GenfGemeinde
Version vom: 07.02.2018
Sicht aus der Vogelperspektive, um 1860. Chromolithografie von Alfred Guesdon (Bibliothèque de Genève).
[…]
Autorin/Autor:
Martine Piguet
Übersetzung:
Elmar Meier
Politische Gemeinde des Kantons Genf, Kantonshauptort, am südwestlichen Ende des Genfersees beidseits der Rhone gelegen. Die Altstadt oder Oberstadt befindet sich auf einem Hügel, der seit prähistorischer Zeit einen von See, Rhone und Arve sowie im Osten durch Gräben geschützten natürlichen Zufluchtsort bildet. Nach dem Abbruch der Befestigungen (1850-1880) dehnte sich die Stadt aus. Die 1842 administrativ geschaffene Gemeinde oder Stadt Genf fusionierte 1931 mit den Vorstadtgemeinden Les Eaux-Vives, Le Petit-Saconnex und Plainpalais. 51 v.Chr. Genua (laut Caesar), später Genava, Civitas Genavensium (gemäss "Notitia Galliarum"). Französisch Genève, italienisch Ginevra, romanisch Genevra.
Oppidum der Allobroger, römischer Vicus, später Civitas, Hauptstadt der Burgunder, fränkische Stadt, Sitz der Grafen von Genf, Bischofsstadt (1387 Handfeste), 1534-1798 Sitz der Behörden der Seigneurie und Republik Genf, 1798-1813 Hauptort, später Präfektur des Departements Léman, heute Sitz der Kantons- und Gemeindebehörden und zahlreicher internationaler Organisationen (Rotes Kreuz, Völkerbund, Vereinte Nationen und angeschlossener Organisationen, Ökumenischer Rat der Kirchen). Genf beherbergt zahlreiche öffentliche und private kulturelle Einrichtungen (Universität, Museen, Bibliotheken) und ist das regionale Zentrum einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Kultur und Verkehr. Der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Tätigkeit liegt im tertiären Sektor, unter anderem im Bankenwesen. Die Stadt Genf, Geburtsstätte des Calvinismus ("protestantisches Rom") sowie im 16. und 17. Jahrhundert Zufluchtsort für die Hugenotten, besitzt seit dem 19. Jahrhundert ein kosmopolitisches Gepräge.
Von der Urzeit bis ins Frühmittelalter
Vom Paläolithikum bis in die Latènezeit
Autorin/Autor:
Jean Terrier
Übersetzung:
Elmar Meier
Die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung auf dem heutigen Stadtgebiet finden sich unter der Kirche Saint-Gervais am rechten Rhoneufer. Mehrere auf einer begrenzten Fläche entdeckte Feuerstellen, Gruben und Pfostenlöcher gehörten zu auf einer Terrasse über der Rhone gelegenen Wohnstätten aus dem 5. Jahrtausend v.Chr. Die von den neolithischen Bewohnern benutzten Keramikgegenstände und Steinwerkzeuge weisen auf Einflüsse der Chasséenkultur hin, die ihren Ursprung im südlichen Rhonetal zwischen Provence und Ligurien hat. Sie sind ein Beispiel dafür, wie wichtig die Rhone-Achse seit frühester Zeit für den Verkehr und den Austausch zwischen Genf und dem Mittelmeerbecken war.
Anfang des 4. Jahrtausends v.Chr. entstanden die ersten Dörfer an den Ufern des Genfersees. Im Gebiet von Genf liessen sich Ackerbauern und Viehzüchter in der Rade, dem untersten Teil des Seebeckens, nieder. Die Besiedlung dieses Bereichs, der heute unter Wasser liegt, ist in Zusammenhang mit den Schwankungen des Seespiegels zu sehen. Dieser war zeitweise niedriger als heute und gab somit ausgedehnte unbebaute Flächen frei, auf denen Dörfer angelegt werden konnten.
Das im 20. Jahrhundert entdeckte archäologische Material, das in verschiedenen Regionalmuseen aufbewahrt wird, deutet darauf hin, dass in jeder der grossen Kulturphasen, die sich in den Ufersiedlungen rund um den Genfersee abzeichnen, auch im Gebiet von Genf Menschen lebten. Allerdings wurde ein erheblicher Teil der Stätten durch Erosion zerstört. Hauptgrund dafür war die Zunahme der Strömung infolge tiefgreifender Veränderungen der Ufer in diesen stark urbanisierten Orten und infolge der Seeregulierung, die 1891 definitiv festgelegt wurde. Heute ist an den vier Fundstätten ausserhalb der Molen von Les Pâquis und Les Eaux-Vives nur noch die der Bronzezeit zugeordnete Phase nachweisbar. Aufgrund neuerer Untersuchungen und im 19. Jahrhundert gemachter Beobachtungen ist zu vermuten, dass die Rade von Genf im 11. und 10. Jahrhundert v.Chr. sehr dicht besiedelt war.
Im 9. Jahrhundert v.Chr. führte ein beträchtlicher Anstieg des Seespiegels zur Aufgabe der Uferdörfer. Die urgeschichtlichen Bevölkerungsgruppen verliessen die Rade und besiedelten unweit davon geeignetere Gebiete. Die seltenen archäologischen Zeugnisse geben wenig Aufschluss über den Zeitraum zwischen diesem Ereignis und der Schaffung des gallischen Hafens von Genf. Einzelfunde (Objekte, Gräber, Megalithen in Sekundärlage, Verkehrswege) weisen nur punktuell auf menschliche Aktivitäten am Rande des Saint-Pierre-Hügels hin. Die ältesten Siedlungsspuren auf der Hügelkuppe stammen frühestens aus dem letzten Viertel des 2. Jahrhunderts v.Chr., als die Oppida in den meisten keltischen Regionen eine Blütezeit erlebten. Von da an erfuhr die Siedlung Genua eine Entwicklung, die mit ihrer befestigten Stellung in Zusammenhang stand.
Die gallorömische Epoche
Autorin/Autor:
Charles Bonnet
Übersetzung:
Elmar Meier
121 v.Chr. begann die Unterwerfung der allobrogischen Gebiete durch die Römer. Genf wurde nördlicher Vorposten der Provinz Gallia Transalpina, die unter Augustus wahrscheinlich 27 v.Chr. den Namen Gallia Narbonensis erhielt. Der perfekt organisierte Hafen wurde 123-105 v.Chr. angelegt, wie die dendrochronologische Untersuchung zahlreicher Eichenpfähle ergeben hat. Diese dienten zur Uferbefestigung und zum Bau einer Anlegebrücke, die ein Stück weit in den See hinausragte und sich parallel zur Rhoneströmung fortsetzte. Die Stadt bestand damals nur aus einer bescheidenen Siedlung mit Wohngebäuden aus Holz und Strohlehm.
Die Stadtentwicklung verlief offenbar rasch. Sehr früh bildeten sich verschiedene Quartiere heraus, deren Funktionen sich teilweise feststellen lassen. Um 100 v.Chr. sind eine Brücke über die Arve und ein Refugium im heutigen Carouge (Quadruvium) nachweisbar. Auf der Kuppe des Hügels oberhalb der Rade und der Rhonebrücke waren Kultstätten eingerichtet, von denen allerdings nur wenige Überreste zum Vorschein kamen. In Hafennähe standen Lagerhallen und einfachere Häuser in einem Bereich mit reger Handelstätigkeit. Am rechtsufrigen Brückenkopf wurden eine oder mehrere Kultstätten und eine Siedlung ausgemacht.
Als Caesar sich 58 v.Chr. mit seinen Truppen vorübergehend in der Nähe des Oppidums Genua niederliess, vergrösserte sich die Stadt weiter. Gräben, Erdwälle und Vorwerke aus Holz wurden angelegt. Rund um das städtische Zentrum, das ab 31 v.Chr. zur Kolonie Vienne gehörte, wurden Landwirtschafts- und Wohngebäude umgestaltet. Mit der Gründung der Colonia Iulia Equestris in Nyon konnten einige bedeutende Persönlichkeiten wichtige Funktionen in dieser regionalen Hauptstadt übernehmen, doch Genf blieb ein Vicus. Die zunehmende Ausdehnung des Hafens zeugt von der Entwicklung von Handel und Gewerbe. Die Quaianlagen, durch Blockwurf, Dämme und Palisaden gesichert, erstreckten sich über weite Flächen. Daneben entstanden grosse Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude, die für die Abwicklung des von der Zunft der Genferseeschiffer betriebenen Warenverkehrs erforderlich waren. Epigrafisch belegt ist zudem ein Zollposten.
Wie eine Untersuchung der aus Holz und Lehm gefertigten Bauten der augusteischen Zeit ergeben hat, wurde der Hügelbereich Mitte des 1. Jahrhunderts n.Chr. von einer Brandkatastrophe heimgesucht. Danach veränderte sich das Stadtbild; der frühgeschichtliche Strassenraster wurde weitgehend aufgegeben. Anstelle der Gebäude aus Leichtmaterial entstanden Steinbauten wie die grosse domus von Saint-Antoine. An den neu besiedelten Hügelflanken wurden rund um den Stadtkern Terrassen angelegt. Die Alemanneneinfälle führten zur Zerstörung der im letzten Viertel des 3. Jahrhunderts errichteten Bauten. Das Hafenquartier und offenbar auch Saint-Gervais am rechten Ufer wurden vollständig abgetragen. Dagegen scheinen in der Oberstadt einige Gebäude erhalten geblieben zu sein.
