Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Neuenburg, in der Region Val-de-Ruz, am nördlichen Eingang in die Seyon-Schlucht gelegen, 2021 mit Corcelles-Cormondrèche und Peseux in Neuenburg eingemeindet. Valangin umfasste den Weiler La Borcarderie und die Bauernhöfe Bussy und Le Sorgereux. 1241 de Valengiz, deutsch früher Valendis. 1750 186 Einwohner; 1850 418; 1900 476; 1950 427; 2000 400; 2010 409; 2020 526.
Frühgeschichte
Im Wald Bussy oberhalb von Valangin wurden zwischen 1920 und 1960 gut zehn Hügelgräber (Nekropolen) aus der Hallstattzeit archäologisch untersucht. Die im Tumulus 8 aus der frühen Hallstattzeit entdeckten Knochen gehören zu einem Mann, der mit einem eisernen Rasiermesser, einem Armreif und Toilettengeräten bestattet wurde. Das Hügelgrab 4 barg eine Ansammlung von Armreifen aus Sapropelit, Ringen und einer Schelle aus Bronze sowie einem Armreif aus Bronzedraht aus der mittleren Hallstattzeit. Im Tumulus 5, dem grössten dieses Fundorts, fanden sich vier Körpergräber, darunter ein mit besonders reichen Beigaben versehenes Frauengrab aus der späten Hallstattzeit. Es enthielt eine breite Gürtelplatte aus verzierter Bronze, Bronzeschmuck und eine Halskette aus Lignitperlen. Diese Hügelgräber gehören zu den bedeutendsten Bestattungsplätzen der frühen Eisenzeit in der Region.
Gemeinde

Das Städtchen war Sitz der mittelalterlichen Herrschaft Valangin, die 1592 der Grafschaft Neuenburg angegliedert wurde. Zuoberst auf dem Hügel über dem Städtchen wurden Reste eines romanischen Turms (wahrscheinlich mit Ringmauer) freigelegt, die möglicherweise zu einem frühen herrschaftlichen Wohnturm aus dem 11. und 12. Jahrhundert gehörten. Der Bergfried des Schlosses (heute Regionalmuseum) stammt aus dem 13. Jahrhundert, die Ringmauer wurde im 15. Jahrhundert fertiggestellt und die äussere Mauer, welche das Städtchen mit dem Schloss verband, datiert aus dem 15. bis 16. Jahrhundert (Stadtbefestigungen). Das Städtchen Valangin entstand am Fuss des Schlosses, das sein heutiges Erscheinungsbild einer «archäologischen Restaurierung» Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts verdankt. Die regelmässige Anlage des heutigen Städtchens spricht für eine geplante und beabsichtigte Gründung durch die von Aarberg zwischen 1301 und 1330, wahrscheinlich nach der Zerstörung von La Bonneville. Das erste Stadtrecht erteilte Johann von Aarberg 1352. Die Bürgerschaft (1852 aufgelöst) war jenen Einwohnern von Valangin vorbehalten, die ein Haus besassen. Später wurden aber auch Einwohner aus der übrigen Herrschaft und sogar von ausserhalb ins Bürgerrecht aufgenommen. Kirchlich gehörte der Ort zur Pfarrei Engollon. Die Stiftskirche Saint-Pierre liessen Claude von Aarberg und Guillemette de Vergy errichten. 1505 wurde sie geweiht und 2005 letztmals restauriert. In der Kirche befinden sich die Gräber mit den Reliefs der beiden Stifter. Das Kapitel mit Propst und sechs Domherren inkorporierte sieben der elf Pfarrkirchen der Herrschaft, darunter auch jene von Engollon. Es wurde nach kurzer Zeit mit der Reformation 1536 aufgehoben, nachdem die Stiftskirche 1531 geplündert worden war. Fortan bildete Valangin mit Boudevilliers eine Kirchgemeinde, seit 2011 besteht eine einzige Kirchgemeinde für das ganze Val-de-Ruz. Die Gemeinde gehörte von 1848 bis 2017 zum Bezirk Val-de-Ruz. Sägereien (Holzwirtschaft), Mühlen und Stampfen nutzten die Wasserkraft der Sorge und des Seyon. In La Borcarderie wurde 1766 eine Indiennemanufaktur eröffnet. Südlich des Dorfs entdeckte Edouard Desor 1853 eine Gesteinsschicht, die er Valanginien nannte. Ab 1901 verband eine Strassenbahn und 1948-1968 ein Trolleybus Valangin mit Neuenburg; später wurde dieser für die Strecke Neuenburg-Cernier durch einen Autobus ersetzt. Mit dem 1975 eröffneten Viadukt wurde Valangin umfahren. Es ist Teil der Hauptstrasse vom Col-des-Roches über La Chaux-de-Fonds nach Neuenburg und führt in die Schlucht des Seyon. Ein erstes Viadukt stürzte während des Baus 1973 ein. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts zählte Valangin noch einige Bauernbetriebe und etwas Gewerbe, doch die Erwerbstätigen waren mehrheitlich Wegpendler.
Quellen und Literatur
- Courvoisier, Jean: Les districts du Val-de-Travers, du Val-de-Ruz, du Locle et de la Chaux-de-Fonds, 1968, S. 135-182 (Les monuments d'art et d'histoire du canton de Neuchâtel, 3).
- Schnegg, Alfred: «St-Pierre de Valangin», in: Helvetia Sacra, II/2, 1977, S. 536-537.
- Evard, Maurice: Au fil du Seyon, 1978.
- Müller, Felix; Kaenel, Gilbert; Lüscher, Geneviève (Hg.): Eisenzeit, 1999, S. 341 (Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum frühen Mittelalter, 4).
- Revue historique neuchâteloise, 2005/1-2.
- Dunning, Cynthia: Le premier âge du Fer sur le versant méridional du Jura. Chronologie, typologie et rites funéraires, 2005.
Ersterwähnung(en) |
1241: de Valengiz
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Endonyme/Exonyme | Valangin (französisch)
Valendis (deutsch nicht mehr gebräuchlich)
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