. erhoben wurde. Kirchlich gehörten Thielle und Wavre zu Cornaux. Im 12. Jh. wurde in Wavre eine St. Theodulskapelle errichtet, die Ende des 13. Jh. nicht mehr existierte. Die von Wattenwyl erwarben 1722 das 1618 von Abram Tribolet gegr. Landgut Montmirail. Die Herrnhuter Brüdergemeine gründete dort 1766 ein Mädchenpensionat, das später zu einer Sprach- und Berufsbildungsschule umgewandelt wurde und seit 1988 im Besitz einer ref. Gemeinschaft ist. T. war stets ein Bauerndorf und in Thielle wurde bis ins 19. Jh. in bescheidenem Mass Rebbau betrieben. Ab 1970 entwickelte sich T. allmählich zu einer Wohngemeinde, auch wenn die Landwirtschaft und v.a. der Gemüsebau noch sehr präsent sind.

Quellen und Literatur

  • W. Senft, Ceux de Montmirail, 1947
  • Kdm NE 2, 1963, 87-92
  • J. Heyd, J.-J. Masson, T., 1987
  • H. Schwab, Les premiers paysans sur la Broye et la Thielle, 1999
  • P. Bridel, «Le mausolée de Wavre», in RHN, 2003, 171-188
  • B. Arnold, A la poursuite des villages lacustres neuchâtelois, 2009
  • N. Plumettaz et al., Aménagements fluviaux de la Thielle au Moyen Age: pêcherie et moulin de Pré de la Mottaz, 2011
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Olivier Girardbille: "Thielle-Wavre", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.02.2014, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002855/2014-02-19/, konsultiert am 23.03.2023.