Als Reaktion auf diese unsicheren Zeiten wurde wenig später eine Stadtmauer errichtet, die entgegen der These von Louis Blondel nicht nur den Hügel umschloss und die unter der Tetrarchie (ab 285) eine bemerkenswerte Wehranlage bildete. Die mit ein- und ausspringenden Winkeln sowie mit Vierecktürmen ausgestattete Mauer verlief der Geländeneigung entlang bis zum Ufer, wo Palisaden und Steinmauern die Anlage ergänzten. Eine mächtige Residenz in der Nordostecke der Befestigung überragte den Hafen und ermöglichte die Kontrolle des Übergangs über die Rhonebrücke. In dieser Zeit wurde Genf zur Civitas erhoben.
Spätrömische Zeit und Christianisierung
Autorin/Autor:
Charles Bonnet
Übersetzung:
Elmar Meier
In dem als praetorium (Sitz der Militär- oder Zivilverwaltung) identifizierbaren Gebäude entstand das erste christliche Heiligtum. Wahrscheinlich wurden einzelne Räume dieses Palastes ab 350 für den neuen Kult genutzt. Bis in die Jahre 376-380 entwickelte sich eine monumentale architektonische Anlage. Der im ausgehenden 4. Jahrhundert vollendete Kathedralkomplex bestand aus einer über dreissig Meter langen Kirche mit einem angrenzenden Portikus, der zum Baptisterium und dessen Nebenraum führte. Ein zweiter Portikus verlief längs der Westfassade des Monuments zu den geheizten Zellen für Reklusen und Kleriker, die Einsamkeit suchten. Demnach verfügte der in der "Passio martyrum Acaunensium" erwähnte erste Bischof von Genf, Isaac, gegen Ende des 4. Jahrhunderts wahrscheinlich über eine Kultstätte mit Nebengebäuden, die ständig umgestaltet und vergrössert wurde.
Während nahe der Umfassungsmauer der Bischofspalast mit einer Privatkapelle und einem beheizten Empfangsraum Gestalt annahm, wurde auch an anderen Stellen gebaut. Um den Kathedralkomplex zu erweitern, wurde an die bestehende Kirche im Süden ein Atrium und an dieses eine zweite Kirche angefügt sowie das vergrösserte Baptisterium als Prachtbau in die Mitte der architektonischen Komposition gerückt. Darum herum erhoben sich Empfangs- und Versammlungsräume, die auf die wichtige Rolle des Bischofs schliessen lassen. An eine beheizbare Aula schloss sich eine ebenfalls im 5. Jahrhundert erbaute dritte Bischofskirche an, die vielleicht dem Märtyrer- und Heiligenkult diente. Während die erste Kathedrale mit Sicherheit für die Eucharistiefeier bestimmt war, könnte die Südkirche zur Lesung der alten Schriften oder zur Vorbereitung der Katechumenen auf die Taufe gedient haben.
In der Oberstadt bildete die Kirche Saint-Germain im 5. Jahrhundert ein zweites frühchristliches Zentrum. Wenige Meter nördlich des Heiligtums wurden Reste eines grossen Hauses entdeckt, das entlang der ehemaligen, damals noch benutzten Hauptstrasse in Ost-West-Richtung (decumanus) stand. Weitere Wohngebäude hinterliessen Spuren an einigen Stellen dieser Strasse oder an der Nord-Süd-Achse (cardo), deren Verlauf in der heutigen Parzellierung noch erkennbar ist.
Die christliche Topografie bleibt bruchstückhaft, wenn die Gräberfelder und Gebäude ausserhalb der Ummauerung nicht einbezogen werden. Meist eingefriedete Bereiche, in denen zahlreiche Gräber angelegt wurden, säumten die zur Stadt führenden Strassen. Einige dieser Gräber waren mit Mausoleen ausgestattet, wie zum Beispiel in Saint-Gervais und La Madeleine. Diese wahrscheinlich für die ersten Bischöfe errichteten Grabbauten wurden bald zu Stätten religiöser Verehrung, aus denen später Kirchen entstanden.
Frühmittelalter
Autorin/Autor:
Charles Bonnet
Übersetzung:
Elmar Meier
Mit der Ansiedlung der Burgunder 443 (Sapaudia) und der Wahl zu deren Hauptstadt gewann Genf an politischer Bedeutung, was sich aber kaum in monumentalen Bauten niederschlug. Verschönert und vergrössert wurde vor allem das bischöfliche Ensemble. Ende des 5. Jahrhunderts soll jedoch Königin Saedeleuba ausserhalb der Stadtmauer die Kirche Saint-Victor gegründet haben. Der Mittelpunkt des burgundischen Königreichs verlagerte sich 467 nach Lyon, und Genf litt unter den Bruderkriegen zwischen Godegisel und Gundobad. Letzterer setzte Genf in Brand und leitete später wohl den Wiederaufbau der Stadt samt Heiligtümern und Umfassungsmauer.
Bis Ende des Frühmittelalters lässt sich eine Siedlungskontinuität nachweisen, die im bischöflichen Ensemble am besten zum Ausdruck kommt. Obwohl die Nordkathedrale mehrmals verlängert wurde und deren Chor einige Erweiterungen erfuhr, verlor sie gegenüber der dritten Bischofskirche zusehends an Bedeutung. Diese entwickelte sich auf Kosten des Baptisteriums und der Empfangsräume zur einzigen Kathedrale im Jahr 1000. Die Stadt wuchs nicht über die Grenzen der spätrömischen Ummauerung hinaus, doch die Vorstädte nahe der grossen Friedhöfe nahmen Gestalt an. In Saint-Gervais entstanden in dieser Zeit Gebäude und Gräben. Der Hafen neben der Kirche La Madeleine wurde immer noch benutzt, und die wirtschaftlichen Tätigkeiten im Hafenquartier hielten an. 563 verursachte der Bergsturz von Tauredunum eine Flutwelle, die diesen Siedlungsteil verwüstete. Dabei wurden Mühlen zerstört und viele Menschen getötet.
Anfang des Mittelalters veränderte sich das Stadtbild nur unwesentlich. Die Adelsfamilien errichteten jedoch zur Kennzeichnung ihres Besitzes Türme, deren Grundmauern an mehreren Stellen freigelegt worden sind. Auf die horizontale Ausbreitung in der Römerzeit und die spätere, mit der Befestigung einhergehende Beschränkung des Stadtraums folgte die in die Höhe gebaute mittelalterliche Stadt. Diese Entwicklung zeigte sich besonders deutlich am Ende des 1. Jahrtausends. Die Kathedrale nahm neue, monumentalere Ausmasse an und erhielt zunächst eine über den Ostabschluss ausgreifende Krypta, später einen überhöhten, gewölbten Chor.
Vom Hochmittelalter zum Ancien Régime
Begründung und Festigung der bischöflichen Macht
Autorin/Autor:
HLS DHS DSS
Übersetzung:
Elmar Meier
Über die Machtstruktur in der Stadt Genf in der Zeit zwischen der Ansiedlung der Burgunder 443 und dem Vertragsschluss von Seyssel 1124 gehen die Meinungen bis heute auseinander. Die Burgunderkönige, die Genf zu einer ihrer Hauptstädte erhoben, waren Arianer inmitten einer katholischen Bevölkerung. Sie hatten jedoch eine gesetzgebende Gewalt über die beiden Völker, denn Gundobad (516) erliess die "Lex Burgundionum" und die "Lex Romana Burgundionum". Demgegenüber besass der Bischof, unterstützt von den Frauen der burgundischen Königsfamilie (Chrodechilde und Saedeleuba), eine erhebliche geistliche Macht, die sich in den reichen Bauwerken der katholischen Kirche manifestierte. Die dynastischen Auseinandersetzungen, die unter anderem um 500 den Brand der Stadt und der Kathedrale nach sich zogen, schwächten die Burgundermonarchie, bis diese 534 von den Franken aufgelöst wurde. Genf wurde Zentrum eines pagus, der bald dem in Orléans regierenden König, bald dem König von Neustrien unterstand.
Ab der Karolingerzeit stritten sich verschiedene Herrscher der Region um die Diözese Genf, darunter der König der Provence und der Kaiser, der kurz vor 882 dem Volk und dem Klerus von Genf das Recht auf freie Wahl des Prälaten gewährte. Der Bischof von Genf verfügte offenbar nicht von Anfang an vollumfänglich über die Macht in der Stadt. Er besass zwar einige Privilegien, wie das ab ca. 1020-1030 belegte Münzregal, doch erhielt er im Unterschied zu den Bischöfen von Lausanne, Sitten und der Tarentaise für keinen Teil seiner Diözese jemals die gräflichen Rechte. Diese Rechte wurden vom Grafen von Genf ausgeübt, der in der Stadt oberhalb des Bourg-de-Four eine Burg besass. Als 1032 der letzte König des zweiten Königreichs von Burgund starb und 1034 Kaiser Konrad II. sich dieses bemächtigte, stellte der Graf von Genf in der Region den mächtigsten Gegner des neuen Herrschers dar.
Mit der gregorianischen Reform Ende des 11. Jahrhunderts begann die Reaktion gegen die Übergriffe der weltlichen Herrscher, vor allem der Grafen von Genf, auf die Kirchengüter. Mit Unterstützung des Papstes zwang Bischof Humbert von Grammont Graf Aymon I. 1124 zum Vergleich von Seyssel, der die Hoheit des Bischofs über die Stadt festschrieb. Dieser verfügte über die Regalien und Herrschaftsrechte und besass somit eine nahezu uneingeschränkte Macht über die Stadt. Die Grafen von Genf versuchten danach vergeblich die Macht wiederzuerlangen. 1162 besiegelte Kaiser Friedrich Barbarossa in einer Urkunde endgültig die Unabhängigkeit der Bischöfe, die von da an als Reichsfürsten galten.
