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Collonge-Bellerive

Politische Gemeinde des Kantons Genf, am Südufer des Genfersees. Sie umfasst die Dörfer Collonge, Vésenaz und Saint-Maurice sowie die Weiler Cherre, Bellerive, La Repentance und La Capite. 1153 Collonges. 1816 572 Einwohner; 1850 803; 1900 950; 1950 1830; 1990 4769; 2000 6344; 2010 7621.

Collonge-Bellerive: Situationskarte 2018 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2019 HLS.
Collonge-Bellerive: Situationskarte 2018 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2019 HLS.

Ur- und Frühgeschichte

Collonge-Bellerive weist auf der Höhe der Schiffsanlegestelle drei unter Wasser liegende prähistorische Ufersiedlungen auf. Bellerive I, der am weitesten vom Ufer entfernte Fundkomplex, stammt aus der Spätbronzezeit und gehört zu den 56 Ufersiedlungen der Schweiz, die im Unesco-Welterbe Aufnahme fanden. Die Siedlung Bellerive II ist kleiner und stark erodiert. Sie liegt näher beim Ufer in etwa 3 m Tiefe. Erhalten ist nur Fundmaterial aus Stein; die Pfeilspitzen aus Silex werden in die Periode zwischen dem Endneolithikum und der Frühbronzezeit datiert. Ein dritter, der Frühbronzezeit zugeordneter Siedlungsplatz liegt ufernah unweit des Naturschutzgebiets Pointe-à-la-Bise. Auf dem Gebiet der Gemeinde wurden ausserdem Überreste eines römischen Gutshofs und ein bei Alemanneneinfällen 277 vergrabener Münzschatz gefunden.

Die Gemeinde

Die wichtigsten Herrschaftsträger im 14. Jahrhundert waren die Abtei Bellerive, die Herren von La Bâtie-Cholay, jene von Veigy und das Domkapitel von Saint-Pierre in Genf. Collonge-Bellerive gehörte zuerst zur Grafschaft Genf, dann zu Savoyen (1401), Frankreich (1792), Sardinien (1814) und kam schliesslich 1816 zum Kanton Genf. Im 15. Jahrhundert wurde in Vésenaz ein befestigtes Haus gebaut. Das 1668-1672 vom Herzog von Savoyen errichtete Schloss Bellerive, das den Genfer Handel schädigen sollte, war bis 1792 Salzlager und Zollstation. Ab dem 14. Jahrhundert bestanden Einwohnergemeinden in den drei Dörfern Collonge, Vésenaz und Saint-Maurice; bei der Annexion durch Frankreich 1792 wurden sie zu einer einzigen Gemeinde zusammengelegt.

Die Pfarrei Collonge wird erstmals 1153 genannt, die von Saint-Maurice 1275; Vésenaz hing von Vandœuvres ab. 1536 wurden die Pfarreien zu einer einzigen reformierten vereinigt, die 1598 katholisch wurde. Die Kirche von Collonge (Saint-Léger) stammt aus vorromanischer Zeit; sie wurde viermal um- bzw. neugebaut, zuletzt 1792-1806. Die im 12. Jahrhundert gegründete Zisterzienserinnenabtei von Bellerive wurde 1536 zerstört. Bis Ende des 18. Jahrhunderts beschränkte sich das eigentliche Siedlungsgebiet auf die drei Ortskerne. Die Strasse von Genf nach Thonon führte durch Vésenaz und zwischen Collonge und Saint-Maurice hindurch. Die bäuerliche Bevölkerung, die Viehzucht, im 16. bis 18. Jahrhundert auch Getreide- und Weinbau betrieb, wies auch Maurer, Schmiede und Zimmerleute auf.

Im 19. Jahrhundert wurden Häuser am See und in La Capite gebaut und neue Kantonsstrassen angelegt: Genf-Vésenaz dem Ufer entlang, Vésenaz-Hermance über Collonge und Vésenaz-Thonon. Die Verstädterung beschleunigte sich nach 1945. In La Gabiule und La Californie wichen bedeutende landwirtschaftlich genutzte Gebiete Villenquartieren. In La Pallanterie entstand eine Industriezone (Mühle, Weinkellerei). Noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurden Landwirtschaft sowie Garten- und Gemüsebau betrieben. Mehr als die Hälfte des Gemeindegebiets ist mit Dörfern und Villenquartieren überbaut.

Quellen und Literatur

  • C. Bonnet, L'ancienne église de Collonge, 1972
  • G. Curtet, Collonge-Bellerive, 2 Bde., 1986-96
  • P. Corboud, V. Seppey, «Les stations littérales préhistoriques du Petit-Lac et la céramique Néolithique moyen de Corsier-Port GE», in ArS 14, 1991, 181-189
  • P. Baertschi et al., Collonge-Bellerive, 1997
Weblinks
Normdateien
GND
Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
1153: Collonges
1275: Sancto Mauricio
Variante(n)
Collonge sur Bellerive (bis 1799)

Zitiervorschlag

Pierre Corboud; Georges Curtet: "Collonge-Bellerive", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.04.2019, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002898/2019-04-03/, konsultiert am 19.04.2024.