Zur Ausübung der Gerichtsbarkeit verfügte der Bischof über ein Gericht, dessen Vorsitz ein Vizedominus führte. Das Gerichtsverfahren war einfach und wurde mündlich in der Volkssprache gemäss den überlieferten Rechtsgewohnheiten durchgeführt. Mit der Einführung des römisch-kanonischen Rechts nördlich der Alpen trat ein neuer Beamter, der seit 1225 belegte Offizial, in Erscheinung. Dieser war zunächst nur für kirchliche und geistliche Angelegenheiten zuständig, dehnte dann aber allmählich seinen Kompetenzbereich auch auf rein weltliche Zivilsachen aus und stand deswegen mitunter sogar in Konkurrenz zum Vizedominat. Der Graf von Genf hatte als Vasall des Bischofs das Amt eines Kastvogts inne und war als solcher für die Vollstreckung von Todes- und Körperstrafen zuständig.
Das Haus Savoyen kam Anfang des 13. Jahrhunderts mit Thomas I. und dessen Söhnen, vor allem Peter II., als dritter Machtfaktor ins Spiel. Die savoyische Politik zielte auf eine Schwächung der Grafen von Genf ab. Am 13. Mai 1237 erwirkte der Graf von Savoyen die Verurteilung des Grafen von Genf zu einer beträchtlichen Busse, die für dessen Geschlecht den Ruin bedeutete. 1250 nahm er die Burg beim Bourg-de-Four als Pfand in Besitz. Ab Ende des 13. Jahrhunderts griff der Graf von Savoyen die Machtstellung des Bischofs an. Dabei stützte er sich auf die Bürger der Stadt, indem er ihnen Vorrechte gewährte, welche die Befugnisse des Bischofs einschränkten und die Autonomie der Stadt förderten.
Emanzipation des Bürgertums
Autorin/Autor:
HLS DHS DSS
Übersetzung:
Elmar Meier
Der Emanzipationsprozess erhielt ab Mitte des 13. Jahrhunderts starken Antrieb durch die Messen von Genf. Sie führten den Bürgern das Vorbild der freien Gemeinden Italiens vor Augen und brachten ihnen den Wohlstand, der sie in die Lage versetzte, dem ständig unter Geldmangel leidenden Bischof ihren Willen aufzuzwingen. Auch kriegerische Ereignisse förderten diese Entwicklung. Der Tod Peters II. von Savoyen 1268 und der seines Bruders Philipp 1285 lösten Kriege aus, in denen sich der Bischof, die Grafen von Savoyen, die Grafen von Genf, die Faucigny, die Herren von Gex, die Dauphins du Viennois und Rudolf von Habsburg in wechselnden Koalitionen gegenseitig bekämpften. Die Stadt war von einigen Ereignissen direkt betroffen. Im August 1291 beispielsweise beschossen der Graf von Genf und der Dauphin die Kathedrale mit einem Katapult.
1263 begannen sich die Bürger unter dem Schutz Peters II. von Savoyen zu emanzipieren. 1285 bestellten sie für ihre Vertretung zehn Prokuratoren oder Syndics und schufen damit Genfs erste mittelalterliche Gemeindeorganisation. Der Beschluss wurde am 29. September 1285 vom Bischof aufgehoben. Am 1. Oktober garantierte jedoch Graf Amadeus V. den Bürgern in den "Lettres patentes" die Sicherheit der Händler, die die Messen besuchten. Zwei Jahre später nahm er das Château de l'Ile ein und erhielt 1290 von Bischof Guillaume de Conflans das Vizedominat zu Lehen. 1291 brach eine neue Bürgerrevolution aus. 1306 erklärten sich vierundzwanzig Familienvorstände und einige Einzelpersonen gegen bedeutende Vergünstigungen zu Lehensmännern des Amadeus V. 1309 anerkannte Bischof Aymon de Quart schliesslich das Recht der Bürger, für ihre kommunalen Angelegenheiten Syndics oder Prokuratoren zu bestellen, sofern diese sich nicht in die bischöfliche Gerichtsbarkeit einmischten. Als Gegenleistung verlangte er von den Bürgern den Bau einer Halle, die der Zwischenlagerung der für die Messen bestimmten Waren diente, und sicherte ihnen einen Drittel der in dieser erzielten Einnahmen zu. Von da an wählten die Bürger auf Versammlungen Anfang jedes Jahres jeweils vier Syndics, denen sie die Vollmacht erteilten, im Interesse des Gemeinwesens zu handeln. Ab 1364 amteten die Syndics im Namen des Bischofs als Richter in Kriminalsachen.
Kurz nach 1309 wurde die vom Bischof geforderte Lagerhalle an der Place du Molard erstellt. Das Seeufer wurde teilweise aufgeschüttet und reichte von den Rues Basses (heute Rue de la Croix-d'Or und Rue de la Confédération) zur Rue du Rhône. Zwischen den dort errichteten Häusern erstreckten sich drei Plätze (Longemalle, Molard und Fusterie), die alle zu einem Hafen führten. Der um 1311 erwogene Plan, eine Steinbrücke über die Rhone zu bauen, wurde nicht realisiert.
Der von den Feudalkriegen ausgehende Druck verstärkte sich, und das Haus Savoyen sah sich in seiner Expansionspolitik bestärkt, als ihm 1365 das Reichsvikariat über die Diözesen der Region, darunter auch die von Genf, zuerkannt wurde. Aus diesen Gründen und um der wirtschaftlichen und demografischen Entwicklung Rechnung zu tragen, musste die Stadtmauer erneuert werden. Nachdem Bischof Guillaume de Marcossey den Widerruf des Reichsvikariats für Genf erwirkt hatte, liess er 1375 mittels ausserordentlicher Steuern eine neue Mauer errichten, die nun auch den Bourg-de-Four mit einschloss und fortan seinen Namen trug.
1387 bestätigte Bischof Adhémar Fabri die den Bürgern und ihren Syndics gewährten Freiheiten feierlich in einer Charta, die während 150 Jahren das politische Leben in Genf bestimmte. Die Urkunde regelte in 79 Artikeln das Zivil- und Strafverfahren, die Rechtsverhältnisse zwischen Personen, die Ausübung bestimmter Berufe sowie die Verteilung der Zuständigkeiten zwischen Bischof und Bürgerschaft. Ausserdem schrieb sie Massnahmen zur Sicherung der Stadt vor. Trotz der bestehenden Gemeindesatzung rissen die Grafen von Savoyen auf Kosten des Bischofs immer mehr Machtbefugnisse an sich und drohten sich zu den Herrschern der Stadt aufzuschwingen. Die Bürger schlossen sich nun mit dem Bischof gegen den gemeinsamen Feind zusammen. Doch Amadeus VIII., der die Grafschaft Genf erwarb, 1416 in den Rang eines Herzogs von Savoyen aufstieg und 1440 unter dem Namen Felix V. zum Papst gewählt wurde, erlangte für die Fürsten seines Hauses ein Präsentationsrecht in der Diözese Genf. In der Folge wurde der Bischofssitz mit Savoyern oder Mitgliedern von Vasallenfamilien besetzt. Bis zu den Burgunderkriegen und noch darüber hinaus war Genf eine savoyische Kapitale. Die Bürgerschaft scheint sich mit ihren Schutzherren abgefunden zu haben, welche den Friedkreis zweimal erweiterten (1445 auf das Arveufer, 1508 auf Les Pâquis) und die für das Herzogtum wirtschaftlich interessanten Messen förderten.
Burgrechte und Machtübernahme des Bürgertums
Autorin/Autor:
HLS DHS DSS
Übersetzung:
Elmar Meier
Die Burgunderkriege veränderten das Kräftegleichgewicht grundlegend. Die Stadt Genf, von ihrem Bischof Johann Ludwig von Savoyen zur Unterstützung des Herzogs von Burgund verpflichtet, wurde von den siegreichen Eidgenossen bedroht und 1475 zur Zahlung einer beträchtlichen Busse verurteilt. Der Bischof suchte die Annäherung an die Sieger und schloss am 14. November 1477 mit den Städten Bern und Freiburg einen für die Dauer seines Lebens (bis 1482) geltenden Burgrechtsvertrag. 1519 unterzeichnete die Bürgerschaft einen Burgrechtsvertrag mit Freiburg, doch der Herzog von Savoyen zwang die Genfer, dieses gegen ihn gerichtete Bündnis aufzugeben.
Der 1526 zwischen Genf, Bern und Freiburg geschlossene Burgrechtsvertrag kündigte das Ende der bischöflichen Macht und die Entstehung eines autonomen Herrschaftsgebildes an. Die Eidguenots, Anhänger der Eidgenossen, liessen den Vertrag von einem dem späteren Rat der Zweihundert ähnlichen Gremium und danach trotz eines Verbots des Bischofs vom Generalrat genehmigen, der sich im Kreuzgang von Saint-Pierre versammelte und dem Vertrag am 25. Februar 1526 mit überwältigender Mehrheit zustimmte.
Die Befugnisse des Bischofs gingen nun nach und nach an die Bürger über, so 1527 die Zivilgerichtsbarkeit und 1529 das Vizedominat. Dessen ein Jahr zuvor aufgehobenes Gericht wurde durch einen Zivil- und Strafgerichtshof ersetzt, dem ein Statthalter und vier Auditoren angehörten. Am 22. August 1533 verliess Bischof Pierre de La Baume die Stadt und verlegte den bischöflichen Hof nach Gex. Am 10. August 1535 veranlasste das Messeverbot die letzten bischöflichen Funktionäre zum Wegzug. Ihre Ämter übernahm die Stadt. Am 26. November 1535 sprach sich der Rat der Zweihundert das Münzrecht zu; drei Tage später gründete er das Hôpital général, für das die Güter und Einkünfte der im August 1535 aufgehobenen Wohltätigkeitseinrichtungen verwendet wurden. Der Generalrat führte am 21. Mai 1536 die Reformation und gleichzeitig die allgemeine Schulpflicht ein.
Die befestigte Stadt im Ancien Régime
Autorin/Autor:
Liliane Mottu-Weber
Übersetzung:
Elmar Meier
Während des Ancien Régime erscheint Genf überwiegend als in ihre Stadtmauern eingezwängte Stadt ohne Hinterland. Die 1536 gegründete Republik wurde in den "Ordonnances sur les offices" von 1543 als "Stadt" bezeichnet. Die lange Reihe ihrer Polizeiverordnungen, die 1609 erstmals gedruckt wurden, aber bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen, widmete sich fast ausschliesslich städtischen Angelegenheiten. Allerdings gab es nur wenige politischen Institutionen rein städtischen Charakters. Genf hatte nämlich mit der Reformation Regalien und bischöflicher Herrschaftsrechte über die als Untertanen geltenden Bewohner der meisten seiner ländlichen Besitzungen geerbt. Bis 1798 dehnten die Genfer Magistraten ihre Vorrechte auf das gesamte Gebiet aus, das die Stadt, die sogenannten Freigüter und die Mandements umfasste. Für die Landgebiete wurden eigene Kastlane eingesetzt, um einerseits die Kontrolle über diese von Feinden (Savoyen) wie Verbündeten (Bern) begehrten Territorien sicherzustellen und andererseits die gerichtlichen Aufgaben zwischen Stadt und Land aufzuteilen.
Einige Ämter waren - zumindest was ihren räumlichen Geltungsbereich betrifft - spezifischer auf die Stadt ausgerichtet wie diejenigen des Grossweibels, des Kerkermeisters, des Quartierhauptmanns, des Dizenier (Befehlshaber einer Zehnerschaft), und des Wächters. Innerhalb der Stadt waren die Bourgeois (Neubürger) und Citoyens (Altbürger, Patrizier) von bestimmten Steuern befreit und besassen einige Privilegien, wie die Rechte, einen Laden zu führen, den Wein aus ihren Rebbergen im Kleinhandel oder das aus ihren Besitzungen stammende Gemüse an der Place du Molard zu verkaufen.
Ausschnitt des Genfer Stadtplans aus dem Jahr 1718 von Jacques-Barthélemy Micheli du Crest (Archives d'Etat de Genève, Fonds Gustave Dumur).
[…]
Ab 1531 liess die Stadt die Vorstädte abtragen, wodurch sich der verfügbare Raum erheblich verringerte, und etappenweise eine Schanzenanlage erstellen, die Saint-Gervais am rechten Ufer einbezog. Die Genfer mussten auf den Wehrmauern Wache schieben oder einen Vertreter zahlen. Ende des 17. Jahrhunderts wurden die allgemeine Wachtpflicht der Bürger aufgehoben und stattdessen eine jährliche Steuer eingeführt, das Wachtgeld, das der Besoldung der einige hundert Soldaten starken Garnison diente. Diese entwickelte sich im 18. Jahrhundert auf Kosten der Bürgermilizen zu einem Instrument der aristokratischen Herrschaft. An den drei Stadttoren (Rive und Neuve am linken, Cornavin am rechten Ufer), die sich jeden Abend schlossen, wurden Menschen, Tiere und Waren kontrolliert sowie Bettler und "unnütze Esser" aus- oder abgewiesen.
Kirche
Das bischöfliche Genf
Autorin/Autor:
HLS DHS DSS
Übersetzung:
Elmar Meier
Als Bischofsstadt beherbergte Genf ab Mitte des 4. Jahrhunderts eine Doppelkathedrale, ein Baptisterium und einen Bischofspalast. Der Bischof, Fürst und Geistlicher zugleich, nahm in der Stadt sowohl in geistlichen als auch in weltlichen Belangen eine herausragende Stellung ein. Die Gebäude, welche die Bischöfe benutzten und in mehreren Etappen renovieren oder neu errichten liessen (Ende des 4. Jh., erste Hälfte des 5. Jh., Anfang des 6. Jh., Jahrtausendwende, Episkopat von Arducius de Faucigny 1135-1185), prägten das Stadtbild und zeugten von der wirtschaftlichen Stärke der Kirche von Genf. Die Bischöfe wie auch die Domherren des Kapitels Saint-Pierre stammten aus den Herrscherfamilien der Region, zu denen die Faucigny, die Grandson, die Grafen von Genf, die Savoyer und ihre Vasallen gehörten. Mit einer geschickten und aggressiven Politik schuf sich Bischof Aymo von Grandson (1215-1260) eine militärische und weltliche Machtstellung, dank der er dem Expansionsdrang der Grafen von Genf und des Hauses Savoyen Einhalt gebieten konnte. Dies erreichte er unter anderem durch den Bau der Burg auf der Insel und den Erwerb von Ländereien und Hoheitsrechten über Dörfer, in denen er Festungen errichten liess und die er zu den Mandements Jussy, Peney und Thiez ausgestaltete.
Schutzmantelmadonna. Fresko in der Allerheiligenkapelle der Kirche Saint-Gervais, um 1444. Von einem unbekannten Künstler, stilistisch den Werken aus der Werkstatt des piemontesischen Malers Giacomo Jaquerio nahe (Bibliothèque de Genève; Fotografie A. & G. Zimmermann)).
[…]
Das Domkapitel, ursprünglich der Rat der bischöflichen Kleriker, ist seit der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts belegt. Es verfügte ebenfalls über weltliche Rechte und bedeutende Einkünfte in der Diözese. Die Domherren (1099 20, ab 1320 30) standen unter der Leitung eines Dompropstes. Sie lebten zunächst wahrscheinlich in Gemeinschaft, wohnten aber seit ihrer ersten urkundlichen Erwähnung in einzelnen Häusern, die rund um die heutige Cour Saint-Pierre angeordnet waren und den sogenannten Grand Cloître bildeten. Das Kapitel löste sich allmählich aus der bischöflichen Gewalt. Ab dem 13. Jahrhundert war es von der Gerichtsbarkeit des Bischofs ausgenommen, mit dem es häufig in Konflikt geriet. Bis 1342 wählte jedoch das Domkapitel den Bischof und trug bei einer Vakanz die Verantwortung für die weltlichen und geistlichen Angelegenheiten der Diözese.
Bis zur Reformation umfasste Genf sieben Pfarreien. Innerhalb des Mauerrings des 14. Jahrhunderts gehörten Sainte-Croix (Pfarrei der Kathedrale), Saint-Gervais am rechten Rhoneufer (926 erstmals erwähnt, Grundmauern einer viel älteren Kirche) sowie deren Filiale Notre-Dame-du-Pont-du-Rhône, Saint-Germain (merowingische Überreste), La Madeleine (Ende des 11. Jh. erstmals erwähnt, erste Bauten aus spätrömischer Zeit) und Notre-Dame-la-Neuve (ab ca. 1250 belegt) dazu. Ausserhalb der Stadtmauer lagen die Pfarrei Saint-Victor, die sich offenbar im 11. Jahrhundert um das gleichnamige Priorat bildete und den Mittelpunkt einer grösseren Vorstadt darstellte, und die vermutlich später eingerichtete Pfarrei Saint-Léger, die sich entlang der Verbindungsstrasse zwischen Arvebrücke und Genf erstreckte. Im ausgehenden Mittelalter entstanden zahlreiche Bruderschaften (1515 rund 50).
Das ausserhalb der Mauern gelegene Benediktinerkloster Saint-Jean, erwähnt in "Vie des pères du Jura", geht auf das 6. Jahrhundert zurück. Saint-Victor erhielt Anfang des 7. Jahrhunderts bedeutende Vorrechte und wurde gegen Ende des 10. Jahrhunderts von Bischof Hugo von Genf der Abtei Cluny übertragen. Dieses Kloster, in dem etwa zehn Mönche lebten, war reich begütert, insbesondere in der Champagne (Chancy, Avully, Cartigny, Troinex, Laconnex usw.). Es fiel ab Mitte des 15. Jahrhunderts nicht zuletzt wegen seiner strategisch günstigen Lage am Genfer Stadttor in die Hände von Kommendataräbten aus der Familie de Grolée und später der Familie Bonivard (1514-1519 François). Eine Bereicherung erfuhr die Klosterlandschaft der Stadt Mitte des 13. Jahrhunderts durch die Bettelorden, die rasch an Beliebtheit gewannen und vom Haus Savoyen unterstützt wurden. 1263 kamen die Dominikaner, die in Palais bei der heutigen Rue de la Corraterie ein riesiges Kloster mit zwei Kreuzgängen bauten. 1266 liessen sich die Franziskaner in Rive nieder. Beide Gemeinschaften, die sich grossenteils aus den Bürgerfamilien der Stadt rekrutierten, zählten je zwischen 20 und 30 Mönche, die überall in der Region predigten und Almosen sammelten. 1476 gründeten die Klarissen ein Kloster beim Bourg-de-Four. Ihre Gebäude wurden nach der Reformation für das Hôpital général genutzt. Um 1480 liessen sich die Augustiner Eremiten nahe der Arvebrücke nieder, wo sie günstige Bedingungen für das Sammeln von Almosen vorfanden.
Die Juden gelangten ab Ende des 14. Jahrhunderts nach Genf; sie richteten sich in der juiverie, einem Ghetto an der Place du Grand Mézel, ein. Ihre Lage verschlimmerte sich zusehends: 1461 wurde das Ghetto geplündert, und 1490 wurden die Juden aus Genf verbannt.
Autorin/Autor:
Liliane Mottu-Weber
Übersetzung:
Elmar Meier
Mit dem Abbruch der Vorstädte wurden auch Saint-Victor sowie die Klöster der Dominikaner und der Augustiner Eremiten zerstört. Zugleich verschwanden die Pfarreien Saint-Victor und Saint-Léger. Die alte Kathedrale Saint-Pierre wurde in eine reformierte Kirche umgewandelt (klassischer Portikus von 1752-1756), ebenso die Kirchen La Madeleine und Saint-Gervais, in denen Emporen eingezogen wurden, um der Bevölkerungszunahme Rechnung zu tragen. Die Kirche Saint-Germain wurde zeitweise als Kornspeicher, Zeughaus und Schlachthof sowie als Kanonengiesserei benutzt. Notre-Dame-la-Neuve (heute Auditoire de Calvin) diente für den Gottesdienst der italienischen, englischen und schottischen Protestanten sowie als theologischer Hörsaal, da die 1559 gegründete Akademie über keine eigenen Räumlichkeiten verfügte. Erst im 18. Jahrhundert wurde der Temple Neuve (Temple de la Fusterie) erbaut (Einweihung 1715) und eine neue Kirchgemeinde eingerichtet. Die nichtcalvinistischen Protestanten erhielten ihr Gotteshaus mit der lutherischen Kirche 1766. Die Reste des Klosters Saint-Jean wurden zur Verstärkung der Stadtmauer und für den Galgen von Champel verwendet, die Gebäude des Franziskanerklosters säkularisiert.
Wirtschaft und Gesellschaft
Bevölkerung
Autorin/Autor:
HLS DHS DSS
Übersetzung:
Elmar Meier
Die periodischen Steuererhebungen des Bischofs geben näherungsweise Aufschluss über Genfs Bevölkerung im Mittelalter. 1356-1358 zählte man 491 Feuerstätten, was ca. 2500 Einwohnern entsprach. 1464 wurden 1232 Häuser und 2445 Steuerpflichtige erfasst. Zu diesen Zahlen sind die Einwohner, die keine Steuern zahlten, d.h. die Adligen, Geistlichen und Untertanen, hinzuzurechnen. Somit betrug die Stadtbevölkerung im 14. und 15. Jahrhundert schätzungsweise über 5000 Einwohner.
Da vor 1798 - damals wurden in Genf 24'331 Personen gezählt - keine Bevölkerungserhebungen stattfanden, lässt sich die Einwohnerzahl der frühen Neuzeit nur dank einiger weniger Zählungen bestimmen oder aufgrund der natürlichen Bevölkerungsbewegung abschätzen. 1550 hatte Genf demnach 13'150 Einwohner, 1580 17'330, 1650 12'250 und 1690 16'220. Im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts stieg die Bevölkerung auf über 20'000 und in den 1770er Jahren auf über 25'000 Einwohner an. Die Schwankungen im 16. und 17. Jahrhundert sind vorwiegend auf den Zuzug (in den 1550er Jahren über 5000 Personen) oder Wegzug von protestantischen Flüchtlingen zurückzuführen. Zu dieser innerhalb der Stadtmauer lebenden Bevölkerung sind Ende des 17. Jahrhunderts einige hundert, Ende des 18. Jahrhunderts rund 3000 Vorstädter hinzuzuzählen. Die Wiederbelebung der Vorstädte setzte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein, als die militärische Bedrohung nachliess.
Messen und Handwerk
Autorin/Autor:
HLS DHS DSS
Übersetzung:
Elmar Meier
Wichtigster Faktor der Genfer Wirtschaft waren ab dem 13. Jahrhundert die Messen, welche Händler, Bankiers, Spediteure, Künstler und später auch Drucker aus ganz Europa anzogen und Genf zu einem Handelsplatz und kulturellen Zentrum ersten Ranges machten. Die Entwicklung der Genfer Messen begann 1260 und verlief zeitgleich mit dem Niedergang der Messen in der Champagne. Sie wurden viermal jährlich abgehalten - am Dreikönigstag, am Weissen Sonntag, an Petri Kettenfeier (1. August) und an Allerheiligen - und dauerten jeweils zehn bis vierzehn Tage. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts spezialisierten sie sich im Geldhandel, und Genf entwickelte sich zum wichtigsten Finanzplatz Europas. Ein Dutzend florentinischer Handelshäuser, unter anderen die Medici, siedelten sich in Genf an. In den 1460er Jahren verliessen sie die Stadt wieder, nachdem König Ludwig XI. 1462 mit der Verleihung eines Privilegs die Lyoner Messen gefördert hatte. Deutsche Händler, die zwischen 1480 und 1530 in Genf tätig waren, verzögerten den Niedergang der grossen Genfer Messen, die sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts schliesslich auflösten.
Nordflanke des Stadthügels. Reliefplan der Stadt intra muros zu Beginn des 19. Jahrhunderts, geschaffen vom Architekten Pierre Matthey, 1815 (Musées d'art et d'histoire Genève, Maison Tavel).
[…]
Die Präsenz des bischöflichen Hofs, der ab 1309 von der Nähe zum Papst in Avignon profitierte, sowie die Anwesenheit aufblühender Kongregationen und des savoyischen Adels förderten die Ansiedlung von Luxusgewerbe und Luxusgeschäften und das Aufkommen freier Berufe, deren Vertreter einträgliche Geschäfte erwarteten. Die Erwerbstätigen waren grossenteils im Textil-, Leder- und Bekleidungsgewerbe beschäftigt: Tuchmacher, Weber, Färber, Schneider, Näher, Sticker, Kurzwarenhändler, Hutmacher, Teppichweber, Kürschner, Schuhmacher, Strumpfweber, Kaselmacher usw. Ihr guter Ruf brachte diesen Handwerkern Aufträge hoher Würdenträger der Kirche und des savoyischen Hofes ein. Von insgesamt 2101 Handwerkern, die bei einer Steuererhebung 1464 gezählt wurden, waren 340 (16%) in der Textil- und Lederbranche tätig. An zweiter Stelle folgte die Lebensmittelbranche mit 89 Beschäftigten: Metzger, Abdecker, Müller, Bäcker, Zuckerbäcker, Rotisseure, Köche und Fischer. Ab Ende des 15. Jahrhunderts waren an den meisten Flüssen in der Umgebung von Genf Papiermühlen in Betrieb, die den bischöflichen Hof und die Klöster in der Stadt belieferten. Der Buchdruck verbreitete sich ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Zwischen 1478 und 1500 wurden in Genf rund einhundert Inkunabeln gedruckt. Ebenfalls gut vertreten waren Zimmer- und Bauleute. Neben einigen Töpfern, Zinngiessern und Goldschmieden sind noch 17 Gastwirte, zwölf Handwerkschirurgen, ein einziger Bankier, sieben Wechsler und 66 Notare belegt.
Die Bewohner der Freigüter (Franchises) im Stadtbereich wie in den Vorstädten wurden nach einem Aufenthalt von einem Jahr und einem Tag Untertanen des Bischofs, doch waren sie Freie mit garantierten Rechten. Die Reichsten von ihnen strebten den Kauf von Herrschaften auf dem Land an, um einen adligen Lebensstil zu führen oder sich mit savoyischen Adligen zu verschwägern.
Neue Gewerbezweige
Autorin/Autor:
Liliane Mottu-Weber
Übersetzung:
Elmar Meier
Der Port de la Fusterie. Aquarell von Léonard Revilliod, um 1800 (Bibliothèque de Genève).
[…]
Die Genfer Wirtschaft wurde massgeblich bestimmt durch die Lage der Stadt am Ausfluss der Rhone aus dem Genfersee und an den grossen Handelsrouten, die den Mittelmeerraum und Italien mit Frankreich, den eidgenössischen Orten und Nordeuropa verbanden. Als prägend erwies sich auch Genfs Funktion als Zufluchtsort, in den viele im eigenen Land verfolgte Protestanten strömten. Obwohl die Messen von Genf ihre internationale Bedeutung verloren hatten, spielte der Grosshandel während des gesamten Ancien Régime weiterhin eine zentrale Rolle. Dies war vor allem auch den Lagerhallen an der Place du Molard zu verdanken, in denen alle Transitwaren in Konsignation gegeben und mit verschiedenen Abgaben belegt wurden. Um die lokale Bevölkerung mit Produkten des täglichen Bedarfs und mit Grundnahrungsmitteln (Getreide, Wein, Fleisch, Milchprodukte, Obst, Gemüse und Öl) zu versorgen, wurden auf den Plätzen der Stadt und an den Häfen von Longemalle und Fusterie mehrere Märkte abgehalten. Dort führten Polizeibeamte strenge Kontrollen durch, um Betrug und Hamsterkäufe zu verhindern.
Die gewerblichen Tätigkeiten bzw. die Manufakturen, welche die Flüchtlinge im 16. Jahrhundert nach Genf brachten (v.a. Seidengewerbe, Golddrahtzieherei und Uhrmacherei) bzw. eröffneten, entwickelten sich mit Hilfe der Stadtbehörden, die Gebäude und Grundstücke zur Verfügung stellten sowie Darlehen und Steuerbefreiungen gewährten. Trotz dieser punktuellen Bemühungen stiessen die Handwerker in der Woll-, Seiden-, Leder- und Metallbranche ebenso wie die Drucker und Uhrmacher auf mancherlei Schwierigkeiten. Die Regierung war bestrebt, die Ausbildung der Handwerker, die verwendeten Techniken und die Zahl der Beschäftigen in den verschiedenen, den Nichtbürgern teilweise nicht offen stehenden Berufszweigen zu reglementieren und zu kontrollieren. Deshalb beteiligte sie sich an der Schaffung von Zünften, die das Produktionsmonopol innehatten.
Doch tat sich die Regierung schwer mit der Anpassung der für die Lagerhallen geltenden Tarife an die Erfordernisse der Produzenten, die ihre Rohstoffe aus entlegenen Gebieten importieren und ihre Erzeugnisse ins Ausland exportieren mussten. Ausserdem waren die Verleger in der von fremdem Gebiet umschlossenen Stadt gezwungen, sich innerhalb der Mauern zu betätigen, zumal ihnen die meisten Zünfte verboten, auf billigere ländliche Arbeitskräfte zurückzugreifen. Der Bevölkerungsdruck in der Stadt war gross, der verfügbare Raum knapp. Die bereits überfüllten Wohnhäuser wurden mit Webstühlen, Pressen, Seidenzwirnmühlen und Färberkesseln vollgestopft, und die wenigen vorhandenen Wiesen dienten zum Trocknen von Stoffen, Häuten und Leder. Auf der Rhoneinsel sowie an den Flussufern und auf den Rhonebrücken entstanden zahlreiche Getreide-, Walk-, Stampf- und Schleifmühlen. Im 18. Jahrhundert stieg der Bedarf an Wasserkraft, was manchmal zu Konflikten zwischen den verschiedenen Mühlenbetreibern führte. Das Textilgewerbe geriet in Konkurrenz mit der Uhrmacherei, Schmuckherstellung und Metallverarbeitung, ja sogar mit den Tabakreibern und Chocolatiers.
Die Bankgeschäfte, die mit dem internationalen Handel, den protestantischen Glaubensflüchtlingen und den für die Kriege unter Ludwig XIV. aufgewandten Geldsummen eng verbunden waren, entwickelten sich ab 1700 zum Dreh- und Angelpunkt der Genfer Wirtschaft. Bankiers wie die Thellusson, Mitglieder der "hugenottischen Internationale" mit Beziehungen in Paris, Lyon, Amsterdam und London, tätigten langfristige Kreditgeschäfte (Renten) und legten den Grundstein der zukünftigen, in der Vermögensverwaltung aktiven Privatbanken. Ende des 18. Jahrhunderts finanzierte das Genfer Bankenwesen die französische Monarchie; die Französische Revolution zog den Zusammenbruch mehrerer renommierter Bankhäuser nach sich.
Städtebauliche Entwicklung
Autorin/Autor:
Liliane Mottu-Weber
Übersetzung:
Elmar Meier
Die Gemeindebehörden bemühten sich von Fall zu Fall, die Probleme zu lösen, welche die Konzentration einer wachsenden kosmopolitischen Bevölkerung auf beschränktem Raum mit sich brachte. Im 18. Jahrhundert schlugen sich neue städtebauliche Überlegungen in einer Politik nieder, die darauf abzielte, die Stadt zu verschönern und die hygienischen Bedingungen zu verbessern. Neue Bauten säumten die Treille (seit 1719 Rue des Granges), auf der Place de la Fusterie entstand eine Kirche, an der Porte Neuve ein Theater und am Bourg-de-Four ein neues Spital (1707-1712, seit 1857 Palais de Justice). Nachdem die Stadt bis dahin von häufig privaten Quellen und Brunnen abhängig gewesen war, gelang es ihr nach mehreren gescheiterten Versuchen endlich, ihre Wasserversorgung zu verbessern. Hierfür liess sie 1708 Ingenieur Joseph Abeille an der Spitze der Rhoneinsel ein Wasserwerk errichten, mit dem Wasser aus der Rhone in sechs öffentliche Brunnen (vier davon im wohlhabendsten Quartier) gepumpt wurde. Die 1699 geschaffene Chambre de la netteté (Kammer für Sauberkeit) nahm eine schrittweise Sanierung der Stadt und ihrer Gräben vor, indem sie gedeckte Abwasserkanäle baute, die öffentlichen Latrinen verbesserte sowie die Sammlung der Abfälle und deren Entsorgung ausserhalb der Stadt organisierte. Die von der Bevölkerung wiederholt geforderte Strassenbeleuchtung wurde erst im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts eingeführt, nachdem die Regierung sich für die Anschaffung und den Unterhalt von öffentlichen und privaten Laternen ausgesprochen hatte. Um die Wende zum 19. Jahrhundert wurden diese Anstrengungen trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten fortgesetzt.
Fürsorge
Autorin/Autor:
Liliane Mottu-Weber
Übersetzung:
Elmar Meier
Für Arme besass die Stadt eine grosse Anziehungskraft. Mit der Armenpflege wurde das 1535 entstandene weltlich und zentral geführte Hôpital général betraut, das ausserdem für die Pflege der Kranken, die Betreuung der Waisen und die vorübergehende Unterbringung von Fremden auf der Durchreise zuständig war. Die für die Bürger von Genf bestimmte Institution erwies sich als ungeeignet für die Aufnahme von Flüchtlingen, und so mussten zur Unterstützung von Franzosen, Italienern und "Deutschen" besondere Hilfsfonds eingerichtet werden.
19. und 20. Jahrhundert
Institutionen und politisches Leben
Genf als französische Mairie (1798-1814)
Autorin/Autor:
Liliane Mottu-Weber
Übersetzung:
Elmar Meier
Nach dem Anschluss an Frankreich 1798 galt die Stadt Genf erstmals als von ihrem Territorium zu unterscheidende Verwaltungseinheit: Innerhalb des Canton de Genève, einer Untereinheit des gleichnamigen französischen Arrondissements, war eine Munizipalverwaltung für die Angelegenheiten der Stadt zuständig und eine zweite Administration für die ausserhalb der Befestigung gelegenen Gemeinden. Gemäss dem Gesetz vom 17. Februar 1800 (28. Pluviôse VII) wurde die nun als Präfektur eingestufte Stadt wie die anderen gleichrangigen französischen Gemeinden von einem Bürgermeister, zwei Adjunkten und einem Munizipalrat (Conseil municipal) geleitet. Die Munizipalverwaltung mit Sitz im alten Rathaus blieb während der Dauer der französischen Besatzung in Genfer Hand. Sie stand der Bevölkerung näher als die Präfektur, die sich im ehemaligen Sitz des französischen Residenten einrichtete.
Entsprechend seinem Status als französische Gemeinde verfügte Genf über ein Bureau de bienfaisance; dieses kümmerte sich um Bedürftige, die keinen Anspruch auf die den alteingesessenen Genfern vorbehaltene Unterstützung des Wohltätigkeitsvereins hatten. In diesen wirtschaftlich schwierigen Jahren musste der Maire häufig auf die alten Hilfsfonds zurückgreifen und schuf sogar einen neuen Fonds für fremde Arbeiter. Einige der Büros der Munizipalität (Finanzen, Handel und Gewerbe, Polizei) oder deren Untereinheiten (Sektionen für Ausländer, Sittenaufsicht, Gesundheit, Sauberkeit und Versorgung) übernahmen die Aufgaben, die früher die Verwaltungskammern der Republik wahrgenommen hatten. Der am längsten amtierende Maire (1801-1814) war Frédéric-Guillaume Maurice, vormals Syndic und Mitglied des Rats der Zweihundert sowie zusammen mit den Brüdern Pictet Gründer der "Bibliothèque britannique". Er wurde von den Genfern, deren Interessen er - namentlich in Steuerfragen - gegenüber den Forderungen der Zentralregierung verteidigte, ebenso geschätzt wie von den französischen Behörden.
Aufhebung und Wiederherstellung der Gemeinde
Autorin/Autor:
Irène Herrmann
Übersetzung:
Elmar Meier
1814 wurde mit der Restauration die 1800 eingeführte Form der Stadtregierung abgeschafft und die Stadt Genf als einzige Genfer Gemeinde aufgehoben. Die städtische Verwaltung fiel unter die Aufsicht der kantonalen Exekutive, die diese über eine ihrer Kommissionen, die Rechnungskammer, ausübte. Letztere, zusammengesetzt aus vier Mitgliedern des Staatsrats und vier von diesem ernannten Munizipalräten, hatte vor allem die Aufgabe, ein von der Regierung zu genehmigendes Budget zu erstellen. Die festgelegten Posten, die aus dem Ungeld und aus verschiedenen anderen Abgaben gespeist wurden, dienten zum Unterhalt der Strasseninfrastruktur und der hydraulischen Maschine sowie zur Tilgung der Schulden der ehemaligen Mairie.
In den 1830er Jahren verliehen die zunehmende Autonomie der ländlichen Gemeinden und die Wirtschaftsflaute den Befürwortern eines durch Wahl zu bestimmenden Conseil municipal Auftrieb. Diese Vertreter liberaler und radikaler Anschauungen waren der Ansicht, ein solches, unbedingt von aktiven Protestanten zu leitendes Organ würde die Genfer Industrie wieder ankurbeln. Sie stiessen jedoch auf hartnäckigen Widerstand der konservativen Mehrheit im Parlament, dem Repräsentierenden Rat. Die durch Petitionen zusätzlich angeheizte Auseinandersetzung löste den Handstreich vom 21. November 1841 aus, der zur Schaffung eines Verfassungsrates führte.
Die Verfassung von 1842 gab der Stadt Genf ihre Autonomie zurück. Sie sah als Exekutive eine Stadtregierung (Conseil administratif) mit elf Mitgliedern vor. Gewählt wurden diese von einem Stadtparlament (Conseil municipal, Legislative), dem 81 durch allgemeine Wahl bestimmte Räte angehörten. Die Verfassung von 1847 behielt dieses System weitgehend bei und verminderte lediglich die Zahl der Ratsmitglieder auf fünf bzw. 41. Dagegen vergrösserte sich die Stadtverwaltung, die 1850 mit Waisenkommission, Baubüro, öffentlicher Bibliothek, akademischem Museum, botanischem Garten, Uhrmacherschulen, Zivilstandsamt und Ungeldverwaltung nicht weniger als acht Büros umfasste. Die Stadt erweiterte auch ihre kulturellen, sozialen und finanziellen Kompetenzen, was häufige Konflikte mit dem Kanton nach sich zog.
Stadt und Kanton: eine schwierige Kompetenzverteilung
Autorin/Autor:
Charles Heimberg
Übersetzung:
Elmar Meier
Die Stadtgemeinde Genf in ihrer heutigen Form entstand 1931 mit der Fusion der Gemeinden Genf, Plainpalais, Les Eaux-Vives und Le Petit-Saconnex, die ab 1924 Gegenstand politischer Debatten war. Am Anfang dieses Zusammenschlusses war eine Ausweitung des Zuständigkeitsbereichs der Stadt Genf über ihr begrenztes Territorium hinaus vor allem in kulturellen Fragen gestanden. In dieser Zeit war die Stadtbevölkerung im Schrumpfen begriffen, weil die Vorortsgemeinden sich entwickelten und viele Innenstadtbewohner dorthin zogen. Der Zusammenschluss sollte die Gemeindeverwaltung rationalisieren und der Stadt die benötigten finanziellen Mittel sichern.
Das Vorhaben, die Gemeinde Genf aufzuheben und die Stadt unter Aufsicht des Kantons zu stellen, scheiterte im Dezember 1926 am Genfer Stimmvolk. Eine andere Vorlage, welche die Aufgaben von Kanton und Stadt klarer voneinander abgrenzte, wurde im März 1930 angenommen. Vier Kreise, welche die Namen der früheren Gemeinden trugen, blieben bis 1958 bestehen; dann wurden sie aufgegeben, weil sie mit der Entvölkerung des Stadtzentrums und der noch grösseren Bevölkerungsverschiebung in die Peripherie ihre Daseinsberechtigung verloren hatten. Eigentlich waren städtische und kantonale Verwaltung klar voneinander getrennt, wobei die Stadt sich um die Abfallentsorgung, den Feuerwehrdienst, die Sportanlagen und die öffentlichen Parks kümmerte, einen beträchtlichen Immobilienbestand verwaltete und vor allem auch weiterhin die volle Verantwortung für den Grossteil der kulturellen Einrichtungen trug. Dass die Versorgungsbetriebe bis 1974 in Händen der Stadt blieben, weist jedoch auf einige nicht ganz gelöste Probleme hin.
Ab den 1960er Jahren entwickelte die Stadt wie die Kantonsverwaltung neue Aktivitäten, um den erkannten gesellschaftlichen Bedürfnissen besser gerecht zu werden. So schuf sie zum Beispiel nach und nach Einrichtungen für Kleinkinder (Krippen, Kindergärten). Parallelentwicklungen der Verwaltungsstrukturen von Stadt und Kanton führten bei der Erfüllung neuer Aufgaben, unter anderem im Polizeibereich, zu Kompetenzkonflikten. Auseinandersetzungen, die etwa die Raumplanung und die Verkehrspolitik betrafen, liessen weitere solche Konflikte bezüglich der Gebietsverwaltung offen zutage treten, so insbesondere 1996 das von den Stadtbehörden bekämpfte Projekt einer Über- oder Unterquerung der Rade und 1999 die Ablehnung einer Parkgarage unter der Place Neuve in einer kommunalen Abstimmung. Immer wieder stellt sich die Frage in verschiedener Form, inwieweit die Stadtbürger für den ganzen Kanton verbindliche Entscheidungen treffen können.
1931-1995 regierte eine zusehends schwindende bürgerliche Mehrheit die Stadt. 1967-1991 verfügten die traditionellen Rechten nach der Wahl von Vertretern der fremdenfeindlichen rechtsextremen Partei Vigilance nicht mehr über die Mehrheit im Stadtparlament (Conseil municipal), doch blieb die Linke in der Minderheit. 1970 brachte die Partei der Arbeit erstmals einen Abgeordneten in die Stadtregierung, und die Rechte versuchte vergeblich, die Wahl eines kommunistischen Maire zu verhindern. 1991 gewannen die Linke und die seit 1987 vertretenen Grünen mit 40 Sitzen die Hälfte der Mandate im Stadtparlament sowie die Mehrheit in der Stadtregierung (Conseil administratif). Seit 1995 halten Linke und Grüne die Mehrheit im Stadtparlament (44 Sitze) wie in der Stadtregierung (1995 3 Sitze, 1999 und 2003 mit der Wahl eines Kandidaten des Linksbündnisses 4 Sitze). Der Maire von Genf wird jeweils für ein Jahr gewählt. 1968-1969 hatte mit Lise Girardin erstmals eine Frau dieses Amt inne.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts besteht offenbar immer noch keine befriedigende Abgrenzung der Aufgaben von Stadt und Kanton; eine Neuverteilung der kantonalen und der städtischen Verantwortlichkeiten wird weiterhin diskutiert. Allerdings laufen Rationalisierungen in Zeiten einer Wirtschafts- und Haushaltskrise meist auf blosse Streichungen hinaus. In diesem Kontext ist der Vorschlag des Staatsrats von 1999 zu interpretieren, Stadt und Kanton zu fusionieren. Der mehrheitlich bürgerlichen Genfer Kantonsregierung stand jedoch in der Stadt eine linke Mehrheit gegenüber, weshalb das Vorhaben scheiterte.
Wirtschaft und Gesellschaft
Krisenjahre (1798-1814)
Autorin/Autor:
Liliane Mottu-Weber
Übersetzung:
Elmar Meier
Genfs Eingliederung in das Departement Léman war den Beziehungen zu seinem Hinterland und zu Frankreich keineswegs zuträglich und erschwerte den Handelsverkehr. Die Ein- und Ausfuhr von unbearbeiteten und bedruckten Stoffen wurden mit Verboten und Abgaben belegt und an eigens dafür errichteten Schranken an den Stadttoren eine neue, für den Strassenunterhalt bestimmte französische Abgabe erhoben (die Indiennes mussten während ihrer Herstellung ständig zwischen den Vororten und einigen Werkstätten im Stadtzentrum hin und her verfrachtet werden). Auf den Handwerkern der Fabrique lasteten Patentrechte und die Tür- und Fenstersteuer, die ihre Werkstätten besonders hart traf. Nun konnten sie auch bestimmte unverzichtbare Güter aus Stahl nicht mehr beschaffen, weil diese wegen ihrer mutmasslichen englischen Herkunft verboten waren. Für die wenigen Teile, die sie dennoch einzuführen vermochten, waren hohe Abgaben zu entrichten. Der Mangel an Kohle führte sporadisch zum Anstieg der Arbeitslosigkeit, die einen erheblichen Teil der Bevölkerung betraf.
Die Munizipalität stand zwischen den Bürgern, die ihre Steuern nicht zahlen konnten und sich gegen den Wachtdienst sträubten, und der Präfektur, die von ihr die ausserordentlich hohen, der Gemeinde auferlegten direkten Steuern einforderte. Obwohl sie die Einführung eines Ungelds erwirkte, dessen Erträge ihr zufielen, litt sie unter ständigem Geldmangel. Sie schaffte es nicht, die Mittel für die notwendigen Ausgaben der Stadt aufzubringen, deren Pflaster und Wasserwerk instand gestellt werden mussten. Zuweilen sparte sie bei der Strassenbeleuchtung, sodass die Laternen nur brannten, wenn Private dafür aufkamen. Zudem musste die Munizipalität den Katholiken eine Kirche (1803 Saint-Germain) und einen Friedhof (1807) zur Verfügung stellen und sich an der Besoldung des Pfarrers beteiligen.
Die Schleifung der Stadtbefestigung
Autorin/Autor:
Irène Herrmann
Übersetzung:
Elmar Meier
Das Schleifen der Stadtbefestigung bei der Porte de Cornavin. Öl auf Leinwand von F. Métral, um 1850 (Institut national genevois, Genf).
[…]
Während die Revolution von 1841 der Stadt eine Bestätigung ihrer Gemeindeautonomie brachte, führte die von 1846 zum Abbruch der Befestigungsanlagen, welche die Stadt in ihrer Ausdehnung hemmten und deren Bevölkerungswachstum bremsten (1814 21'812 Einwohner ohne Vorortsgemeinden; 1834 27'177; 1843 29'289). Im beginnenden 19. Jahrhundert waren die Wehrmauern nur mehr von geringem Nutzen, zumal sie zunehmend verfielen. Als Genf 1815 der Eidgenossenschaft beitrat, verlangten daher mehrere einflussreiche Persönlichkeiten deren Abbruch. Ihnen standen andere Kreise gegenüber, die - von einer Belagerungsmentalität geprägt - die Mauern als Garanten der Genfer Eigenständigkeit erhalten wollten. Um die drei Tore des Hauptortes zu entlasten, wurden Stege über die Mauern geführt. Es wurde beschlossen, in dem am wenigsten exponierten Bereich auf der Seeseite eine Bresche zu schlagen. In den 1830er Jahren wurden die Genferseeufer neu gestaltet und die alte Bastion der Ile aux Barques (heute Ile Rousseau) in eine Promenade umgewandelt. Diesen Neuerungen lag ein umfassender Bauplan für die Rade zugrunde; aktiv unterstützt wurde dieser von den Liberalen, die dabei eigene Interessen verfolgten (Société immobilière des Bergues).
Den entscheidenden Schlag zur Schleifung der Befestigungsanlage führten die Radikalen von 1849 an aus und leiteten damit eine Umgestaltung der Stadt ein: Wohnviertel (Les Tranchées), öffentliche Bauten (1874-1879 Grand Théâtre, 1903-1910 Musée d'art et d'histoire) und zahlreiche Schulgebäude entstanden, wobei Letztere meist in einem als typisch schweizerisch geltenden Stil gehalten waren. Die Universität Genf, welche die Akademie ablöste, erhielt im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin ein eigenes Gebäude (1868-1873). Mit dem Verschwinden der Umfassungsmauer veränderte sich auch der alte Stadtkern. Neue Strassen und Boulevards (ceinture fazyste) wurden angelegt, architektonische Relikte wie die dômes (Vordächer zum Schutz von Warenauslagen) oder das Kornhaus von Longemalle entfernt und schmucke Promenaden gestaltet. Daneben entstanden auch mehrere Sakralbauten wie Notre-Dame (1852-1859), die erste nach der Reformation errichtete katholische Kirche der Stadt Genf, die 1853 geweihte englische Kirche, die Synagoge (1857-1858), die russische Kirche (1866) und der Freimaurertempel (1857-1858), der 1875 in die Kirche Sacré-Cœur umgewandelt wurde. Der Pont de Coulouvrenière (1857 erbaut und 1896 für die Landesausstellung erneuert) und die Mont-Blanc-Brücke (1861-1862) ergänzten den alten Pont de l'Ile und den 1832 erbauten Pont des Bergues. Der Haupthafen, die Rade von 1858, diente bis Anfang des 20. Jahrhunderts dem Handel auf dem Genfersee.
Die Öffnung der Stadt leitete nicht nur eine städtebauliche Erneuerung ein, sondern gab auch der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Modernisierung Anstösse. Die riesige Baustelle schwächte zunächst einmal die grosse, von 1846 bis 1849 dauernde Krise ab, indem sie zahlreichen Erwerbslosen Arbeit verschaffte. Die Bebauung und Bewirtschaftung der verschiedenen Gelände begünstigte wiederum die Immobilienspekulation, um deren Erträge sich Stadt und Kanton stritten. Der frei gewordene Platz wurde auch genutzt, um 1858 den Bau von Eisenbahnanschlüssen in Angriff zu nehmen, welche die Stadt mit dem französischen und schweizerischen Schienennetz verbinden sollten. Doch kam man zu spät; die Linienführung der grossen Strecken, die Genf abseits liegen lassen sollten, waren damals bereits festgelegt. Dagegen spielte Genf bei der Strassenbahn eine Vorreiterrolle (1862 Pferdebahn, 1878 Dampf-, seit 1894 Elektroantrieb). Der Jet d'eau, die Fontäne im Genfersee, wurde 1891 zur 600-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft eingeweiht.
Innenansicht des Musée Rath, um 1875. Öl auf Leinwand von Jeanne-Françoise André-Viollier (Musée d'art et d'histoire Genève, Don de Tony André, no inv. 1949-0016).
[…]
Mit dem immer grösseren Zustrom ausländischer Arbeitskräfte veränderte sich schliesslich die soziale Struktur der Stadt. Während zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Zugewanderter vom Land noch deutlich von einem Städter zu unterscheiden war, verwischten sich dann die Unterschiede allmählich. Die Bevölkerung wurde mehr und mehr kosmopolitisch, was auch der neu gewonnenen internationalen Bedeutung der Stadt entsprach. 1843-1910 verdoppelte sich die Bevölkerung der Stadtgemeinde Genf, die von 29'289 auf 58'337 Einwohner stieg, nahezu. Das grösste Wachstum verzeichneten allerdings die Vorortsgemeinden. 1843 zählte Les Eaux-Vives 1761, Plainpalais 3030 und Le Petit-Saconnex 2612 Einwohner; 1910 war die Bevölkerung dieser Gemeinden auf 17'580, 30'016 bzw. 9310 Personen angewachsen, was einer Gesamtzunahme von 7403 auf 56'906 Einwohner entsprach. Nach dem Ersten Weltkrieg schrumpfte die Stadt Genf (1920 56'292 Einwohner), während die Nachbargemeinden (70'334 Einwohner) weiter wuchsen.
Die Agglomeration Genf
Autorin/Autor:
Charles Heimberg
Übersetzung:
Elmar Meier
Im 20. Jahrhundert erfasste die Urbanisierung weitere Teile der Agglomeration Genf. 1941 lebten in der Gemeinde Genf, die 1931 um drei Vorstadtgemeinden erweitert worden war, noch 71,2% der Kantonsbevölkerung (124'431 von 174'855 Einwohnern). 2000 betrug dieser Anteil nur noch 43%; von den 177'964 Einwohnern der Stadt waren damals über 40% Ausländer. Nach wie vor ist die Stadt jedoch im Vergleich zu den anderen Gemeinden ausserordentlich gross und zählt immer noch sechsmal mehr Einwohner als Vernier, die bevölkerungsmässig zweitgrösste Gemeinde des Kantons. Die Agglomeration ragt über die Grenzen des verhältnismässig kleinflächigen Kantons hinaus; zu ihr zählen Gebiete des Kantons Waadt und der französischen Departemente Ain und Haute-Savoie.
Die wirtschaftliche Entwicklung war von einer Desindustrialisierung der Stadt bzw. des Stadtkerns und einer Zunahme des Dienstleistungsbereichs geprägt, nicht zuletzt, weil sich viele Unternehmungen des sekundären Sektors in die neuen Industriezonen am Stadtrand verlagerten (z.B. Charmilles Technologies). Die Präsenz internationaler Organisationen (Völkerbund ab 1920, Sitz der UNO ab 1946) förderte unter anderem die Entwicklung des Tourismus, des Freizeitangebots und des Geschäftslebens (Autosalon, Palexpo).
Hausbesetzung im Quartier Les Grottes im Februar 1978. Auf dem Spruchband heisst es: "Das Quartier Les Grottes soll leben. Bewohnbares Haus = besetztes Haus" (Interfoto, Genf).
[…]
In den 1920er und 1930er Jahren entstand das internationale Quartier am rechten Ufer anstelle der früheren grossen Landgüter, deren Parks erhalten blieben. Satellitenstädte wie Lignon wurden in den umliegenden Gemeinden hochgezogen. Dagegen wurde die Genfer Altstadt im 20. Jahrhundert kaum angetastet (eine Ausnahme diesbezüglich ist die 1934-1936 am rechten Ufer angelegte Place de Cornavin). Zu den baulichen Neuerungen des 20. Jahrhunderts gehören das Wohnviertel Champel, das Industriequartier La Praille-Acacias, das ab 1958 Gestalt annahm, und der 1972-1973 für das Westschweizer Fernsehen errichtete Fernsehturm. Nach dem Mai 1968 betraten Vereinigungen zum Schutz beliebter Quartiere die politische Bühne, die mitunter wie zum Beispiel im Quartier Les Grottes grössere Eingriffe verhinderten. Die Verkehrsberuhigung der Innenstadt sowie der Ausbau des öffentlichen Verkehrs führten zeitweilig zu Konflikten mit den zuständigen kantonalen Behörden.
Hauptsitz der Télévision suisse romande © 2004 KEYSTONE / Laurent Gilliéron.
[…]
In kultureller Hinsicht sorgte die Stadt Genf nicht nur für den Fortbestand der vorhandenen Strukturen, sondern schuf auch neue Kulturstätten (Kunsthaus Grütli) und Museen (1964 Museum für Wissenschaftsgeschichte, 1966 Naturhistorisches Museum, 1972 Uhren- und Emailmuseum, 1994 Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, 2005 internationales Reformationsmuseum). Wie das Beispiel des 2002 vom Volk abgelehnten Völkerkundemuseum zeigt, liessen sich jedoch nicht alle Projekte verwirklichen.
Quellen und Literatur
Allgemeines- E. Rivoire, Bibliographie historique de Genève au XVIIIe siècle, 3 Bde., 1897-1935
- L. Blondel, Le développement urbain de Genève à travers les siècles, 1946
- Histoire de Genève, 2 Bde., 1951-56
- P.-F. Geisendorf, Bibliographie raisonnée de l'histoire de Genève des origines à 1798, 1966
- Histoire de Genève, hg. von P. Guichonnet, 1974 (31986)
- L. Binz, Brève histoire de Genève, 1981
- Encycl.GE
- A. Brulhart, E. Deuber-Pauli, Ville et canton de Genève, 1985 (21993)
- A. Dufour, Histoire de Genève, 1997 (32001)
- Kdm GE 1-, 1997-
- C. Santschi, «Genève et les Suisses», in En marge de la Confédération, 2001, 25-57
Von der Urzeit bis ins Hochmittelalter- L. Blondel, «Le prieuré de Saint-Victor, les débuts du christianisme et la royauté burgonde à Genève», in BHG 11, 1959, 211-258
- D. Paunier, La céramique gallo-romaine de Genève, 1981
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Kurzinformationen
Ersterwähnung(en) |
51 v.Chr.: Genua
Ende 4. Jh.: Civitas Genavensium
Ende 4. Jh.: Genava
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Endonyme/Exonyme |
Genève (französisch)
Genevra (romanisch)
Genf (deutsch)
Ginevra (italienisch)
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Zitiervorschlag
Martine Piguet; Jean Terrier; Charles Bonnet; HLS DHS DSS; Liliane Mottu-Weber; Irène Herrmann; Charles Heimberg: "Genf (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 07.02.2018, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002903/2018-02-07/, konsultiert am 09.02.2025.